SANDRART, Joachim von, L’Academia Todesca della Architectura Scultura et Pictura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild und Mahlerey-Künste, Nürnberg, Jacob von Sandrart, 1679, 2 vol., vol. II.
La seconde édition de 1679, dédiée au margrave de Brandenbourg, est également divisée en trois parties consacrées à l’architecture, à la sculpture et à la peinture. Pour les deux premiers arts, les textes sont accompagnés d’un plus grand nombre d’illustrations. Une place très importante est faite aux descriptions de monuments et de sculptures antiques, ainsi qu’à l’histoire à travers les vestiges et les médailles d’empereurs romains. Il en va de même pour la peinture : son histoire est retracée en avant-propos, et une partie importante est réservée à l’Antiquité. Les quinze chapitres de théorie de l'édition de 1675 sont résumés en sept chapitres, et leur ordre est profondément modifié. Le premier chapitre est consacré au dessin; le deuxième traite des proportions et de ses règles ; le troisième aborde la notion de convenance dans le traitement des figures ; les chapitres 4, 5 sont consacrés aux couleurs, et le chapitre 6 à l’ordonnance de l’histoire, et à la science des plis. Le septième chapitre est une introduction à l’art du paysage. Le chapitre sur la perspective, de même que le dernier chapitre de l’édition de 1675 consacré aux peintures arabe et chinoise, et aux règles de l’art de peindre sont supprimés.
L’édition de 1679 semble ne pas obéir au même but que la première édition. Les informations qui y sont assemblées peuvent sans doute intéresser un amateur, mais peut-être plus érudit, plus proche des antiquaires. Cependant, elle semble surtout destinée aux peintres. Les nombreuses gravures se présentent plus comme des modèles que comme des illustrations du texte. La conception des chapitres est par ailleurs très différente. Elle est fondée sur la recherche d’une juste manière et sur l’énoncé des modalités d’un bon apprentissage. La plupart des idées sur l’esthétique de la peinture et sur l’acte de peindre ainsi que les références à la théorie italienne ont disparu, et le but de Sandrart est de montrer comment acquérir la science du dessin, de la couleur au sein d’une académie, en définissant les étapes de l’apprentissage fondé sur la copie du nu, d’abord d’après des gravures, des dessins et des tableaux immobiles, puis d’après la vie. Il conserve les indications précises pour le rendu des figures et la justesse de leur position et de leur mouvement, mais il n'accorde que quelques lignes à l’expression des passions. L’enseignement des couleurs est presque entièrement repris, mis à part celui de la signification des couleurs. Les rudiments de l’art de peindre sont longuement énoncés, et peu de place est accordée à ce qui confère à la peinture, la perfection, l’harmonie et l’unité. Sandrart définit et justifie en somme le programme et la nécessité de son académie.
Pour une bibliographie plus exhaustive, il convient de se référer à celle donnée pour l'édition de 1675.
Michèle-Caroline Heck
Dedication
Friderich Wilhem Marggrafen zu Brandenburg
Bd. 2, 1: Von der Architectura oder Bau-Kunst; Bd. 2,2: Von der Scultura und Bildereykunst; Bd. 2,3: Der Edlen Mahler-Kunst rechte Grund, Eigenschafften und Geheimnisse […] erörtert;
Joachim von Sandrart: Teutsche Academie der Bau-, Bild-, und Mahlerey-Kunste, Nuremberg 1675-1680, KIRCHNER, Thomas, NOVA, Alessandro, SCHREURS, Anna, BLÜM, Carsten et WÜBBENA, Thorsten, 2008 - 2012 [En ligne : http://ta.sandrart.net].
HECK, Michèle-Caroline, Théorie et pratique de la peinture : Sandrart et la “Teutsche Academie”, Paris, Éd. de la Maison des sciences de l’homme, 2006.
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QUOTATIONS
Und zwar solte/ nach vorerzehltem/ die Mahlerey vom Phoebus und Vulcanus, das ist/ vom Schatten der Sonnen oder des Feuers/ erzeugt und entsprossen seyn.
ES ist Welt-kündig/ und von allen Gelehrten also erkannt worden/daß/ wenn man gewillt ist/ ein vollkommenes Studium vor die Hand zu nehmen/ und darinne die Mittelmässigkeit zu überschreiten/ der Anfang/ um alles desto besser zu ergründen/ bey der Theoria
{Der wahre Weg um zu der Mahler-Kunst Vollkommenheit zu gelangen.} (oder Beschauligkeit und Lehr-Betrachtung) gemacht werden solle: damit/ vermittels derselben/ zu allen Regeln uns das Auge eröffnet/ und ein vollkommener Grund gelegt werde. Sintemal alßdann erst/ durch einen beständigen Fleiß/ die wahre Vollkommenheit zu hoffen ist. Eben diese Gelegenheit hat es auch/ mit der edlen Mahler-Kunst/ so wol/ als allen anderen dergleichen tieffsinnigen Geschäfften. Da hingegen/ sehr selten etwas Besonders zu hoffen/ von denen/ welche die Lehrsatz- und die Theoriam, aus Ungedult/ oder Trägkeit/ vorbey gehen/ und nur/ durch einen einfältigen Gebrauch/ oder flüchtige Practic, auf die {Treue Warnung wider den bösen Irrweg.} Kunst blind und unbedachtsam zuplatzen. Welcher verderblicher Irrweg/ sonderlich bey uns Teutschen/ viel mehr/ als einiger andern Nation/ bewandlet wird. Diesem nach habe ich eine hohe Nothdurfft erachtet/ alle solche Irrende/ wieder zuruck zuruffen/ vermittels kurtzer/ doch treuer Anweisung des nächsten Weges/ und gründlicher Bedeutung/ wie man zuvorderst/ durch die theoretische Lehr-Fassung/ zu der Ubung tretten müsse; und wann solche Ubung mit dem unermütedem Fleiß vermählet wird/ als denn endlich/ zu der Vollkommenheit der edlen Mahler-Kunst ohnzweiflich gelangen könne. Allermassen ich/ allen dieser edlen Kunst Wolgönnern/ Liebhabern/ und Beflissenen/ zu vermeintem Gefallen/ wie auch der ruhmwürdigen Kunst selbsten zu Ehren/ und grösserem Flor/ mich entschlossen/ einen ordentlichen Aufsatz zu machen; auch zu diesem/ in unserm ersten Buch der Teutschen Academie/ bereits den Anfang gemacht habe.
