VERLIEREN SICH (v.)
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{Verlierung der hinter einander stehenden Bilder.} Andere [ndr: Bilder]/ die man in die ferne ordnet/ müßen als flüchtig/ mit allgemach-dunklen und abnehmenden Farben beygebracht werden. In diesem aber bestehet hierbey die meiste Meisterheit / daß sie die nackende Bilder lebhaft und natürlich treffen/ ingleichen hinter einander also eintheilen/ und nach und nach zu- oder abnehmen machen/ daß sie zum theil herfür kommen/ die andere aber/ der Ordnung nach/ durch brechung der Farben/ nach der Kunst sich verlieren und entweichen. Wie aber solches anzugreiffen und zuweg zu bringen/ davon soll hernach/ bey den Oelfarben und anderer Orten/ ausführlicher Bericht geschehen.
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{Die Perspectiv mus wol beobachtet werden.} Es mus aber allhier/ wie in allem/ die Perspectiv künstlich beobachtet werden: daß nämlich erstens das vorgenommene Stuck/ nach proportion des Orts und der Regeln/ sich entweder ordentlich verliere/ oder sich herfür thue und ergrößere; Ferner daß alles/ nach Ordnung des Gebäues/ der Zimmer und Seulen/ klüglich und sauber eingerichtet/ lieblich in die Augen falle; und endlich/daß/ gleichwie das perspectivische Gebäu selber/ also auch die Höhe und Helle/ Gänze oder Härte der Farben/ wie oben gedacht/ sich gemächlich verliere. Und aus solcher guten Eintheilung/ wird des Künstlers Verstand geprüfet.
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{Wie die Farben zu verschiessen.} Im verschießen/ mag man Roht bey Roht/ auch Gelb bey Gelb/ zusammen spielen lassen: doch also/ daß sie in Roht-Gelb und Grün-Gelb/ auch in blaulich und röhtlich Purpur sich verlieren. Also kan man auch andere Farben vermengen und brechen.
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{Licht und Schatten sind die Haupt-Farben der Welt/ und der Mahlerey Grund-Farben} Gleichwie aber der Schöpfer/ im Anfang/ das Liecht und Finsternis von einander geschieden hat/ und die Natur zwischen diese zwo Farben/ als zwischen zween Angel/ gehänget hat: also sind sie wol die zwo Haupt-Farben der Welt/ und in der Mahlerey die beyde Grund-Farben. Dann allein durch Weiß und Schwarz kan ein Künstler alle Dinge/ ohne Behuff anderer Farben/ in Liecht und Schatten hervorbringen/ wann er/ die Vertieff- und Erhöhung beobachtend/ alles wol rundiret/ und jedes nach seiner Maß herzukommen oder sich abverlieren machet. Die Schwärze und Weiße/ kan alle Geschöpfe ungestalt oder schön/ verhaßt oder lieb angenehm machen. Es sind/ diese zwo Farben/ das Leben der Edlen Schreib- und Druckerey- Kunst: da/ durch Schwarz und Weiß/ der Mensch in Künsten/ Historien und Wissenschaften unterrichtet/ auch die Menschliche Gesellschaft dadurch erhalten wird/ indeme man die Geschäfte und Handlungen hiermit verbriefet/ auch vermittels dessen/ weit von einander entfernte Personen/ mit einander reden und conversiren können.Von den Farben etwas gründlicher zu reden/ so ist zu erwehnen/ daß die Weiße für die nobelste/ hingegen die Schwarze für die unedelste gehalten wird: maßen auch die andere ihre Würde und Unwürde daher bekommen/ je mehr sie dem Weiß oder Schwarz nahe tretten oder verwandt sind.
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In dem Verschiessen/oder Abweichen mag man wol rot bey rot/ auch gelb bey gelb/ etwas veränderlich zusammen spielen lassen/ und andere Farben mehr: Also/ daß sie sich nach und nach verlieren/ auch/ wann sie alle zusammen gebracht/ von ihrer ersten natürlichen Härtigkeit temperirt, und dergestalt vermischt werden/ daß/ in einem gantz grossen Werck/ alle Farben eine völlige/ iedoch fröliche Harmonia zeigen/ und einander zieren helffen.
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Wann eine Zeichnung nach seinen Reguln entworffen, und zierlich umrissen ist, insbesonderheit an denen Theilen, welche am besten wollen unterschieden seyn […] : So ist das erste, daß man den Schatten nicht gleich Anfangs in der Stärcke mache, als man ihn vor sich hat, sondern nach und nach so weit gehe, biß man darzu gelanget. Denn es sind dreyerlei Grade dabei zu observieren. Der erte ist einfach und ganz gelinde ; der andere, etwas stärker ; der dritte am stärksten. Bey dem ersten hat man darauf zu sehen, daß man den Schatten an den Orten wo er anfänget, und wieder aufhöret, so gelind und unvermerckt andeute, daß es einem fast schwer fallen möcht desselben Anfang und Ende zu determinieren ; von welcher Manier man zu reden pfleget, Der Schatten verliehret sich. […] Von dem andern Grad des Schattens ist dieses zu mercken, daß man ihn nicht über den ersten hinausziehe, weil es sonst vergeblich wäre, bey dem ersten viele Sorgfalt auf das künstliche Verlieren gewandt zu haben. Bey den dritten endlich hat man eben dieses in acht zu nehmen, was bey den andern, nur daß man ihm eine solche Stärcke gebe, wodurch der ganze Schatten seine recht Krafft erreiche.