JUDICIUM (n. n.)
TERM USED AS TRANSLATIONS IN QUOTATION
GEIST (deu.)GEIST
{Junges Sudeln der Kinder/ bezeugt nicht alsobald eine Fähigkeit zum Mahlen} Sie [ndr: die Eltern] solten aber sich bässer besinnen/ und bedenken/ daß das Vermögen hierzu [ndr: zum Mahlen]/ nicht aus einem solchen Hand-sudeln/ sondern aus einem sonderbaren Verstand und Geist erscheinen müße/ und vieler Jahre Arbeit vonnöten sey/ bevor man sich solcher Geschicklichkeit versichern kan.
An die Kunstliebende Jugend, p.58Unsere Teutsche/ haben mit sonderbarer Arbeitsamkeit/ ihre Werke volbracht: wie zu sehen in den Stucken Albrecht Dürers Holbeins/Lucas von Eych/ und anderer/ in welchen/ auch die geringste Haare ganz klar und rein ausgebildt erscheinen; das dann in der Nähe wol zu sehen ist. {das ist rühmlich/ wann Geist dabey ist/ und die Ferne nichts benimmet.} Diese Sauberkeit ist löblich/ und macht sich dem Gesicht je länger je mehr gefällig: zumahl wann gute Manier/ Geist und Dapferkeit dabey/ und wann alles auch in der weite recht zu erkennen ist. Dann wann solche Stucke auf die Ferne nichts verlieren/ mögen sie wol vor sonders ruhmwürdig gehalten werden.
Das VII Capitel.Vom Wohl-Mahlen, p. 72
{Vom Nähe und Ferne-Mahlen} Sonsten ist vorhin bewust/ daß. diß/ was klein und in der Nähe ist/ mehr Sauberkeit erfordere: hingegen was weit aus dem Gesicht stehen soll/ etwas rauher/ groß/ mit vielen Farben und mehrerm Geist kan gestaltet werden. {Die Schärfe ist zu vermeiden.} Wann die Seiten oder Ecken der Bilder mit scharffen Liechtern beschnitten/ stehet es hart und rundet sich nicht: […]
JUGEMENT
{LXIII. La Superbe nuit extremement au Peintre.}
* Tirez profit des avis des Gens Doctes, & ne méprisez pas avec arrogance d'apprendre le sentiment d'un chacun sur vos Ouvrages : tout le monde est aveugle sans ses propres affaires, & personne n'est capable de porter jugement dans sa propre cause […]
{LXX. L’ordre que doit tenir le Peintre dans ses Estudes.}
*Pour bien faire, *vous commencerez par la Geometrie ; & apres en avoir appris quelque chose, *mettez-vous à desseigner d'après les Antiques Grecques, *& ne vous donnez point de relasche ny jour ny nuit, qu'auparavant vous ne vous soyez acquis, par une continuelle pratique, une habitude facile de les imiter dans leurs Inventions & dans leur Maniere. Et ensuite lors que le Jugement se sera fortifié, & sera parvenu à sa maturité par les années, il sera tres-bon de voir & d'examiner l'un apres l'autre, & partie à partie par un ordre suivi de la manière que nous avons dit cy-devant & selon les Regles que nous en avons données, les Ouvrages qui ont donné tant de réputation aux Maistres de la premiere Classe ; comme sont les Romains, les Venitiens, les Parmesans, & ceux de Bologne. […]
OORDEEL
Wy moeten in 't eerste daer op letten, wat voor Konstenaers wy bestaen nae te volghen; in die ghene dewelcke wy ons selven aldus voorstellen; want wy ontmoeten selfs in d'alder volmaeckste Konstenaers eenighe dinghen die laeckenswaerdt sijn: en 't waere wel te wenschen dat ghelijck wy 't quaede 't welck in de Konstenaers ghevonden wordt ergher maecken, dat wy even alsoo 't goede beter uytdruckten. Even wel nochtans soo en is het den ghenen die oordeels ghenoegh hebben om de fouten groote Meesters te vermijden niet ghenoegh dat sy maer alleenlick een ydele schaduwe haere deughden nae volghen, overmidts d'Imitatie dan eerst prijswaerdigh schijnt te wesen als sy de volle kracht der Konst in de voornaemste dinghen heeft ghetroffen. Dies worden oock die ghene voor onvroedt ende onbesint gehouden, de welcke de deugheden van groote Meesters niet wel-doorgrondet hebbende op 't eerste ghesicht te werck gaen, meynende dat hun d'Imitatie wonderlick wel gheluckt is als sy d'uytgelesen wercken der ouder Konstenaeren eenigher wijse in 't nae-trecken van Linien en 't opsmeeren van Coleuren hebben afghebeeldet, daer sy nochtans verde van de rechte kracht der selvigher verscheyden sijn.