Des Absehens/ muß allhie zuvörderst wiederholet werden/ daß die Zeichenkunst/ (als die bey den Alten/ Reissen genandt war) die rechte und einige Mutter und Nährerin unserer dreyer Künsten ist/ und aus der Vernunfft/ durch gewisse imagination, oder Einbildung/ in dem Verstand/ zuvorderst alles formirt, was hernacher durch die Hand zu Papier gebracht wird. Dieser erkenntliche Entwurff/ und concept unserer Ideae, oder Sinn-Musters/ welches wir/ im Gemüt gleichsam ausgebreitet vor Augen stellen […].
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Dieser Abschnitt unterscheidet sich nur unwesentlich von den Ausführungen des ersten Bandes (TA 1675) und folgt hier ebenso weitesgehend Vasari. Ergänzt wird hier der Begriff des "Sinn-Musters".
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{Einer sauberen Manier zu Anfangs sich befleissen/ und die raue Wildigkeit meiden.} / soll vor allem befördert werden/ also; daß man gleich anfangs einer zierlichen saubern Zeichen-Manir und Handlung/ es sey gleich mit der Feder/ Kreiden/ oder Pensel/ zu dieser edlen Zeichenkunst/ sich […] befleisse und gewöhne/ dardurch vor allem erlerne/ die Bilder als allerhöchste Schul/erkennen/ den Anfang machen nach guten Kupferstichen und Handrissen/ ferner nach erhabenen runden und stillstehenden Bildern/ oder Statuen von Marmel/ Gyps und folgends nach dem Leben selbst/ so wol der nackenden als bekleidten Leiber.
{An den nackenden Bilderen sol man anfangen/ erstlich nach Kupferstichen/ Handrissen und stilstehenden Bildern. Hernacher zu den lebendigen Dingen/ auch der Academie schreiten.}
Gleichwie einer nun/ durch die Academische Ubung/ die Wolerfahrenheit hierinne suchen muß: also wird hierzu sonderlich erfordert daß man alle Stellungen/ Maß/ und Ordnung eines gerechten Bildes erfahre/ auch das grosse und mittelere Liecht/ samt dem Schatten und Wiederschein/ vernünfftig ergreiffe: Als vermittelst dessen sich der Verstand mehret; Denn auf solche Weise stellet allein ein wahrer Progreß zu hoffen. Wobey doch gleichwol auch die Erkänntnüs der Zergliederungs- (oder Anatomie.) Kunst/ Wohnung und Form/ der Mäuse (oder Musculen) Maß und Gestalt des Gebeins/ oder Sceletons/ mit in Betrachtung kommt. Solcher Gestalt muß der Verstand immer mit im Spiel seyn/ um alle vor Augen kommende natürliche Dinge wol zu überlegen/ und zu beurtheilen: Damit man sich hernach/ zu selbsteigener Invention/ beqvem machen könne. Gestaltsam dieses ohngezweiffelt der rechte Weg ist
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{An den nackenden Bilderen sol man anfangen/ erstlich nach Kupferstichen/ Handrissen und stilstehenden Bildern. Hernacher zu den lebendigen Dingen/ auch der Academie schreiten.}
Gleichwie einer nun/ durch die Academische Ubung/ die Wolerfahrenheit hierinne suchen muß: also wird hierzu sonderlich erfordert daß man alle Stellungen/ Maß/ und Ordnung eines gerechten Bildes erfahre/ auch das grosse und mittelere Liecht/ samt dem Schatten und Wiederschein/ vernünfftig ergreiffe: Als vermittelst dessen sich der Verstand mehret; Denn auf solche Weise stellet allein ein wahrer Progreß zu hoffen. Wobey doch gleichwol auch die Erkänntnüs der Zergliederungs- (oder Anatomie.) Kunst/ Wohnung und Form/ der Mäuse (oder Musculen) Maß und Gestalt des Gebeins/ oder Sceletons/ mit in Betrachtung kommt. Solcher Gestalt muß der Verstand immer mit im Spiel seyn/ um alle vor Augen kommende natürliche Dinge wol zu überlegen/ und zu beurtheilen: Damit man sich hernach/ zu selbsteigener Invention/ beqvem machen könne. Gestaltsam dieses ohngezweiffelt der rechte Weg ist.
