LICHT UND SCHATTEN (expr.)
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{Licht und Schatten sind die Haupt-Farben der Welt/ und der Mahlerey Grund-Farben} Gleichwie aber der Schöpfer/ im Anfang/ das Liecht und Finsternis von einander geschieden hat/ und die Natur zwischen diese zwo Farben/ als zwischen zween Angel/ gehänget hat: also sind sie wol die zwo Haupt-Farben der Welt/ und in der Mahlerey die beyde Grund-Farben. Dann allein durch Weiß und Schwarz kan ein Künstler alle Dinge/ ohne Behuff anderer Farben/ in Liecht und Schatten hervorbringen/ wann er/ die Vertieff- und Erhöhung beobachtend/ alles wol rundiret/ und jedes nach seiner Maß herzukommen oder sich abverlieren machet. Die Schwärze und Weiße/ kan alle Geschöpfe ungestalt oder schön/ verhaßt oder lieb angenehm machen. Es sind/ diese zwo Farben/ das Leben der Edlen Schreib- und Druckerey- Kunst: da/ durch Schwarz und Weiß/ der Mensch in Künsten/ Historien und Wissenschaften unterrichtet/ auch die Menschliche Gesellschaft dadurch erhalten wird/ indeme man die Geschäfte und Handlungen hiermit verbriefet/ auch vermittels dessen/ weit von einander entfernte Personen/ mit einander reden und conversiren können.Von den Farben etwas gründlicher zu reden/ so ist zu erwehnen/ daß die Weiße für die nobelste/ hingegen die Schwarze für die unedelste gehalten wird: maßen auch die andere ihre Würde und Unwürde daher bekommen/ je mehr sie dem Weiß oder Schwarz nahe tretten oder verwandt sind.
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{An den nackenden Bilderen sol man anfangen/ erstlich nach Kupferstichen/ Handrissen und stilstehenden Bildern. Hernacher zu den lebendigen Dingen/ auch der Academie schreiten.}
Gleichwie einer nun/ durch die Academische Ubung/ die Wolerfahrenheit hierinne suchen muß: also wird hierzu sonderlich erfordert daß man alle Stellungen/ Maß/ und Ordnung eines gerechten Bildes erfahre/ auch das grosse und mittelere Liecht/ samt dem Schatten und Wiederschein/ vernünfftig ergreiffe: Als vermittelst dessen sich der Verstand mehret; Denn auf solche Weise stellet allein ein wahrer Progreß zu hoffen. Wobey doch gleichwol auch die Erkänntnüs der Zergliederungs- (oder Anatomie.) Kunst/ Wohnung und Form/ der Mäuse (oder Musculen) Maß und Gestalt des Gebeins/ oder Sceletons/ mit in Betrachtung kommt. Solcher Gestalt muß der Verstand immer mit im Spiel seyn/ um alle vor Augen kommende natürliche Dinge wol zu überlegen/ und zu beurtheilen: Damit man sich hernach/ zu selbsteigener Invention/ beqvem machen könne. Gestaltsam dieses ohngezweiffelt der rechte Weg ist
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Die zwo Haupt-farben seyn weis und schwartz/ oder licht und finster. { Erste Farben weis und schwartz/ vermögen das meiste.} Dann durch diese beyde vermag des Meisters Verstand alle Dinge/ ohne Behueff anderer Farben/ das Liecht und Schatten/ hervor zu bringen; wann er die Vertieff- und Erhöhung beobachtet/ sein Vorhaben wol rundiret/ erhebt/und/ nach gebührender Maß/ herzukommend oder von sich abweichend machet.
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Rede bey Stellung des Modells, p. 12
[Was ein Jüngling im Nachzeichnen des Lebendiges Modells beobachten müsse.] (2) Muß ein Anfänger sich also setzen/ damit das Modell sich ihme unter einen wohlständigen Licht und Schatten zeigen/ und nicht den Tag am Modell allein/ oder den Schatten ohne den Tag sehen könne/ denn beyde letzere Dinge werden ihm viel Mühe in der Zeichnung/ aber keine Anmuth in seinen Wercken geben.
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Rede bey Stellung des Modells, p. 14
Nimmermehr aber vollende man ein Glied insbesondere gäntzlich mit Licht und Schatten/ man habe dann die ganze Figur nach Möglichkeit contournirt/ auch wohl den grossen Schatten/ und das flache Licht in der gantzen Figur allebereits angedeutet.
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Rede bey Stellung des Modells, p. 15
Dann müssen auch die Contours, oder die Umrisse sowol die äussern als die inneren/ weder die auf de Tag noch im Schatten/ mit scharffen harten Strichen angewisen werden. Sondern die äusserten Contours oder Umrisse müssen mit Gelegung eines hellen/ oder dunckel Grundes/ die innern aber/ mit gehörigem Licht und Schatten angedeudet werden.