Het Eerste Boek, Capittel III.6, p. 27-28Dus ghebeurt het dat ons ghemoedt door de kranckheydt des oordeels verdonckert sijnde, niet en kan onderscheyden wat daer met de autoriteyt en rechte reden der bevalligheydt over een komt.
Het Eerste Boek, Capittel III.12, p. 33Alhoewel nu dese reden ons volkomen berecht gheeft van 't voordeel 't welck d'eensaemheydt der heymelicker vertreck-plaetsen den Lief-hebber toebrenght: soo biedt sich alhier noch een andere niet min bondighe reden aen, die ons hetselvighe afvoordert. Want ghelijck een goedt Medicijn sijne ooghe niet allen gheslaegen houdt op de sienelicke ende openbaere ghebreken, maer hy moet insgelijcks oock met een gaeuwe opmerkinghe nae-speuren wat daer ergens inwendighlick verswackt ende onstelt is, ghemerckt de krancke selver haere quaelen menighmael soecken te bewimpelen; even alsoo wordt het in een oprecht Lief-hebber vereyscht dat hy sich selven ghewenne de wercken der Konstenaeren met een dieper insicht in sijn eenigheydt te beschouwen 't overmatigh lof-tuyten der gonstigher, en 't bitterlecken der misgonstigher omstanders verbreken de kracht onses ghesonden oordeels door een ontijdighe en gantsch verkeerde schaemte. Yeder een kan by sich selven alleen bequaemer oordeelen, dan in 't midden van sulcken onbesinden gheschreeuw:
Het Eerste Boek, Capittel V.1, p. 52-53Het is dan blijckelick hoo grooten arbeyd d'oprechte liefhebbers aenwenden ontrent het oeffenen ende voorbereyden haerer fantasije wanneer sy naemelick de volmaeckte verbeeldinghen aller dinghen door een nau-puntighe imaginatie in haere eyghene herssenen afschilderen. Dies ghebeurt het oock menigh werven dat die gene dewelcke d'uytghelesen wercken van groote Meesters nae een behoorlicke voorbereydinghe in de hand nemen, bequamer daer van plaghten te oordelen dan de allerbeste Konstenaer, wiens oordeel door de liefde die hy sijne eygene wercken toedraegt veeltijds benevelt is, behalven dat hem 't heymelicke misnoeghen 't welck hy in de wercken van andere Meesters neemt, menighmael in sijn oordeel verswackt.
Het Eerste Boek, Capittel V.3, p. 59Soo gheloove ick oock vastelick, datmen kleyn onderschyd tusschen ’t beraedt en tusschen ’t oordeel kan aenwijsen; ’t en waer saecke datmen ’t daer in voornamelick stelle , dat het oordeel sich ontrent die dinghen besigh houdt, de welcke nu alreede tevoorschijn ghebracht sijn; het beraed daerenteghen bemoeyt sich voornaemelick met die dinghen, de welcke als noch verborghen ligghende ofte noyt ghevonden of ten minsten twijffelachtigh sijn: Dat oock het oordeel doorgaens henen vast gaet; ’t beraed daer en teghen is een verre-ghehaelde reden, de welcke, ghelijkck se veeltijds met het versinnen ende overweghen van verscheydene dinghen besigh is, soo vervatse in sich niet alleen d’inventie maer oock d’oeffeninghe des oordeels selver.