DEn Anfang der Lehrsätze/ oder Regeln/ worauf diese Kunst hauptsächlich gegründet/ und die ihr zur Richtschnur dienen müssen/ wann sie einem verständigem Auge gnug thun soll/ machen wir hochnöthiger Massen/ in der Proportion eines wolgestalten Menschen/dessen Gestalt an Gliedern/ Maß und Form zier- und vollkömmlich ausgebildet sey/ und für das rechte Meisterstuck zu halten/ weil/ aus dieser Wissenschafft/ alles andere gar leicht einen offenen Weg findet. Es bestehet aber diese Maaß- Ordnung in folgendem. Man misset/ von dem Ort/ wo des Haupts/ oder Stirns Haar zu wachsen anfängt/ ab/ bis unter das Kinn: dieses ist die Masse des Angesichts/ und ein Zehntheil menschlicher Länge […]
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Das II. Capitel.Darinn die Kunst-Regeln/ nebenst behöriger Proportion menschlichen Leibes/ und dessen Glieder/ wie sie in der Mahlerey zu beobachten/ gezeiget werden, p. 13
Auf diese Maß hab ich die meiste Antiche Statuen auch die beste Moderne, oder heuttägige befunden. Womit Vitruvius übereinstimmet/ nemlich daß so weit der Mensch mit in der qvart ausgestreckten beyden Armen Klafftern oder reichen kan/ also lang auch seine Gestalt seyn werde. Der niemals-gnug-gepriesene Albrecht Dürrer/ welcher alle vor ihme gewesne Teutsche in allen Stücken überstiegen/ theilte des Menschen Leib (in seinem grossen Werck) noch kleiner/ und gar mit Daumen und Minuten also viel aus/ daß ich glaube/ er habe solche Theilung mehr den Bildhauern/als den Mahlern/ vermeinet. […]
Solches haben alle Antiche in den statuen Gemählen/ wol beobachtet/ auch dergleichen Anmerckungen/ oder Maß-Verändrungen gemehret oder gemindert/ nachdem es die Gelegenheit/ so wol der Affecten/ als auch des Orts/ wo solche Wercke solten gestaltet werden/ erforderte; damit alsdann des Anschauers Augen vergnügt blieben/
Also bleibet nun wahr/ und fest/ daß/ gleich wie der Natur selbsten schwer fället/ auf das Höchste zu kommen/ und sie selten die äusserste Vollkommenheit gebiert/ also auch dem Künstler/ das Allerschönste in allen Dingen zu bilden/ die meiste Mühe mache/ ja bey vielen unmöglich sey; { diese gratia ist eine Gabe Gottes} und wer solches vermag/ oder diese Gnade hat/ es billig für eine Gabe GOttes/ und Verpflichtung des Danckens/ erkennen möge.
NAch itzt verstandenen Regeln des Menschen Leibes-proportion, weiter {Von eines Bildes Zier und Wolstand.} zuverfahren; dient zu mercken/ daß die Bilder auch mit benötigtem Wolstande begabet seyn müssen: angesehen/ ohne diese Beobachtung/ von einem verständigem Auge/ keine Gunst zu hoffen: wie täglich an den Unwissenden zu ersehen/ daß ihre Bilder nicht angenehm/ noch gefällig seyn wollen. Welche Ungunst und Misfälligkeit aus den bösen Stellungen und actionen/ die wider die Regeln der Natur und Kunst streiten/ entstehet. { Ein Bild sol in gerader Linie Stehen} Ein gerechtes wolstehendes Bild/ soll von des Halses Kehle ab/ den Leib hinunter / bis auf den Last-tragenden Fuß eine gerade Linie machen. [...]
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NAch itzt verstandenen Regeln des Menschen Leibes-proportion, weiter {Von eines Bildes Zier und Wolstand.} zuverfahren; dient zu mercken/ daß die Bilder auch mit benötigtem Wolstande begabet seyn müssen: angesehen/ ohne diese Beobachtung/ von einem verständigem Auge/ keine Gunst zu hoffen: wie täglich an den Unwissenden zu ersehen/ daß ihre Bilder nicht angenehm/ noch gefällig seyn wollen. Welche Ungunst und Misfälligkeit aus den bösen Stellungen und actionen/ die wider die Regeln der Natur und Kunst streiten/ entstehet. { Ein Bild sol in gerader Linie Stehen} Ein gerechtes wolstehendes Bild/ soll von des Halses Kehle ab/ den Leib hinunter / bis auf den Last-tragenden Fuß eine gerade Linie machen. [...]
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Vielfältige Verkürtzungen der Bilder/ besonders der Armen/ wann Platz genug verhanden/ verursachen dem Gesichte bald Irrungen: darum haben solches die Berühmste/ nach Möglichkeit/ vermeidet […]
In den übrigen ist iederzeit die Mutter der Natur/ für eine wahre Schul/ zu halten/ darinnen man mit Verstande immer nachzuforschen und zu lernen hat/ wie den Bildern die sittliche Action, und Arbeitsamkeit/ zu geben sey/ also das Hand und Finger wolständig wircken/ angreiffen/ nach vorhabendem Beruff/ und Arbeit/ als im tragen/ lauffen/ springen/ ihre schickmässige Geberde erweisen/ und zwar iedesmal auf die Art der Person/ oder des Amts/ oder Alters/ so wol als auf alle andre Umständigkeit gemercket/ und solches mit nöthiger Zier in den Wercken zu Nutzen gebracht werde. {Auch die Temperamenten/ und Gemühts-Wirckungen/ Passionen und Affecten zu beobachten} Gleiche Meinung {Auch die Temperamenten/ und Gemühts-Wirckungen/ Passionen und Affecten zu beobachten.} hat es auch mit Erkennung und Erlernung der viererley Complexionen des Menschen/ mit den Wirckungen des Gemüts/ der Angesichter/ Farben/ und Ursachen der Veränderungen; vorab mit den Gestalten der Zornigen Abscheulichkeit/ der Furcht/ oder Schreckbarkeit/ der Schamhafftigkeit/ Angst/ Misgunst/ Neides und Leides/ der Traurigkeit und Verzweifflung: als wodurch alle des Menschen Gestalt/ Angesichter/ Geberden und Farben verändert werden.
