FARBE (n. f.)

COLOR (lat.) · COLORE (ita.) · COLOUR (eng.) · COULEUR (fra.) · HELE KLEUR (nld.) · KLEUR (ALGEMEEN) (nld.) · TINT (nld.) · VERF (nld.)
TERM USED AS TRANSLATIONS IN QUOTATION
COLORIET (nld.) · COULEUR (fra.) · COULEUR (CHAMP CHROMATIQUE) (fra.) · KLEUR (ALGEMEEN) (nld.) · TEINTE (fra.) · VERF (nld.)
TERM USED IN EARLY TRANSLATIONS
COLOR (lat.)
BUSCH, Werner et MÜLLER-LUCKNER Élisabeth (éd.), Verfeinertes Sehen : Optik und Farbe im 18. und frühen 19. Jahrhundert, München, Oldenbourg, 2008.
DITTMAN, Lorenz, « Aspekte der Farbgestaltung in der französischen und deutschen Malerei des 18. Jahrhundert », dans SAUDER, Gerhard et SCHLOBACH, Jochen (éd.), Aufklärungen: Frankreich und Deutschland im 18. Jahrhundert, Heidelberg, Carl Winter – Universitätsverlag, 1986, p. 127-143.
GAGE, John, Couleur et culture : usages et significations de la couleur de l’Antiquité à l’abstraction, Paris, Thames and Hudson, 2010.
GAGE, John, La couleur dans l’art, London, Thames and Hudson, 2009.
HECK, Michèle-Caroline, Théorie et pratique de la peinture : Sandrart et la “Teutsche Academie”, Paris, Éd. de la Maison des sciences de l’homme, 2006.
JONES, William Jervis, German Colour Terms: a Study in their Historical Evolution from Earliest Times to the Present, Amsterdam - Philadelphia, J. Benjamins, 2013.
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KRIEGER, Verena, « Die Farbe als “Seele” der Malerei: Transformationen eines Topos vom 16. Jahrhundert zur Moderne », Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, 33, 2006, p. 91-112 [En ligne : http://www.jstor.org/stable/40026513 consulté le 23/06/2015].
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LEHMANN, Anne-Sophie, « Hautfarben : zur Maltechnik des Inkarnats und der Illusion des lebendigen Körpers in der europäischen Malerei der Neuzeit », dans GEISSMAR-BRANDI, Christoph et HIJLYA-KIRSCHNEREIT, Irmela (éd.), Geschiter der Haut, Frankfurt am Main, Stroemfeld - Nexus, 2002, p. 93-128.
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PRIGOT, Aude, « COULEUR / COLORIS », dans HECK, Michèle-Caroline (éd.), LexArt. Les mots de la peinture (France, Allemagne, Angleterre, Pays-Bas, 1600-1750) [édition anglaise, 2018], Montpellier, Presses Universitaires de la Méditerranée, 2018, p. 152-159.

