VERNUNFT (n. f.)

ESPRIT (fra.) · GEEST (nld.) · MIND (eng.) · RAISON (fra.) · REASON (eng.) · REDEN (nld.) · SPIRIT (eng.) · VERNUFT (nld.)
TERM USED IN EARLY TRANSLATIONS
INGENIUM (lat.) · INTELLECTUS (lat.) · JUDICIUM (lat.) · RATIO (lat.)
BLANC, Jan, « ESPRIT », dans HECK, Michèle-Caroline (éd.), Montpellier, Presses Universitaires de la Méditerranée, 2018, p. 195-201.

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Quotation

{Die Mahlerey-Kunst ware jeder-zeit in grossem ansehen} DIe Edle Mahlerey-Kunst/ eine Tochter der Vernunft/ als der natürlichen Nehrerin von allen Künsten und Wissenschaften/ war bey den meisten Helden und hochgelehrten jederzeit in großer Würde: wie sie dann von den alten Griechischen Weißen in solchem ansehen gehalten worden/ daß sie/ zur Zeit des Kunstreichen Mahlers Pamphili, neben den andern freyen Künsten/ in gleichem Platz der Ehren gestanden. […]

Conceptual field(s)

PEINTURE, TABLEAU, IMAGE → définition de la peinture

Quotation

{Die Vernunft/ ist der Zeichnung Ursprung} Die Zeichnung […] ihren Ursprung aus der Vernunft hat/ so erfordert solche eine sonderbares Urtheil/als die universal-Form/Idea oder Modell aller Dinge/so die Natur jemahls gebohren. Dann diese machet in dem menschlichen Leib/ in den Thieren und Pflanzen/ folgbar auc die Gebäu- Bildhauer und Mahlerey-Arbeit/ die proportion und Gleichheit zwischen dem ganzen völligen Corpo und seinen Theilen/und den Unterschied zwischen denselben erkennen. Und aus dieser Erkäntnis entspringet eine gewiße imagination, Einbildung/ Meinung und Urtheil / welches ihm der Künstler in seinem Verstand vor-formet/ und nachmals mit Kreide/ Rötel oder Kohlen/ durch die Hand/ zu Papier bringet.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → dessin
CONCEPTS ESTHETIQUES → génie, esprit, imagination

Quotation

{Was für eine Hand zum Zeichnen erfordert werde}. Es ist aber zu der Zeichnung vonnöten/ daß die Hand mit sonderbarem Fleiß und durch langwürige Ubung sich expedit, färtig und hurtig mache/ alles mit der Feder/ Griffel/ Kreide oder Kohle/ abzuzeichnen oder wol nachzubilden/ was die Natur hervor gebracht. Dann wann der Verstand seine wol-ausgesonnene Concepte heraus lässet/ und die Hand/ durch vieler Jahre langen Fleiß in zeichnen geübet/ solche nach der Vernunft zu Papier bringet/ so wird die vollkommene Vortrefflichkeit so wol des Meisters/ als der Kunst/ verspüret.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → dessin
CONCEPTS ESTHETIQUES → génie, esprit, imagination

Quotation

{Wie das lichte und dunkle mit guter Ordnung zu temperiren/ und die Gemälde zu rundiren.} Wann der Mahler sein Stuck/ mit gesunder Vernunft/ in der Mitte hell/ und an den äusersten Theilen/ auch im Grund/ dunkel machet/ gibt es eine gebrochene/ nicht zuviel liechte/ noch zuviel dunkele/ mittelmäßige Fläche/ dadurch die gezogene Striche schön/ rund und erhaben erscheinen. Es ist zwar wahr/ daß diese drey Felder nicht genug seyen/ alle kleinste und geringste Dinge herfür zu bringen: darum dann notwendig ist/ daß man alle diese Theile/ nämlich das zuviel-dunkle/ und das zuviel-liechte Feld/ jedes wieder in zwey Theile absondere/ und also aus dem zuviel-liechten ein neues minder-liechtes/ aus dem sehr-dunklen aber ein weniger-dunkles herfür komme. Wann man nun also/ durch die Farbe/ dem mittlern und äusersten Ort seine Gebühr des Liechts und der Helle/ dem Grund aber die Dunkle zueignet: wird man/ durch Vereinigung und Wettspielung dieser drey Felder zuwege bringen/ daß die Zeichnung rund und erhebt/ und zwar anfänglich hell/ alsdann nach und nach dunkler erscheine/ also daß wir nach und nach das pur-schwarze überkommen werden. Nach diesem mischet man die Farben/ welche/ wann man mit Oel oder mit Gummi- und anderm Wasser â Tempera oder in fresco mahlen will/ an ihre besondere Orte müßen angelegt werden: und solche gründen den Carton oder eine andere Zeichnung/ so zu diesem Werk bereitet worden.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → dessin
CONCEPTION DE LA PEINTURE → lumière
CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