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Rede bey Stellung des Modells, p. 16
Die wahre und rechte Manier aller berühmten Meister ist allezeit gewesen / Schnell und Sacht/ Schnell in Legung des Lichts und Schattens ; Sacht aber in Hellerheit oder Dunckelheit des Lichtes und des Schattens : Insbesonders ist sie im Zeichnen nach dem Leben allezeit gewesen/ Flüchtig und doch ausführlich. Sonsten vergleicht sich die Manier oder die Handlung
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Rede bey Examinirung eines Kunst-Gemäldes, p. 26
Das Wort Colorit begreifft nicht allein die Wissenschaft oder Erkäntnis der Farben/ sondern auch die geistreiche Mittheilung des Lichtes und des Schattens/ zum Vortheil der Farben und des gantzen Wercks.
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Der dritte Discours von der Mahlerey. Das II. Capitel, p. 65-66
[Worauf in allen Gemählden insgemein zu sehen ist/ um davon judicieren zu können]
3. Muß Licht und Schatten untersuchet werden. Das Licht nehmen die Mahler in ihren Originalien, welche von einem Ort zu dem andern gebracht werden können/ allezeit/ als wenn es von der lincken gegen die rechte Hand hinein fiele. In Gemählden an den Wänden richten sie sich so viel möglich nach den Fenstern des Gemaches. In der freyen Lufft nach dem Lauff der Sonnen selbst.
Der Schatten ist zweyerley : Der rundirende und der geworffene Schatten. Jener ist/ welcher an einem Bild auf derjenigen Seite nothwendig sich zeiget/ die von dem Bild auf dem Boden oder auf die dahinterstehende Dinge geworffen wird/ und ungefehr des Bildes-Gestalt hat. Endlich ist auch dabey zu sehen auf das reflectirte Licht/ welches gantz schwach ist/ und auf alle Dinge/ da der gröste Schatten ist/ fället/ wenn nemlich die Strahlen der Sonnen von einem dahinterstehenden Cörper zurücke prallen.
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Es ist noch übrig, daß ich auch zeige, wie eine bekleidete Figur vollends gar im Schatten und Licht auszuführen. […]
PREISSLER, Georg Martin, [Pl. 10 Gewänder / Schatten und Licht], estampe, dans PREISSLER, Johann Daniel, Die durch Theorie erfundene Practic, Oder Gründliche verfaßte Reguln, deren man sich al seiner Anleitung zu berühmter Künstler Zeichen-Wercken bestens bedienen kan. Dritter und letzter Theil, Nürnberg, Johann Daniel Preissler, 1765, vol. III, n.p..
PREISSLER, Georg Martin, [Pl. 12 Gewänder / Schatten und Licht], estampe, dans PREISSLER, Johann Daniel, Die durch Theorie erfundene Practic, Oder Gründliche verfaßte Reguln, deren man sich al seiner Anleitung zu berühmter Künstler Zeichen-Wercken bestens bedienen kan. Dritter und letzter Theil, Nürnberg, Johann Daniel Preissler, 1765, vol. III, n.p..
PREISSLER, Georg Martin, [Pl. 14 Gewänder / Schatten und Licht], estampe, dans PREISSLER, Johann Daniel, Die durch Theorie erfundene Practic, Oder Gründliche verfaßte Reguln, deren man sich al seiner Anleitung zu berühmter Künstler Zeichen-Wercken bestens bedienen kan. Dritter und letzter Theil, Nürnberg, Johann Daniel Preissler, 1765, vol. III, n.p..
PREISSLER, Georg Martin, [Pl. 16 Gewänder / Schatten und Licht], estampe, dans PREISSLER, Johann Daniel, Die durch Theorie erfundene Practic, Oder Gründliche verfaßte Reguln, deren man sich al seiner Anleitung zu berühmter Künstler Zeichen-Wercken bestens bedienen kan. Dritter und letzter Theil, Nürnberg, Johann Daniel Preissler, 1765, vol. III, n.p..
PREISSLER, Georg Martin, [Pl. 18 Gewänder / Schatten und Licht], estampe, dans PREISSLER, Johann Daniel, Die durch Theorie erfundene Practic, Oder Gründliche verfaßte Reguln, deren man sich al seiner Anleitung zu berühmter Künstler Zeichen-Wercken bestens bedienen kan. Dritter und letzter Theil, Nürnberg, Johann Daniel Preissler, 1765, vol. III, n.p..
PREISSLER, Georg Martin, [Pl. 8 Gewänder / Schatten und Licht], estampe, dans PREISSLER, Johann Daniel, Die durch Theorie erfundene Practic, Oder Gründliche verfaßte Reguln, deren man sich al seiner Anleitung zu berühmter Künstler Zeichen-Wercken bestens bedienen kan. Dritter und letzter Theil, Nürnberg, Johann Daniel Preissler, 1765, vol. III, n.p..
CARRACCI, les
DA CORTONA, Pietro (Pietro Berrettini)
IL DOMENICHINO (Domenico Zampieri)
LANFRANCO, Giovanni
LE BRUN, Charles
MARATTA, Carlo
PERRIER, François
POUSSIN, Nicolas
RAFFAELLO (Raffaello Sanzio)
RENI, Guido