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58 quotations

Quotation

Dergleichen Unterschiedlichkeit [ndr: im gerecht-mahlen] ware auch und ist noch bey den Italiänern/ Hoch-und Nieder-Teutschen zu finden/ und zwar mit größerer Vollkommenheit/ sonderlich im gerecht-mahlen/ und darzu gehörenden Kräften der Farben: welches aus der natürlichen applicirung/ vollkommenen Erhebung und sonderbaren Geschwindigkeit der Mahler von unsern Zeiten abzunehmen. {Die alte und neue Italiäner.} Solche waren/ Cimabue der große Wieder-Erfinder dieser Kunst/ Gaddo sein Nachfolger/ und Giotto. Also waren fürtreflich/ Giovan Bellini, in Sauberkeit; Michaël Angelo in Bildern und hohem Verstand; Leonardo da Vinci, in vernünftigen affecten; Andrea del Sarto, in Angenemheit; Raphaël d'Urbino in meisterlicher invention ; Julius Romanus, in ungemeinen Gedanken;Titian, in Anmutigkeit/ sonderlich der Coloriten; Corregio , in gratiositeten; Verones in reichen Gedanken; Tintoreti, in Seltsamkeit; Carazo, in fresco; Caravaggio und Manfredo , in Lebhaftigkeit ; Guido Bolognse in Holdseligkeit; Albano in zierlicher invention; Bernini Bernini in der Bild- und Bau Kunst; Francisco du Quesnoy, in scultur-Warheit; Algardon,in Geschicklichkeit; Peter Corton in fresco; La Franch in Geschwindigkeit; Domenicho in Tieffsinnigkeit; Claudio Gilli in Landschaften.
{Die alte Hoch-Teutschen} Nächst diesen/ machten sich auch verwunderbar unsere Teutschen: als Martin Schön/ im hochsteigen; Matthias von Aschaffenburg/ in zierlichem Geist; Albrecht Dürer/ im universal-Verstand; Hans Holbein/ in glückseliger Hand; Amberger/ in der Warheit; Pocksberger/ im Geistreichtum; Schwarz/ in Erfahrenheit; Adam Elzheimer/ in verwunderlichem Verstand.
{und Nieder-Teutschen} Gleichfalls waren fürberühmt die Niederländer/ in Erfindung der Oelfarben/ Johann und Hubert von Eyk; Lucas von Leyden/ im Fleiß; der alte Bruegel, im Verstand; also auch Sotte Clef und Johann von Calcar/ in der Hand; Floris, in der Meisterschaft; Brauer/ in bildung der Bauren; Fochiers, in Landschaft-Bäumen; Rubens in Geistreichheit; der von Dick/ in Zierlichkeit; Hundhorst in Wolgemälden; Rembrand/ in Arbeitsamkeit; Perselles in Schiffahrten und Wassern; Pulenburg/ in kleinen Bildlein; Bambotio, in Bildung der Bettler ; Botte, in Landschaften; auch der Gerhart Daro und, Mires hoch-preiswürdig in kleinen Oelfarben.
{Von des Autoris [ndr: Joachim von Sandrart ] Werken/ in dieser Kunst.} […]

Hoch-Deutschen (die)
Italiens (les)
Nieder-Deutschen (die)

Conceptual field(s)

CONCEPTS ESTHETIQUES → beauté, grâce et perfection

Quotation

{Wie das lichte und dunkle mit guter Ordnung zu temperiren/ und die Gemälde zu rundiren.} Wann der Mahler sein Stuck/ mit gesunder Vernunft/ in der Mitte hell/ und an den äusersten Theilen/ auch im Grund/ dunkel machet/ gibt es eine gebrochene/ nicht zuviel liechte/ noch zuviel dunkele/ mittelmäßige Fläche/ dadurch die gezogene Striche schön/ rund und erhaben erscheinen. Es ist zwar wahr/ daß diese drey Felder nicht genug seyen/ alle kleinste und geringste Dinge herfür zu bringen: darum dann notwendig ist/ daß man alle diese Theile/ nämlich das zuviel-dunkle/ und das zuviel-liechte Feld/ jedes wieder in zwey Theile absondere/ und also aus dem zuviel-liechten ein neues minder-liechtes/ aus dem sehr-dunklen aber ein weniger-dunkles herfür komme. Wann man nun also/ durch die Farbe/ dem mittlern und äusersten Ort seine Gebühr des Liechts und der Helle/ dem Grund aber die Dunkle zueignet: wird man/ durch Vereinigung und Wettspielung dieser drey Felder zuwege bringen/ daß die Zeichnung rund und erhebt/ und zwar anfänglich hell/ alsdann nach und nach dunkler erscheine/ also daß wir nach und nach das pur-schwarze überkommen werden. Nach diesem mischet man die Farben/ welche/ wann man mit Oel oder mit Gummi- und anderm Wasser â Tempera oder in fresco mahlen will/ an ihre besondere Orte müßen angelegt werden: und solche gründen den Carton oder eine andere Zeichnung/ so zu diesem Werk bereitet worden.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → dessin
CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur
CONCEPTION DE LA PEINTURE → lumière

Quotation

{Verlierung der hinter einander stehenden Bilder.} Andere [ndr: Bilder]/ die man in die ferne ordnet/ müßen als flüchtig/ mit allgemach-dunklen und abnehmenden Farben beygebracht werden. In diesem aber bestehet hierbey die meiste Meisterheit / daß sie die nackende Bilder lebhaft und natürlich treffen/ ingleichen hinter einander also eintheilen/ und nach und nach zu- oder abnehmen machen/ daß sie zum theil herfür kommen/ die andere aber/ der Ordnung nach/ durch brechung der Farben/ nach der Kunst sich verlieren und entweichen. Wie aber solches anzugreiffen und zuweg zu bringen/ davon soll hernach/ bey den Oelfarben und anderer Orten/ ausführlicher Bericht geschehen.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur
CONCEPTION DE LA PEINTURE → composition