Gleiche Meinung {Auch die Temperamenten/ und Gemühts-Wirckungen/ Passionen und Affecten zu beobachten.} hat es auch mit Erkennung und Erlernung der viererley Complexionen des Menschen/ mit den Wirckungen des Gemüts/ der Angesichter/ Farben/ und Ursachen der Veränderungen; vorab mit den Gestalten der Zornigen Abscheulichkeit/ der Furcht/ oder Schreckbarkeit/ der Schamhafftigkeit/ Angst/ Misgunst/ Neides und Leides/ der Traurigkeit und Verzweifflung: als wodurch alle des Menschen Gestalt/ Angesichter/ Geberden und Farben verändert werden.
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Wie hievon etwas weitläufftiger/ in unserm ersten Buch/ Meldung geschehen. Solchem allen/ soll man stetig nachsinnen/ durch tägliche Fortsetzung in unser Kunst Ubung. Zu diesem Ende hat die Natur uns Menschen zwey vortreffliche Instrumente gegeben/ nemlich/ die Hände dem Leibe/ und die Gedächtnus dem Verstande; vermittelst dessen/ alles zu wegen gebracht werden kan.
Die Farben haben allesamt von der Natur ihre eigene Art/ von welcher dieselbige/ vemittelst Kunstreicher Hand und Erfahrenheit/ müssen also gebrochen und vermischt werden/ daß sie tüchtig seyn/des Menschen Leib/auch die Haare und Gewanter/und alles anders/ was nur zu ersinnen ist/gar eigentlich und lebhafft auszubilden. Deswegen in einer grossen Historie iederzeit und absonderlich die fürnehmste Bilder voranzustellen/ mit den allerreichsten/ schönsten Farben (iedoch nach Stands gebühr.) zu bezieren und die hinweichende ie länger ie mehr mit gebrochenen Farben anzulegen/ und verschiessen zulassen. {Den Fürnehmsten die reichste Farben und folgens Ordnung halten:} Wordurch die Erhebung und Entweichung der Figuren von sich selbst/ nach gebührender Ordnung/ erfolgen werden.
Des Menschen nackender Leib/ auch Angesicht und Hände/ sollen iederzeit/ im Werck das Meiste/ in Schönheit der Farbe/ und Liechte/ behalten; alles Andere aber/ nach Erforderung der Sachen/ minder seyn: und auch deren Gewanter/ oder Bekleidungen etwas/ in der Zier nachgeben. { Der Farben Ordnung} Mit dieser observation, können die Nackete neben ihnen wol leiden die Gewante/ so gelblich/ rötlich/ Veil-Farb/ und Purpur. Grün/ blau und gelb stehen auch iederzeit wol beysammen/ {Wolstand. Harmonie. } welche Austheilung der Künstler gleich anfangs vernünfftig zu überlegen hat/ damit er nicht dergestalt irre/ daß zuletzt unmüglich fällt/ zu helffen/ und er gar aus der Harmonie gerahte/ und aus allen Geschick verfalle. Welche Unart und Unform alldann alle gehabte Mühe schändet und übern Hauffen wirfft.
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Diese Abwechßlung und Brechung der Farben-Art besteht hierinn/ daß sie von ihrer harten Eigenschafft fech gemacht werde/ durch die Vermischung und deren behöriger Application, Krafft welcher/ für einen ein grosser Irrthum zu erkennen wäre [...]
Diese Abwechßlung und Brechung der Farben-Art besteht hierinn/ daß sie von ihrer harten Eigenschafft fech gemacht werde/ durch die Vermischung und deren behöriger Application, Krafft welcher/ für einen ein grosser Irrthum zu erkennen wäre [...]
{Von In Fresco, oder auf nassen Kalch zumahlen.} […]
, Pyramide Cestius (gravure de Giambattista Piranesi), 18 av. J.-C. - 12 av. J.C..
MICHELANGELO (Michelangelo Buonarroti), Le Jugement Dernier, 1536 - 1541, fresque, 1370 × 1220, Vatican, Cappella Sistina.
RAFFAELLO (Raffaello Sanzio) , Chambres du Vatican, 1508 - 1524, fresque, Vatican, Musei Vaticani.
RAFFAELLO (Raffaello Sanzio) , Les noces de Psyché ou Les noces de l'amour et de Psyché, 1516 - 1518, fresque, Roma, Villa Farnesina.
ALBANI, Francesco
BOCKSBERGER, Hans d. Ä
CARRACCI, les
DEL SARTO, Andrea
MANTEGNA, Andrea
MICHELANGELO (Michelangelo Buonarroti)
RAFFAELLO (Raffaello Sanzio)
RENI, Guido
SCHWARTZ, Christoph
STIMMER, Tobias
TIZIANO (Tiziano Vecellio)
VERONESE, Paolo (Paolo Caliari)
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{Mit Wasser Farben sonst Tempera genannt zu mahlen.} [...]