Die Zeichnung soll und mus mit sonderbarer Vernunft/ rarer invention, abtheilung und stellung/ als an welcher allermeist gelegen/ gemacht seyn: damit alle Theile/ zu vergnügung eines vernünftigen Auges/ wol übereinstimmen/ und nicht hier alles/ dort wenig oder gar nichts/ ohne Urtheil oder Verstand/ herfür komme. Solche schöne Ordnung oder häßliche Unordnung/ entspringet von wol- oder übel-gefasster Zeichen-Kunst/ entweder nach denen gehabten Modellen/ oder nach den vorgenommenen lebendigen Bildnusen: und kan die Zeichen-Kunst keinen guten Anfang haben/ wann sich der Scholar nicht eifrig beflissen/ natürliche und lebhafte Dinge abzuzeichnen/ und nach gut-gemahlten Stucken von belobten Meistern/ oder nach antichen Statuen und erhobnen Bildern/ wie schon oft gesagt worden/ zu formiren.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → dessin
CONCEPTION DE LA PEINTURE → composition

Quotation

Die Vereinigung in der Mahlerey/ ist eine Uneinigkeit und Zweyspalt manigfaltiger Farben: welche/ durch die Kunst und Wissenschaft des Meisters vermischet/ tauglich sind/ unterschiedliche Theile des menschlichen Leibs/ der Haare und Gewänder/ und alles anders/ lebhaft auszubilden. Hierbey ist zu beobachten/ daß man die Farben/ nicht gleich obenhin auf die Tafel streichen/ wie von vielen geschihet/ sondern mit großer Vernunft und Bescheidenheit anwenden solle: damit die Erhebung erfolge.

Conceptual field(s)

L’ARTISTE → qualités
CONCEPTS ESTHETIQUES → génie, esprit, imagination

Quotation

{Hartes hintan-Mahlen ist zu meiden} […] viele haben ihren Figuren/ es sey in Zimmern oder in Landschaften/ den Wolstand benommen/ indem sie alles in einander gemenget/ oder unleidliche harte Farben hintan in die Gründe gemahlet: welches mit Vorsicht zu vermeiden ist. {Eines mus vom andern wohl abstehen.} Man mus/ nach Art und Gelegenheit der Landschaften/ Gebäude und andrer Dinge/ wol beobachten/ daß keines vom andern sich zuhart abschneide/ sondern die Zier der Farben/ nach Art der Natur-Gebrechen/ heraus komme. {Die Vernunft hat hierinn zu rahten.} Diß alles wird zu fernerm nachdenken gestellet/ so ein jeder/ in der praxi, selbst/ nach bedunken/ wird zu mehren/ zu mindern und zu verzieren wissen: damit die Harmonie des ganzen Werks nicht überschritten werde/ und nicht allzuhart Roht/ Weiß/ Schwarz und Gelb in einander laufen.

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → qualité des couleurs
CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

Des Absehens/ muß allhie zuvörderst wiederholet werden/ daß die Zeichenkunst/ (als die bey den Alten/ Reissen genandt war) die rechte und einige Mutter und Nährerin unserer dreyer Künsten ist/ und aus der Vernunfft/ durch gewisse imagination, oder Einbildung/ in dem Verstand/ zuvorderst alles formirt, was hernacher durch die Hand zu Papier gebracht wird. Dieser erkenntliche Entwurff/ und concept unserer Ideae, oder Sinn-Musters/ welches wir/ im Gemüt gleichsam ausgebreitet vor Augen stellen […].

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → dessin
CONCEPTS ESTHETIQUES → génie, esprit, imagination

Quotation

Das I. Capitel. Von der Mahlerey und dero Hochachtung
Die edle Mahlerey-Kunst ist eine Tochter der Vernunft, und eine Ernährerin aller Künste und Wissenschaften. Sie war vor Zeiten bey den meisten Helden, und hochgelehrten Leuten in grosser Würde, derohalben auch in Sycion dem gemeinenen Mann solche Kunst zu lernen verbothen, und allein den Edelgebohrnen zugelassen. Und weil selbe so hoch geschätzet, so wurde sie auch mit sonderbarer hoher Hochachtung und Beschenckung beehret […]

Conceptual field(s)

PEINTURE, TABLEAU, IMAGE → définition de la peinture

Quotation

Das 2. Capitel. Beschreibung der Mahlerey-Kunst und des Zeichnen Nutz. 
Die Zeichnung aber gleichwie sie eine recht Mutter der Mahlerey ist, und ihren Ursprung aus der Vernunft hat, so erfordert solche ein sonderbahres Urtheil, als die Universal-Form, Idea oder Modell aller Dinge, so die Natur jemahls gebohren. 

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → dessin
PEINTURE, TABLEAU, IMAGE → définition du dessin

Quotation

Das 2. Capitel. Beschreibung der Mahlerey-Kunst und des Zeichnen Nutz. 
Es soll und muß aber die Zeichnung mit sonderbahrer Vernunft rarer Invention, Abtheilung und Stellung, als an welcher am meisten gelegen, gemacht seyn: damit alle Theile zu Vergnügung eines vernünfftigen Auges wohl übereinstimmen, und herfür kommen.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → dessin

Quotation

Das 3. Capitel. Von Farben.
Die Vereinigung der Mahlerey ist die Uneinigkeit und Zweyspalt mannigfaltiger Farben, welche durch die Kunst und Wissenschaft des Mahlers vermischt tauglich sind unterschiedliche Teile des Menschlichen Leibes, der Haare, der Gewändter, und alles andern lebhaft aus zu bilden. Hierbey ist nun zu beobachten, daß man die Farben nicht gleich oben hin auf die Taffel streichen, wie von etlichen geschieht, sondern mit großer Vernunft dieselben anwenden solle, damit die rechte Erhebung erfolge.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs