GEWAND (n. n.)
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Quotation
ES ist auch ein sonderbares Stuck der Mahlerey-Wissenschaft/ daß man die Gewänder und Kleidungen der Bilder wol verstehe worinn ihrer viele/ die sonst in andern Stücken gute Experienz gehabt/ sich schwach befunden/ und dem Ruhm ihrer Arbeit damit schädlich gewesen.
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Quotation
{Die Gewänder sind nach dem Geschlecht/ Stand und Stellung der Personen/ auch nach den Lands-Arten/ unterscheiden.}
Es ist/ in den Gewändern/ zuvörderst der Unterschied zu beobachten: weil deren Form/ Farben und Falten/ nach Alter/ Stand und Stellung der Personen/ nach dem Männ- und Weiblichen Geschlecht/auch nach alt- und neuem Lands-Gebrauch und al modo, ganz ungleich sind.
{Vom Obergewand/ und Rundung der Falten} [...]
{Die Glieder müßen/ unter dem Gewand/ hervorscheinen. Die Falten/ müßen nicht überhäuft seyn} [...]
{Linde und grobe Falten} [...]
{Mancherley Falten der Zeuge} [...]
DÜRER, Albrecht, La Grande Passion, 1497 - 1510, gravure sur bois (xylogravure), Wien, Albertina Museum, 3085-3095.
DÜRER, Albrecht, La vie de la Vierge, 1502 - 1510, gravure sur bois (xylogravure), Paris, BNF, RESERVE CA-4 (F)-PET FOL.
ALDEGREVER, Heinrich
BAROCCI, Frederico
DÜRER, Albrecht
ELSHEIMER, Adam
GENTILESCHI Orazio
RAFFAELLO (Raffaello Sanzio)
TIZIANO (Tiziano Vecellio)
VAN LEYDEN, Lucas
VERONESE, Paolo (Paolo Caliari)
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{Der antichen Statuen} Was wir bey den antichen Egyptern/ Griechen und Römern sonderlich in der Mänge ihrer vortrefflichen Statuen/ an / Gewändern finden/ ist zwar in etlichen Stucken hoch zu achten/ also daß wir ihnen nicht in allem folgen können.Weil ihre Bilder rund-um müßen gesehen werden/ liefen sie Gefahr/ daß sie/ durch eine vollkommene starke Falte auf einer Seite/ das Bild auf der andern Seite zuviel bedecken mochten/ das dann eine Unform gibet: weswegen sie meist nur an den Leib glattanligende dünne Gewänder gemacht/ solche aber sonders kunstreich und zierlich zu paß gebracht haben. Von solcher perfection sind zu sehen/ die hiebey gewidmete Flora zu {perfecteste Gewänder.} Rom al Farnese, die Cleopatra im Vatican, die Sibylla Cumana, und Tiburtina, auch die Sabina, die fliegende Gewänder in den Basse-rilieven Nymphen/ vor allen aber die Juno von Cesy, deren hohes Lob gebühret: dann die Art des Tuchs ist alda natürlich reich/ ohn einige Hinternis der Glieder. Hierzu gehöret der große Consul, in des Grafen von Arondel Garten zu Londen: und sind solche alle für gute Modellen zu halten.
ANONYME, Ariane endormie (Cléopâtre) , IIe siècle après J.C., marbre, 161,5 x 195, Vatican, Vatican, Museo Pio-Clementino, MV_548_0_0.
ANONYME, Flore Farnèse, IIe siècle après J.-C., marbre, h. 342, Napoli, Museo archeologico nazionale di Napoli, inv. 6409.
ANONYME, Juno Cesi, IIIe siècle avant J.-C., marbre, h. 228, Roma, Musei Capitolini, inv. 731.
ANONYME, Relief, dit les Danseuses Borghèse, IIe siècle après J.C., marbre, 74 x 188, Paris, Musée du Louvre, MR 747 Ma 1612.
Consul romain (coll. Arundel, Londres, non identifié)
Sybille de Cumes (coll. Giustiniani, repr. dans la TA, tafel w)
Sybille Tiburtine (non identifiée)
Antiques (les)
Egypter (die)
Grecs (les)
Römern (die)
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{Die Falten/ müßen kein sonderbares Glied oder Liecht verdecken oder verschatten.} Die Tücher oder Gewänder/ mit welchen die Bilder bekleidet/ sollen ihre Falten dergestalt bekommen./ daß solche nicht über die meist-bescheinte Glieder geführt werden/ und daselbst große finstere Schatten/ und in den Schatten liechte Falten/ verursachen. Es muß auch der Falten Form die Gliedmaßen dergestalt umschliessen und bekleiden/ daß sie solche nicht über quär durchschneiden/ noch größere Schatten oder Vertieffung causiren/ als das höchste Theil des bekleidten Bildes selbst machet […]
Man mus nicht zuwenig oder zuviel falten. […]
Etliche Regeln. […] {Fernere Regeln} […].
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Des Menschen nackender Leib/ auch Angesicht und Hände/ sollen iederzeit/ im Werck das Meiste/ in Schönheit der Farbe/ und Liechte/ behalten; alles Andere aber/ nach Erforderung der Sachen/ minder seyn: und auch deren Gewanter/ oder Bekleidungen etwas/ in der Zier nachgeben. { Der Farben Ordnung} Mit dieser observation, können die Nackete neben ihnen wol leiden die Gewante/ so gelblich/ rötlich/ Veil-Farb/ und Purpur. Grün/ blau und gelb stehen auch iederzeit wol beysammen/ {Wolstand. Harmonie. } welche Austheilung der Künstler gleich anfangs vernünfftig zu überlegen hat/ damit er nicht dergestalt irre/ daß zuletzt unmüglich fällt/ zu helffen/ und er gar aus der Harmonie gerahte/ und aus allen Geschick verfalle. Welche Unart und Unform alldann alle gehabte Mühe schändet und übern Hauffen wirfft.
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{Gewandter Nohtwendigkeit und deren Wissenschafft.}
Wie nöthig auch sey die Wissenschafft/ alle Bilder vernünfftig zu bekleiden/ nach der alten und ietzigen Zeit/ iedes nach Lands-Art/ Stand/ Zeit/ und Gebrauch; gibt die tägliche Erfahrenheit gnugsam zu erkennen: in deme Viele/ durch Unerfahrenheit solcher Wissenschafft/ alle ihre andere Arbeit verächtlich gemacht haben. In den Gewantern/ ist zuvorderst ein Unterscheid zu machen der Person/ und ihres Alters/ des Standes/ und der Länder/ männ- und weiblichen Geschlechts: sintemal/ in dem Allem/ eine grosse Ungleichheit und Veränderung zu beobachten. Ihrer Viele haben sich dessen unterstanden; wenige aber die rechte Art gehabt. Der fürtreflliche Albrecht Dürrer/ hat die Gewanter wol verstanden/ sonderlich in seinen letzten Jahren; [...]
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Das 3. Capitel. Von Farben.
Der nackende Mensch muß also bekleidet werden, daß man die Farben der Kleidung von Haut und Fleisch mercklich unterscheiden könne. Die Kleidungen sollen zwar sichtbarer und zierlich seyn, doch also, daß deren grosse Falten nicht über quer den Leib oder die Arme durchschneiden, denn hieraus würde grosse Unordnung wegen der damit bedeckten Glieder entstehen: Demnach sollen die Falten jederzeit mit Bescheidenheit natürlich geleitet werden, daß man die Gliedmassen darunter sichtbar und erkenntlich mit gewisser Eintheilung wahrnehmen möge.
Es ist auch wohl zu mercken, daß bey den nackenden Leibern die Gewänder, so gelblicht, röthlicht, vielfarbicht, und von Purpur mit finstern oder grünen Grund auf blau und gelb nicht übel stehen; Wenn man sie nur etwas dunckeler hält, als gemeldete Fleisch-Farbe, und diejenigen Bilder so näher unter das Gesichte kommen, sichtbahrer und klärer von Farben sind als die andern.
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Das 11. Capitel. Von allerley Kleidern.
In den Gewand-mahlen ist zu vörderst dieser Unterschied zu beobachten, weil deren Form, Farben und Falten nach Alter, Stand und Stellungen der Personen nach dem Mann- und Weiblichen Geschlechte, auch nach alten und neuen Gebrauch und Mode ganz ungleich sind.
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Das 11. Capitel. Von allerley Kleidern.