{Von Oel-Farben auf Mauren zumahlen.} […]
{Wie man die wol gefasste Zeichen-Kunst/ mit den Farben secundiren müsse}
Von dem rechten Gebrauch und Erneurung guter Mahlerey steht ferner zu melden/ daß gleichwie/ vorangedeuteter Massen/ der Zeichenkunst Vollkommenheit iedesmal den Vorzug haben solle: also hernach/ durch die Farben/ selbe todte Risse/ lebendig gemacht werden müssen/ wann diese beede Theile fein wol aufeinander treffen/durch vernünftigen Gebrauch und Annehmung guter Manier/ welche bey dem nachcopiren andrer vortreflicher Wercke/ ihren Anfang nehmen muß/ besonderlich in grossen Bildern: so macht sich der Verstand beqvem/ und in allen Dingen fähig: zumal wann also die gute Manier/ Geist und Tapfferkeit zusammen kommen: Welche aus nachcopiren der besten Hand zuerlangen. Alsdann soll man zu dem Leben selbsten schreiten/ um solche modellen, mit vorgefaster Warnehmung/ zu folgen.
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{Man soll nicht seinen/ sondern mehr Anderen Urtheil trauen.}
Jedoch muß Einer Ihme selbsten nicht zuviel vertrauen noch liebkosen. Dann nichts mehr betrigt/ als des Menschen Urtheil in seinem eigenem Werck. Das beste Urtheil soll von Andern (auch von den Feinden selbst) und zwar eines Jeden seines angenommen/ und alle erfahrne Fehler gantz willig verbessern werden/ der mit gnugsamen Verstande versehene Mahler hat sich nicht eben völlig zubinden an Manier/ oder Gebrauch eines andern. { Auch mehr bey der Natur/ als bey Anderen zur Schul gehen.} Dann also wird er nicht ein Sohn/ sondern nur ein Enckel/ oder Vetter der Natur seyn/ indem er die gantze Welt vor sich hat. Worum wolte er andern in den Wincklen nachlauffen/ die doch auch allein von ihr gelernet? Man schöpffet das Wasser besser und klärer aus den Qvellbrunnen/ als aus den Bächlein Gräben und Weyern/ die von dannen geronnen seyn. Viel und oftermals begünstigt die Natur einem mehrer zuerlernen/ weder sein Meister selbst gewust. Dahero muß man ihm die Freyheit/ in der Natur selbsten zu studiren/ stets vorbehalten/ und mit beharrendem Fleiß beeyfern.
Die zwo Haupt-farben seyn weis und schwartz/ oder licht und finster. { Erste Farben weis und schwartz/ vermögen das meiste.} Dann durch diese beyde vermag des Meisters Verstand alle Dinge/ ohne Behueff anderer Farben/ das Liecht und Schatten/ hervor zu bringen; wann er die Vertieff- und Erhöhung beobachtet/ sein Vorhaben wol rundiret/ erhebt/und/ nach gebührender Maß/ herzukommend oder von sich abweichend machet.
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Man hat/vor Alters/in der Natur/sieben haupt Farben erfunden/…
Welche Farben zu Oelfarben dienen […]
Schülbweiss […]
gelben Ocker […]
Terrverda/Braunrot […]
Das schönste Grün zu machen […]
Braun oder Gülische Erde […]
Lack eine flüchtige Farbe […]
Also auch Schitgelb […]
Ombra ist von Erden genommen […]
Beinschwartz/Schwartz von Kohlen gebrantes Rebenholtz […]
Ultro marien ist beständig/ Bergblau unbeständig […].
Zinnober […]
Schülbweiss […]
Terrverda/Braunrot […]
Also auch Schitgelb […]
Beinschwartz/Schwartz von Kohlen gebrantes Rebenholtz […]
Ultro marien ist beständig/ Bergblau unbeständig […]
WEil dann alles/ was Gott erschaffen hat/ den guten Ordnungen und Regeln {Was für Ordnung Anfangs im mahlen zu halten sey.}unterworffen/ ja/ alle Königreiche und Länder/ ihre gewisse Gesetze haben/ wornach sich zu richten/ und ein ieder/ wes Standes oder Beruffs er auch seyn mag/ mit Reglen beschränckt lebet:{Was für Ordnung Anfangs im mahlen zu halten sey. Observantz von dem Historien-mahlen.} als hat auch ein vernünfftiger Mahler/ in seiner Idea, oder im Verstande die nöthige Ordnung zu vörderst wol zu überlegen; daneben auch gute Wissenschafft zu seiner Invention, (es sey nun in was Theil es wolle) vonnöthen: will er anders sein Werck vernünfftig zu Stande bringen.