Het Derde Boeck, Capittel I.13, p. 228OORDEELSKRACHT
Aller menschen ghesicht en is niet begaeft met de selvighe oordeelenskracht; seght Plutarchus {apud Stobaeum ser de Venere & amore}, 't eene ghesicht is meer volmaeckt door de Nature en beter geoffenet door de konst als het ander om het gene schoon is te onderkennen. Hier uyt ontstaet het dat de Schilders met een vaerdighe gauwigheyd van de ghedaenten ende ghestaltenissen der dingen weten te oordeelen. Als een onwetend mensche, eenen rechten Idioot, volmondelick bekendt dat hy de Venus die Zeuxis gheschildert hadde niet schoon en vond; Neem mijne ogen seyde Nicomachus, en sy sall een Godinne schijnen te sijn.
Het Eerste Boek, Capittel V.3, 60URTEIL
{Die Vernunft/ ist der Zeichnung Ursprung} Die Zeichnung […] ihren Ursprung aus der Vernunft hat/ so erfordert solche eine sonderbares Urtheil/als die universal-Form/Idea oder Modell aller Dinge/so die Natur jemahls gebohren. Dann diese machet in dem menschlichen Leib/ in den Thieren und Pflanzen/ folgbar auc die Gebäu- Bildhauer und Mahlerey-Arbeit/ die proportion und Gleichheit zwischen dem ganzen völligen Corpo und seinen Theilen/und den Unterschied zwischen denselben erkennen. Und aus dieser Erkäntnis entspringet eine gewiße imagination, Einbildung/ Meinung und Urtheil / welches ihm der Künstler in seinem Verstand vor-formet/ und nachmals mit Kreide/ Rötel oder Kohlen/ durch die Hand/ zu Papier bringet.
Das I. Capitel.Von Der Erfindung und Zeichnung, p. 60{Schizzi, gemeine Abriße.} Also sind des Zeichnens unterschiedliche Arten. Die jenige/ so die Figur nur geringlich mit der Feder/ Kohle oder Kreide in etwas entwerfen/ werden Schizzi oder Abriße benamet. Diese erste Erfindung/ bildet den Concept und die Idea des Verstandes/ und machet/ nur mit einem groben Entwurf/ die Form und Eintheilung des künftigen Gemäldes. {Die mus der Verständ beurtheilen.} Aus solchem schlechten Entwurf/ ersihet der Künstler die Fehler/ so er zu vermeiden hat/ ergrößert zum Theil die kleine Figuren/ und stümmelt die großen/ nach dem Ebenmaß der Vernunft/ damit alles in eine rechte proportion komme. Dann diese Correctur oder Verbässerung/ welche nachfolglich geschehen soll/ mus zuvor in dem Verstand/ durch Uberleg- und Erwägung der Fehler/ ausgekocht und erzogen werden. Er mus urtheilen/ ob dieses oder jenes vernünftig oder witzig gezeichnet und gestellet seye? ob etwas zu verbässern und zu ändern/ auch wie solche Verbässerung anzugreiffen und zuwegen zu bringen sey? Aus diesem langen discurriren und nachsinnen des Verstandes/ wird nach und nach die Erfahrenheit und Gewonheit reiff und zeitig.
Das I. Capitel.Von Der Erfindung und Zeichnung, p. 60Die Zeichnung soll und mus mit sonderbarer Vernunft/ rarer invention, abtheilung und stellung/ als an welcher allermeist gelegen/ gemacht seyn: damit alle Theile/ zu vergnügung eines vernünftigen Auges/ wol übereinstimmen/ und nicht hier alles/ dort wenig oder gar nichts/ ohne Urtheil oder Verstand/ herfür komme. Solche schöne Ordnung oder häßliche Unordnung/ entspringet von wol- oder übel-gefasster Zeichen-Kunst/ entweder nach denen gehabten Modellen/ oder nach den vorgenommenen lebendigen Bildnusen: und kan die Zeichen-Kunst keinen guten Anfang haben/ wann sich der Scholar nicht eifrig beflissen/ natürliche und lebhafte Dinge abzuzeichnen/ und nach gut-gemahlten Stucken von belobten Meistern/ oder nach antichen Statuen und erhobnen Bildern/ wie schon oft gesagt worden/ zu formiren.