Quotation

{Die Perspectiv mus wol beobachtet werden.} Es mus aber allhier/ wie in allem/ die Perspectiv künstlich beobachtet werden: daß nämlich erstens das vorgenommene Stuck/ nach proportion des Orts und der Regeln/ sich entweder ordentlich verliere/ oder sich herfür thue und ergrößere; Ferner daß alles/ nach Ordnung des Gebäues/ der Zimmer und Seulen/ klüglich und sauber eingerichtet/ lieblich in die Augen falle; und endlich/daß/ gleichwie das perspectivische Gebäu selber/ also auch die Höhe und Helle/ Gänze oder Härte der Farben/ wie oben gedacht/ sich gemächlich verliere. Und aus solcher guten Eintheilung/ wird des Künstlers Verstand geprüfet.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → composition
EFFET PICTURAL → qualité de la composition
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs
EFFET PICTURAL → perspective

Quotation

Die Vereinigung in der Mahlerey/ ist eine Uneinigkeit und Zweyspalt manigfaltiger Farben: welche/ durch die Kunst und Wissenschaft des Meisters vermischet/ tauglich sind/ unterschiedliche Theile des menschlichen Leibs/ der Haare und Gewänder/ und alles anders/ lebhaft auszubilden. Hierbey ist zu beobachten/ daß man die Farben/ nicht gleich obenhin auf die Tafel streichen/ wie von vielen geschihet/ sondern mit großer Vernunft und Bescheidenheit anwenden solle: damit die Erhebung erfolge.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

Man mus dieselben [ndr : Farben]/ nach Erforderung/ rechtmäßig mischen/ und also anlegen/ daß/ das fürnemste im ganzen Werk/ vor allen zum reichsten/ leichtesten und schönsten hervorkomme. Es müßen auch ihre Kleidungen am lebhaftesten gehalten/ und/ mit den Bildern/ auch die Fleischfarbe/ in die Weite/ mit allen andern gebrochenen Farben/ sich verlieren.
{deren Harmonie beobachten} Man hat die gemeine und dienstmäßige Personen der Figur/ mit schlechten und gebrochenen/Farben beyzubringen/ als wordurch die fürnehmere ein mehrers ansehen gewinnen. Es ist auch nötig/ daß der Grund/ wogegen solche Bilder stehen/ etwas heller/ als der andern/ hervor spiele: damit diese/ samt den Farben/ davon unterschieden erscheinen/ und die erste Bildnis helle/ die andere aber nach und nach verdunkelter-vermischtere Farben haben.
Der Künstler hat sich dessen jederzeit zu befleissen/ dass die principal-Personen/ mit den stärksten annehmlichsten Farben colorirt/ am liechtesten besten Ort zu stehen kommen/ […] Hingegen sind/ die gemeine dunkele Farben/ eigentlich und am besten dienlich/ zu den gemeinen Personen/ die abseits in einem Winkel und Ecke stehen.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur
CONCEPTION DE LA PEINTURE → composition

Quotation

{Wie der nackete Leib zu bekleiden?} Der nackete Mensch mus also bekleidet werden/ daß man die Farbe der Kleidung von Haut und Fleisch merklich unterscheiden könne.
Die Kleidungen/ sollen zwar sichtig und zierlich seyn/ doch also/ daß deren große Falten nicht überquär den Leib oder Arm durchschneiden: dann hieraus würde große Unordnung/ wegen der damit bedeckten Glieder/ entstehen. Demnach sollen die Falten jederzeit mit Bescheidenheit natürlich geleitet werden/ daß man die Gliedmaßen darunter sichtbar und erkantlich/ mit gemäßer Proportion, warnehmen möge. {den müßen die Kleider nicht verfinstern.} Es ist auch wol zu merken/ daß/ bey den nackenden Leibern/ die Gewänder/ so gelblicht/ rötlich/ Veilfarb/ und von Purpur/ mit finsterem oder grünlichem Grund/ auch blau und gelbe/ nicht übel stehen: wann man sie nur etwas dunkler hält/ als gemeldte Fleischfarbe/ und die jenige Bilder/ so näher unter das Gesicht kommen/ sichtiger und klärer von Farben sind/ als die andere.