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{Sieben Regeln in der Ordonantz}
Hierzu muß Einer nun nothwendig sieben Reglen observiren: nemlich daß man das Gemählde aufwarts/ oder über sich; abwarts/ oder unter sich; zur rechten/ oder zur lincken Seiten führe/von sich weichen/ oder abgehen/ oder zu sich kommend mache/ und in die Runde oder Circkelweise setze. Alle diese Regeln wollen beobachtet seyn/ nach Proportion des Blats/ Tuchs/ oder der Tafel: damit es nicht scheine/ als ob die Bilder die Rahmen trügen/ oder durch den Grund zu sincken/ oder darinne vergraben/ scheinen. Sie sollen/ mit guter Vorsorge frey/ ledig/ und der Grund nicht mit zu vielen Bildern überladen seyn. […]
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So muß auch der Künstler vorhero die Historien offt/ und aus unterschiedlichen Authoren lesen/ seine Gedancken zu mehren sich befleissen/ das beste daraus erwählen/ {Aus unterschiedlichen Entwurff ein Modell zeichnen} in seinem Verstande wol begreiffen/ und fest stellen/ alsdann in geistreicher Ordnung/ durch etliche Entwürffe auf Papier/ das Beste heraus ziehen und vermehren/ ein Carton oder Model machen. Solches ist der gemeine Gebrauch. Ich habe aber besser gefunden/ daß ich iedesmal alles zusammen auf ein Tuch/ einen oder zween Schuch hoch/ die Ordnung und colorit zusammen gebracht/ mit Farben gemahlt/ alsdann alles beysammen sehend/ welches in allen Theilen das Beste wäre/ geurtheilet: damit/ was wenigst an ständig/ im grossen Haupt-Wercke vernünfftig geändert werden möchte.
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Ich habe aber besser gefunden/ daß ich iedesmal alles zusammen auf ein Tuch/ einen oder zween Schuch hoch/ die Ordnung und colorit zusammen gebracht/ mit Farben gemahlt/ alsdann alles beysammen sehend/ welches in allen Theilen das Beste wäre/ geurtheilet: damit/ was wenigst an ständig/ im grossen Haupt-Wercke vernünfftig geändert werden möchte.
Bey solcher Ausmahlung des Hauptwercks/ ist zuvorderst iedesmal eine Durchsicht offen zulassen/ zu Erkennung der Horizonts-Höhe. Darnach soll man seine Bilder vernünfftig eintheilen/ nicht zu dünn besäen; sondern/ wo das Hauptwerck hintrifft/ wol ins Gesicht bringen/ viel Figuren/ ja/ wol gantze Grupen oder Hauffen beysammen dahin stellen/ und iedwedes sein Amt also verrichten/ daß dahin auch das schönste Liecht gehalten/und der beste Gewalt des Wercks gesehen werde. Wie dessen/ in ihren Wercken alle fürnehme Meister/ als Titian und Tintoret, sonderlich der meisterhaffte Paul Verones erfahren/ gewesen/ und ihre Kunst-Wercke zu Exempeln hinterlassen. {Des Wohlstands} Man soll sich an kein besonder Bild binden; sondern allezeit meist Achtung geben/ auf daß/ was die gantze Historie erfordert; mit Beyfügung einiger der Materi/ wol anständiger fremder Ersinnung/ wolstehender Bilder/ guter Stellung und Affecten. Welche alle/ durch ihre Geberden zu erkennen geben/ was iedes Amt sagen will.
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Zu solcher grosser/ wie auch kleiner Wercke Verrichtung wird erfordert/ daß der Mahler seine Arbeit verrichte/ in einem grossen/ weiten/ und hohen Mahlzimmer/ mit einem hoch-abfallenden Nordliechte/ ohne Sonnen-schein. {Das hochfallende Liecht. Gerechten Tag auch Schatten und Reflexion. Distanz.} Alsdann alles/ was er darinnen/ an Modeln/ vor sich stehen hat/ ihm vortreflich/ starck/ mit einem grossen Vortheil nach zufolgen/ Gelegenheit gibt/ indem es ein reines Liecht und mithin regulirten Gegenschein der Reflexion-Ordnung/ verursache. Aus welchem die vollkommene Ordnung zum rundiren besteht. Diese grosse Zimmer geben den Raum/ daß die Modelle/ in gebührender distantz, nemlich in so grosser/ oder etwas grösserer/ als die Person ist/ Mahler abstehen können: { Von der Universal-Haltung] wodurch die wahre Proportion, in dem Universal, durch die Augen besser zu begreiffen/ als wann das Model gleich an unserem Gesicht stehet.
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Und weil auch/ nach Gelegenheit der Historien/ Nachtstücke vorzustellen nöthig seyn will: So ist darinnen ein grosser Vortheil zuergreiffen/ dann dieses gantz einer anderen Art und Orts zu mahlen bedarff: { Die Nacht hat ein ander Colorit Mittel zu folgen} weil allhier nur das irrdische Liecht/ es sey von Feuer/ oder Liecht/ nach Art dessen Farbe/ woher das Liecht entsteht/ colorirt werden muß/ und zwar je näher bey dem Liecht (als Ursacher) je lebendiger/ nach dessen Eigenschafft/ ie mehrer aber davon es sich nach und nach verlieren thut/ bis endlich alles schwartz und unsichtbar bleibet/ was am allernächsten bey dem Liecht oder Feuer stehet/ ja/ das Feuer selbst/ oder die Helle der Kertzen/ colorirt sich best/ wann das liechte bleygelb/ auch etwas Mennig mit unter dem Weis vermischt ist: Diese letzte ist zwar etwas unbeständig/ und darum/ so viel müglich/ zu meiden; { Welche Farben dienen} gibt aber rechte Nacht-Colorit und also folgends/ nach Art des Liechts/ in der Ferne/ die Farben abweichend/ gebrochen. Hierinn ist eine gerechte Maaß/ und in einem Zimmer nur ein finster Ort verbaut/ zu halten{Bestes Mittel.}/ darinnen eine grosse brennende Lampe/ und das Model in nöthiger action gestellt wird. Ich selbst aber bliebe mit den Farben draussen in dem Zimmer/ wo ich vermittels des Tagliechts arbeiten/ und meine Farben erkennen/ also durch die behaltende öffnung in die Nacht/ sehen/ und dem natürlichen affect des Nachtliechts/ auswendig/ nach Belieben/ folgen könte. Auf solche Weise kan man der Nacht Natürlichkeit best vorstellen: massen dieses das einige Mittel dazu: weil/ bey Nacht selbst/ die Farben andere Gestalt annehmen.