Das I. Capitel.Von Der Erfindung und Zeichnung, p. 61{In Gesellung der Farben/ ist die Härtigkeit und Unordnung zu vermeiden}; Der Mahler mus gleich anfangs in seinen Verstand die Austheilung der Farben beobachten/ damit er nicht plötzlich von einem extremo in das andere falle/ nämlich die höchste und niedrigste/ oder die liechteste und finsterste Farbe just neben einander setze: dann dieses würde eine unartige und widerwärtige Härtigkeit auswirken. Dergleichen beschihet aber nicht/ durch den dunklen Schatten jedlicher Figur/ so gleich auf die andere zuruck schläget: dessen Dunkle vielmehr andere Farben nur annemlicher belebet und herfür bringet. Es mus aber dieser Schatten mit seinem Corpo vereiniget seyn: […] Dann gleichwie/ ein einiger falscher tonus, eine ganze herrliche Harmoniam verstellet und unlieblich macht: also kan auch eine einige nicht recht ausgebildete Gliedmaße/ oder zuharte Farbe/ ein völliges Gemähl zernichten und verwerfflich machen. {Hingegen gute Maß und das Mittel zu halten.} Das gar zuhohe Weiß- oder Feuer-rohte/ beleidiget das Gesicht; und das allzubleiche oder dunkle/ macht die Kunst-Stucke veraltet und verlegen. Will also das Mittel/ mit Verstand und gutem Urtheil/ getroffen seyn/ in welchem Stuck noch viel Künstler jetziger Zeit zu thun finden.
Das II. Capitel. Von den Farben, p. 63Solche Regeln/ haben die alte Kunst-Mahler beobachtet. Dessen allen haben/ unter den alten berühmten Kunst-Mahlern/ Raphael Urbini, Coregio, Titian, Verones, Tintoret und viel andere auf Mauren/ auch in Oelfarben/ mit sonders erleuchten Urtheil und Verstand/ zu ihrem immerwehrenden Lob und Ruhm/ bey aller Nachwelt/ sich sehr künstlich bedient. Wie dann nicht minder/ neben ihnen/ auch unsere alte Teutsche/ als Albrecht Dürer/ Hanns Holbein und andere/ nach und nach die Verbesserung des Colorits und das natürlichmahlen erfunden: […]
Das II. Capitel. Von den Farben, p. 64VERNUNFT
Die Vereinigung in der Mahlerey/ ist eine Uneinigkeit und Zweyspalt manigfaltiger Farben: welche/ durch die Kunst und Wissenschaft des Meisters vermischet/ tauglich sind/ unterschiedliche Theile des menschlichen Leibs/ der Haare und Gewänder/ und alles anders/ lebhaft auszubilden. Hierbey ist zu beobachten/ daß man die Farben/ nicht gleich obenhin auf die Tafel streichen/ wie von vielen geschihet/ sondern mit großer Vernunft und Bescheidenheit anwenden solle: damit die Erhebung erfolge.
Das II. Capitel. Von den Farben, p. 63VERSTAND
{Die Perspectiv mus wol beobachtet werden.} Es mus aber allhier/ wie in allem/ die Perspectiv künstlich beobachtet werden: daß nämlich erstens das vorgenommene Stuck/ nach proportion des Orts und der Regeln/ sich entweder ordentlich verliere/ oder sich herfür thue und ergrößere; Ferner daß alles/ nach Ordnung des Gebäues/ der Zimmer und Seulen/ klüglich und sauber eingerichtet/ lieblich in die Augen falle; und endlich/daß/ gleichwie das perspectivische Gebäu selber/ also auch die Höhe und Helle/ Gänze oder Härte der Farben/ wie oben gedacht/ sich gemächlich verliere. Und aus solcher guten Eintheilung/ wird des Künstlers Verstand geprüfet.
Das I. Capitel.Von Der Erfindung und Zeichnung, p. 62
23. [ndr: Regel] Der Mahler soll allezeit/ mehr nach der Ehre als nach Nutzen/ trachten/ und nichtes dahin eilen: wie sich viele praecipitiren/ dadurch eine böse Gewonheit annehmen/ und zu grund gehen; da hingegen durch viel und beständiges studiren/ bey mehrung des Fleißes/ der Verstand sich ergänzet/ auch das Lob und die Ehre von sich selbst den Nutzen mit sich bringet.