Conceptual field(s)

L’HISTOIRE ET LA FIGURE → figure et corps
L’HISTOIRE ET LA FIGURE → vêtements et plis
CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

{In Gesellung der Farben/ ist die Härtigkeit und Unordnung zu vermeiden}; Der Mahler mus gleich anfangs in seinen Verstand die Austheilung der Farben beobachten/ damit er nicht plötzlich von einem extremo in das andere falle/ nämlich die höchste und niedrigste/ oder die liechteste und finsterste Farbe just neben einander setze: dann dieses würde eine unartige und widerwärtige Härtigkeit auswirken. Dergleichen beschihet aber nicht/ durch den dunklen Schatten jedlicher Figur/ so gleich auf die andere zuruck schläget: dessen Dunkle vielmehr andere Farben nur annemlicher belebet und herfür bringet. Es mus aber dieser Schatten mit seinem Corpo vereiniget seyn: […] Dann gleichwie/ ein einiger falscher tonus, eine ganze herrliche Harmoniam verstellet und unlieblich macht: also kan auch eine einige nicht recht ausgebildete Gliedmaße/ oder zuharte Farbe/ ein völliges Gemähl zernichten und verwerfflich machen. {Hingegen gute Maß und das Mittel zu halten.} Das gar zuhohe Weiß- oder Feuer-rohte/ beleidiget das Gesicht; und das allzubleiche oder dunkle/ macht die Kunst-Stucke veraltet und verlegen. Will also das Mittel/ mit Verstand und gutem Urtheil/ getroffen seyn/ in welchem Stuck noch viel Künstler jetziger Zeit zu thun finden.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

{Die Farben müßen jedem Bild seine Natur geben} Wann man aber den Alten/in einen Winkel/ mit einem gelben/ braunen/ oder von Sonne und Staub erschwärzten vernebelten Angesicht/vorstellet/ gegenüber einen jungen Verliebten/ mit seiner Dame, ganz schön/ licht/ feuring und brennend/ bald weiß/ bald roht/ conversiren/ auch die Kinder schön weiß und röhtlich machet: wird solche uneinige Misculanz, bald eine einige liebliche Concordanz auf dem Kunst-Blat gebähren/ und die niedere/ bleiche und dunkele/ der hellen/ feurigen und hochtrabenden Farbe erst ein Preis-volles ansehen und folgbar dem Künstler alle Ehre/ erwerben […].

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur
L’HISTOIRE ET LA FIGURE → figure et corps

Quotation

Da soll nun das Gemähl [Landschaftsgemälde] hinten nicht mit braunen oder ganzen/ aber wol mit liechten gebrochnen/ Farben colorirt/ folgends Berge und Gebäude herfür gebracht/ aber unter der blauen Luft herein je länger je bräuner gehalten/ und nach Maß und Ordnung/ die Farben/ welche die weitsten/ am meisten/ die nächsten aber am wenigsten/ von ihrer frechen Art gebrochen werden.

Conceptual field(s)

GENRES PICTURAUX → paysage

Quotation

{Der Autor, und Claudius Gilli übeten sich hierinn zu Rom.} Die Landschaft-Mahler/ haben hierinn/ indem sie viel nach dem Leben gezeichnet/ sich wol-erfahren gemacht: maßen sie solcher Handriße sich nachmals überall bedienen können. Ich selbst thäte solches/ etliche Jahre lang. Endlich aber/ als mein nächster Nachbar und Hausgenoß zu Rom/ der berühmte, Claudius Gilli, sonst Loraines genant/ immer mit ins Feld wolte/ um nach dem Leben zu zeichnen/ aber hierzu von der Natur gar nicht begunstet war/ hingegen zum Nachmahlen eine sonderbare Fähigkeit hatte: als haben wir ursach genommen/ (an statt des Zeichnens oder Tuschens mit schwarzer Kreide und dem Pensel) in offnem Feld/ zu Tivoli, Frescada, Subiaca, und anderer Orten/ auch al S. Benedetto, die Berge/ Grotten/ Thäler und Einöden/ die abscheuliche Wasserfälle der Tyber, / den Tempel der Sybilla, und dergleichen/ mit Farben/ auf gegründt Papier und Tücher völlig nach dem Leben auszumahlen. Dieses ist/ meines darfürhaltens/ die beste Manier/ dem Verstande die Warheit eigentlich einzudrucken: weil gleichsam dadurch Leib und Seele zusammen gebracht wird. In den Zeichnungen wird hingegen alzuweit zuruck gegangen/ da die wahre Gestalt der Sachen nimmermehr also pur eigentlich heraus kommet. {Noch andere fürtreffliche Landschaft-Mahlere.} Es ist auch besagter Claudius, wiewol langsam genug/ endlich in dem Landschaft-Mahlen/ gründen und coloriren/ so perfect worden und hoch gestiegen/ daß er wunder gethan/ und billich ein Antecessor und Ubertreffer aller der andern mag genennet werden [...].