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Und weil auch/ nach Gelegenheit der Historien/ Nachtstücke vorzustellen nöthig seyn will: So ist darinnen ein grosser Vortheil zuergreiffen/ dann dieses gantz einer anderen Art und Orts zu mahlen bedarff: { Die Nacht hat ein ander Colorit Mittel zu folgen} weil allhier nur das irrdische Liecht/ es sey von Feuer/ oder Liecht/ nach Art dessen Farbe/ woher das Liecht entsteht/ colorirt werden muß/ und zwar je näher bey dem Liecht (als Ursacher) je lebendiger/ nach dessen Eigenschafft/ ie mehrer aber davon es sich nach und nach verlieren thut/ bis endlich alles schwartz und unsichtbar bleibet/ was am allernächsten bey dem Liecht oder Feuer stehet/ ja/ das Feuer selbst/ oder die Helle der Kertzen/ colorirt sich best/ wann das liechte bleygelb/ auch etwas Mennig mit unter dem Weis vermischt ist: Diese letzte ist zwar etwas unbeständig/ und darum/ so viel müglich/ zu meiden; { Welche Farben dienen} gibt aber rechte Nacht-Colorit und also folgends/ nach Art des Liechts/ in der Ferne/ die Farben abweichend/ gebrochen. Hierinn ist eine gerechte Maaß/ und in einem Zimmer nur ein finster Ort verbaut/ zu halten{Bestes Mittel.}/ darinnen eine grosse brennende Lampe/ und das Model in nöthiger action gestellt wird. Ich selbst aber bliebe mit den Farben draussen in dem Zimmer/ wo ich vermittels des Tagliechts arbeiten/ und meine Farben erkennen/ also durch die behaltende öffnung in die Nacht/ sehen/ und dem natürlichen affect des Nachtliechts/ auswendig/ nach Belieben/ folgen könte. Auf solche Weise kan man der Nacht Natürlichkeit best vorstellen: massen dieses das einige Mittel dazu: weil/ bey Nacht selbst/ die Farben andere Gestalt annehmen.
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{Gewandter Nohtwendigkeit und deren Wissenschafft.}
Wie nöthig auch sey die Wissenschafft/ alle Bilder vernünfftig zu bekleiden/ nach der alten und ietzigen Zeit/ iedes nach Lands-Art/ Stand/ Zeit/ und Gebrauch; gibt die tägliche Erfahrenheit gnugsam zu erkennen: in deme Viele/ durch Unerfahrenheit solcher Wissenschafft/ alle ihre andere Arbeit verächtlich gemacht haben. In den Gewantern/ ist zuvorderst ein Unterscheid zu machen der Person/ und ihres Alters/ des Standes/ und der Länder/ männ- und weiblichen Geschlechts: sintemal/ in dem Allem/ eine grosse Ungleichheit und Veränderung zu beobachten. Ihrer Viele haben sich dessen unterstanden; wenige aber die rechte Art gehabt. Der fürtreflliche Albrecht Dürrer/ hat die Gewanter wol verstanden/ sonderlich in seinen letzten Jahren; [...]
Zuviel Gewanter sind schädlich; bevorab der Frauen. Die/ so von geringem Zeuge sollen
fliegen; die von groben Tuch wenig/ aber grosse Falten haben/ auch der Sammet/ der Atlaß/ Taffet/ iedes seinen behörigen Glantz/ nach deren Art und Zierlichkeit/ bekommen. Die Bekleidungen der Figuren zu dem Unterscheid/ vorab der alten Römischen Antichen/ hat Raphael meisterhafft wargenommen/ und die darunter wohnende Gliedmassen/ in deren Verrichtungen nicht gehindert/ sondern darmit befördert: welches der nöthigsten Theilen einer ist/ zu beobachten […]
Die Farben also zierlich austheilen/ wie sie sich best zusammen schicken/ oder einander lieben/ auch einen Wol-oder Ubelstand geben/ ist in Warheit eine nöthige Lehr. { Fernere Ordnung der Farben. Die Blumen Vögel/ Meermuscheln auch Regenbogen lernen colorire} Solche Wissenschafft zeigen uns die Blumen im Felde/ die Vögel/ unter dem Himmel/ die Meer-Muscheln/ und der Regenbogen. Ja die Natur selbst liebt eine mehr/ als die andere; {Unterschiedliche grüne Farben stehen wol beysammen.} Unter den grünen Farben/ die doch meist alle angenehm sind/ mögen wol etliche leicht-grüne/ gelbgrün/ bey einander leiden. Auch Roht/ Blau/ Purpur und bleiche Milch-Farben. Weiß/ und grün/ lieben einander über die Massen. […] auch Blau und gelb lieben einander sehr. […] Also wol steht iederzeit blau und gelb. Auch rot und grün. Purpur/ gelb und weis. beysammen. Mit diesen Farben in den Gewantern/ vereinigen sich auch rot und grün. Purpur steht wol bey gelb. Weiß zieret alle Farben/ […] { Die nackete leiber werden verfinstert durch die Lichte harte krehke Farben} Bey den nacketen Leibern/ sind zu meiden alle gar zu liecht rohte Farben/ oder Zinnober/ Liechtgelb/ und andere allzu Krehl liechte Farben/ die das nackete Fleisch erschrecken. Die höchst-angelegene schöne Carnationen lieben mehr die Gesellschafft des Grünen/ Blauen/ und Purpurs.