Viel Gewänder, sonderlich der Frauen, wenn sie von geringern Zeuge, sollen gleichsam ledig liegend und linde Falten, die von groben Tuch aber, derer wenig doch grosse Falten haben. Also der Sammet muß sichtbarlich mit Unterscheid, ingleichen Atlas, so einen besondern Falten-Glantz machet, auch Taffet und Leinwand jedes seiner Art und Farbe gantz ähnlich beykommen, daß sie wohl zu unterscheiden, und jedes Zeug an den Falten zu erkennen sey, oder sonst ist es gefehlet. Die Falten müssen kein sonderbares Licht oder Glied verdecken, man muß auch nicht zu viel oder zu wenig Falten machen, nemlich die Glieder mit Zierligkeit zu bekleiden, wo sie sich auflegen, daß nicht die von den Lichte bescheinten Glieder verdeckt werden. Es wird sonderlich in den Historien erfordert, daß die Gewänder veränderlich seyn […]
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Was nun den Entwurf einer kleideten Figur betrifft, so ist das erst und vornehmste, daß man selbige zuvor Nackigt entwerffe, wie es die Regulen mit sich bringen, ehe man an das Gewand selbst gedenket. […] Sintemahlen man dadurch gleich auf den richtigen Weeg geführet wird, wie das Gewand sammt seinem Unter-Kleid auf zuliegen ; wie der Zug eines Faltens sich nach der Stellung und Bewegung des Leibes zu richten, […]. Ist der Entwurf des Nacktigten in so weit hergestellet, daß er dem Original ähnlich kommt, so gehet man dann auf die Bekleidung selbst, und belegt damit das nacktigte, wie es die Reguln eines gutes Entwurffs ausweisen, welche nemlich haben wollen, daß man nicht alle vorkommende Kleinigkeiten hineinbringe, sondern nur die hauptsächlichsten Theile anzeige. […] Ferner, daß man sie dergestalt anlege, daß das nackigte darunter könne wahrgenommen werden ; und endlich, daß sie auch nicht allzuweit von den nackigten zu stehen kommen, weil es sonst etwas ungestalt lassen möchte. Es sind diese Anmerckungen von solcher Beschaffenheit, daß sie bey allen Arten der Falten können und müssen angebracht werden. […]
PREISSLER, Georg Martin, [Pl. 11 Gewänder / Nackigte Figur], estampe, dans PREISSLER, Johann Daniel, Die durch Theorie erfundene Practic, Oder Gründliche verfaßte Reguln, deren man sich al seiner Anleitung zu berühmter Künstler Zeichen-Wercken bestens bedienen kan. Dritter und letzter Theil, Nürnberg, Johann Daniel Preissler, 1765, vol. III, n.p..
PREISSLER, Georg Martin, [Pl. 13 Gewänder / Nackigte Figur], estampe, dans PREISSLER, Johann Daniel, Die durch Theorie erfundene Practic, Oder Gründliche verfaßte Reguln, deren man sich al seiner Anleitung zu berühmter Künstler Zeichen-Wercken bestens bedienen kan. Dritter und letzter Theil, Nürnberg, Johann Daniel Preissler, 1765, vol. III, n.p..
PREISSLER, Georg Martin, [Pl. 15 Gewänder / Nackigte Figur], estampe, dans PREISSLER, Johann Daniel, Die durch Theorie erfundene Practic, Oder Gründliche verfaßte Reguln, deren man sich al seiner Anleitung zu berühmter Künstler Zeichen-Wercken bestens bedienen kan. Dritter und letzter Theil, Nürnberg, Johann Daniel Preissler, 1765, vol. III, n.p..
PREISSLER, Georg Martin, [Pl. 17 Gewänder / Nackigte Figur], estampe, dans PREISSLER, Johann Daniel, Die durch Theorie erfundene Practic, Oder Gründliche verfaßte Reguln, deren man sich al seiner Anleitung zu berühmter Künstler Zeichen-Wercken bestens bedienen kan. Dritter und letzter Theil, Nürnberg, Johann Daniel Preissler, 1765, vol. III, n.p..
PREISSLER, Georg Martin, [Pl. 7 Gewänder / Nackigte Figur], estampe, dans PREISSLER, Johann Daniel, Die durch Theorie erfundene Practic, Oder Gründliche verfaßte Reguln, deren man sich al seiner Anleitung zu berühmter Künstler Zeichen-Wercken bestens bedienen kan. Dritter und letzter Theil, Nürnberg, Johann Daniel Preissler, 1765, vol. III, n.p..
PREISSLER, Georg Martin, [Pl. 9 Gewänder / Nackigte Figur], estampe, dans PREISSLER, Johann Daniel, Die durch Theorie erfundene Practic, Oder Gründliche verfaßte Reguln, deren man sich al seiner Anleitung zu berühmter Künstler Zeichen-Wercken bestens bedienen kan. Dritter und letzter Theil, Nürnberg, Johann Daniel Preissler, 1765, vol. III, n.p..