Conceptual field(s)

GENRES PICTURAUX → paysage
CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

ES ist/ zwischen der Zeichenkunst und Mahlerey/ eine Vergleichung/ wie zwischen Leib und Seele: weil/ durch die Farben/ die todte Striche der Zeichnung erst recht auferwecket/ rührend und lebendig gemacht werden. Also werden auch diese beyde Künste/ von den Poeten/ der Sing= und Reim-Kunst verglichen: wie die Musik und Poesy weil die Poesy der Musik/ wie das Mahlen der Zeichnung/ die Seele gibet/ und durch die Coloriten das Strichwerk/ ja so schön/ als der Gesang und Kunstklang durch geistige Reimgedichte/ gezieret und gleichsam belebet wird.

Conceptual field(s)

PEINTURE, TABLEAU, IMAGE → définition de la peinture
CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

{Vom Nähe und Ferne-Mahlen} Sonsten ist vorhin bewust/ daß. diß/ was klein und in der Nähe ist/ mehr Sauberkeit erfordere: hingegen was weit aus dem Gesicht stehen soll/ etwas rauher/ groß/ mit vielen Farben und mehrerm Geist kan gestaltet werden. {Die Schärfe ist zu vermeiden.} Wann die Seiten oder Ecken der Bilder mit scharffen Liechtern beschnitten/ stehet es hart und rundet sich nicht: […]

Conceptual field(s)

MANIÈRE ET STYLE → le faire et la main
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs

Quotation

{Neue rechte Manier zu mahlen} Die neue gerechte Manier zu mahlen/ ist feistlich/mürb/ glatt und und meisterhaft/ weiß die Farben wol zu regiren/ die große Flacken warzunehmen wol zu rundiren/ und zwischen beeden die mezze tinten oder halbe Schatten wol zu halten. […]
{Vom Wohlcoloriren;} Es sollen auch allezeit die Coloriten/ in ihrer qualitet/ den Schatten/ wie ihn das Liecht vorstellet/ vereinbaren. {mit unterscheidung der Personen.} Man mus auch wol unterscheiden die alte Personen/ die Farben des Angesichts der Leiber und Hände/ an Alten und Jungen. Die Mannsbilder müßen härter colorirt werden/ als zarte Weibsbilder und Kinder.

Conceptual field(s)

MANIÈRE ET STYLE → le faire et la main
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs

Quotation

{Die Affecten oder Gemütsregungen/ sind in der Bild-Mahlerey zu beobachten:} DEr kunstreiche Mahler/ soll nicht allein wol verstehen/ die vier Complexionen oder {Die Affecten oder Gemütsregungen/ sind in der Bild-Mahlerey zu beobachten:} Natur-Arten des Menschen/ als Sanguineo, Cholerico, Phlegmatico und Melancholico, sondern auch/ wie und warum sich die unter einander vermischen. Die Wirkungen derselben/ werden ingemein die Affecten oder Gemüts-regungen genennet: weil sie/ wie die leibliche {weil sie Gestalt und Farbe ändern.} Zufälle dem Leib/ das Gemüt afficiren und bewegen. {weil sie Gestalt und Farbe ändern.} Diese Wissenschaft/ ist in unserer Kunst nicht zu verunachtsamen: sintemal dieselbe nicht geringe Veränderungen des Angesichts und der Gestalt des Menschen/ auch der Farbe/ verursachen.

Conceptual field(s)