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Bey den nacketen Leibern/ sind zu meiden alle gar zu liecht rohte Farben/ oder Zinnober/ Liechtgelb/ und andere allzu Krehl liechte Farben/ die das nackete Fleisch erschrecken. Die höchst-angelegene schöne Carnationen lieben mehr die Gesellschafft des Grünen/ Blauen/ und Purpurs.
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In dem Verschiessen/oder Abweichen mag man wol rot bey rot/ auch gelb bey gelb/ etwas veränderlich zusammen spielen lassen/ und andere Farben mehr: Also/ daß sie sich nach und nach verlieren/ auch/ wann sie alle zusammen gebracht/ von ihrer ersten natürlichen Härtigkeit temperirt, und dergestalt vermischt werden/ daß/ in einem gantz grossen Werck/ alle Farben eine völlige/ iedoch fröliche Harmonia zeigen/ und einander zieren helffen.
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In dem Verschiessen/oder Abweichen mag man wol rot bey rot/ auch gelb bey gelb/ etwas veränderlich zusammen spielen lassen/ und andere Farben mehr: Also/ daß sie sich nach und nach verlieren/ auch/ wann sie alle zusammen gebracht/ von ihrer ersten natürlichen Härtigkeit temperirt, und dergestalt vermischt werden/ daß/ in einem gantz grossen Werck/ alle Farben eine völlige/ iedoch fröliche Harmonia zeigen/ und einander zieren helffen.
Im übrigen sind die Farben nur Dienerinnen des Meisters/ und seinem Urtheil unterworffen:angemerckt/ er iedesmal hierinne die wahre Richtschnur/ in Beobachtung der Harmonie, suchen muß; um sein Werck/ nach Art der Natur/ und nicht eben nach der Färberey/ einzurichten.
DAß iedweder vernünfftiger Historien-Mahler auch/ in seinen Wercken/ selbst die Landschafft mahlen könne/ ist also hochnötig/ als den Landschafft-Mahlern gebüret/ ihre Wercke/ mit Bildern/ selbst zu staffiren. Wer die Landschafften wol lernen/ und recht darinnen begründt seyn will; der mache den Anfang in den Bildern: Dieses Meisterstuck wird ihme das rechte Liecht geben/ daß Er gar leicht gute Landschafften machen kan; wann/ vermittelst solcher Urtheil/ er das Leben/ in den Feldern/ Wäldern/ Bergen/ und Wassern/ beobachten/ und deren Natürlichkeit nachfolgen wird.
Es bezeugen die Gründe iedes Meisters Verstand/ wann solche wol aneinander gebunden zusammen halten/ des Lands Hinweichen/ oder herkommen andeuten. Also wird/ in den Bäumen erfordert/ daß man eine rechte Manier annehme/deren Form/ Art und Umschlägerecht zu entwerffen/ ihrer Gattung in Proportion und Farb erkentlich nachzuahmen/ und das Hinweiteren/ oder Herbeynäheren/ nach Ordnung der Perspectiv, das Entweichen aber/ vermittels der Farb-Brechung/ zu wegen zu bringen
Es bezeugen die Gründe iedes Meisters Verstand/ wann solche wol aneinander gebunden zusammen halten/ des Lands Hinweichen/ oder herkommen andeuten. Also wird/ in den Bäumen erfordert/ daß man eine rechte Manier annehme/deren Form/ Art und Umschlägerecht zu entwerffen/ ihrer Gattung in Proportion und Farb erkentlich nachzuahmen/ und das Hinweiteren/ oder Herbeynäheren/ nach Ordnung der Perspectiv, das Entweichen aber/ vermittels der Farb-Brechung/ zu wegen zu bringen.
Es haben auch die Alten sich hierin sehr vernünfftig und viel bemüht/ die Landschafften nach dem Leben zuzeichnen/ und alsdann/ nach selbiger Zeichnung/ zu Hause ihre Gemähl zu verrichten. Die beste Art/ natürliche Landschafften mahlen zu lernen. Welchen Gebrauch/ sonderlich wo es an Zeit fehlet/ ich auch nicht gar verwehrt/ sondern vielmehr selbst mit gefolgt habe; aber wie ich mich ohnverdrossen besser daran gemacht/ und zu Rom/ auch zu Tivoli/ etliche Monatlang/ mit Farben und Tüchern ins Feld begeben/ und so gar nach dem Leben gemahlt/ und alles dasjenige/ nach solchen natürlichen Modeln/verfertigt/ hernach zu Hause gegen denselben die Nachzeichnung gemacht/ und paragonirt, hat neben mir den mächtigen Unterschied so handgreiflich gesehen und erkannt/ daß dieses dem wahren Weg zur Vollkommenheit weisete/ und daß er selbst auch also gefolgt/ bis er endlich ein Meister in Landschafften worden ist: mein Nachbar Claude Gilli, als ein hohes Liecht in Landschafften/ den mächtigen Unterschied so handgreiflich gesehen und erkannt/ daß dieses dem wahren Weg zur Vollkommenheit weisete/ und daß er selbst auch also gefolgt/ bis er endlich ein Meister in Landschafften worden ist: […]