L’HISTOIRE ET LA FIGURE → expression des passions

Quotation

{Process mit den Nacht Stucken/ bey Feuer und Liecht} Wann man eine Historie bey Nacht vorstellen will/ so mache man ein großes hell-brennendes Feuer/ dessen Schein weit um sich leuchte/ und sehe von denen umstehenden Sachen ab/ wie sie natürlich von der Feuerfarbe/ je näher je röhter/ participiren und sich gestalten. {Farbe des Feuers.} Dann das Feuer ist ganz rötlich/ als von Liecht-BleyGelb/ Weiß und Mennig gemischet: und also müßen auch die Dinge/ die dasselbe beleuchtet/ entbildet werden. Je weiter aber die Sachen von dem Feuer sich entfernen/ je mehr müßen sie von dessen Schein/ und nach und nach sich in schwarz- und finsterer Nacht-Farbe verlieren.
{Wie den Nacht-Figuren/ die Farbe} Die Figuren/ so vor dem Feuer stehen/ sollen dunkel und schwarz aus dessen Liechte herfür spielen: weil sie vom Dunkel der Nacht/ und nicht vom Feuer/ ihren Ursprung bekommen. Die Bilder aber/ so zur Seiten stehen/ sollen halb dunkel und halb feurig oder rötlich seyn. Welche aber von dem Feuer gesehen werden/ die müßen ganz rötlich/von der Flammen reflexion oder Gegenspielung/ auf einem braunen dunklen Feld/ erleuchtet stehen.
{und action oder Gebärden/ zu geben}. Was aber ihre [ndr.der Figuren] actiones, Gestalt und Stellung betrifft/ so können die/ so in der Nähe beym Feuer sind/ also vorgestellet werden/ daß sie die Mäntel vorschlagen/ die Hände vor das Angesicht halten/ oder solche abwenden/ als wann sie die Hitze des Feuers vermeiden wolten. Die aber in der Ferne stehen/ können ihre Augen mit den Händen reiben/ als ob ihnen der Rauch oder Flammen-Schein überlästig wäre. Andere mehr Stellungen/ wird dem vernünftigen Mahler die Natur und das Leben an die hand geben.

Sybille EBERT-SCHIFFERER "Blitz, Mond, Liecht-Kerze, Feuer": Sandrart als Maler von Nachtstücken", In: Sybille Ebert-Schifferer/Cecilia Mazzetti di Pietralata (Hrsgg.): Joachim von Sandrart. Ein europäischer Künstler und Theoretiker zwischen Italien und Deutschland (Römische Studien der Bibliotheca Hertziana, Bd. 25), München 2009, S. 31–50.

Conceptual field(s)

GENRES PICTURAUX → nocturne
CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

{Die Natur lehret die Farben austheilen.} WAnn wir rechte Schüler der Natur-Kunst seyn wollen/ so geziemet uns/ die Austheilung und Vereinigung der Farben/ die zusammen sich vereinigen/ wohl stehen und sortiren/ (jedoch daß jede absonderlich bleibe) und den Augen/ rechten Wolstand vorzustehen. Dieses hat den kunstreichen Pausias dahin bewogen/ daß er zur Jungfrauen Glycerio von Sicyon welche die Blumen verkauffte/ und solche im Kränzbinden artigst zusammen zu sortiren wuste/ daß er zu ihr Lust gewunnen/ sie geheuratet/ und von ihrer Blumen-Arbeit von denen er Blumen zu mahlen gelernet. soviel abgesehen und erlernet/ daß er im gebrauch der Farben überaus kunstreich worden/ und endlich der Blumen Contrafäte mit höchstem Fleiß/ auf einen Rock/ wie sie damals zu tragen pflegten/ sehr vernünftig/ und zu Verwunderung männiglichs/ gemahlet: welcher Rock davon sehr berühmt/ und Stephanoplocos genannt/ worden [.…]

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

{Hartes hintan-Mahlen ist zu meiden} […] viele haben ihren Figuren/ es sey in Zimmern oder in Landschaften/ den Wolstand benommen/ indem sie alles in einander gemenget/ oder unleidliche harte Farben hintan in die Gründe gemahlet: welches mit Vorsicht zu vermeiden ist. {Eines mus vom andern wohl abstehen.} Man mus/ nach Art und Gelegenheit der Landschaften/ Gebäude und andrer Dinge/ wol beobachten/ daß keines vom andern sich zuhart abschneide/ sondern die Zier der Farben/ nach Art der Natur-Gebrechen/ heraus komme. {Die Vernunft hat hierinn zu rahten.} Diß alles wird zu fernerm nachdenken gestellet/ so ein jeder/ in der praxi, selbst/ nach bedunken/ wird zu mehren/ zu mindern und zu verzieren wissen: damit die Harmonie des ganzen Werks nicht überschritten werde/ und nicht allzuhart Roht/ Weiß/ Schwarz und Gelb in einander lau

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs

Quotation

{Harte/ helle und hohe Farben/ müssen vermieden/ oder solang gebrochen werden/} Im übrigen ist diß meine gründliche Meinung/ wie sehr ihr auch mag widersprochen werden/ daß alle harte/ helle/ starke und hohe Farben ingesamt zu meiden und zu verwerfen seyen/ als eine Sache/ worinn die ganze Discordanz eines Gemähls bestehet: wann nicht deren hartkrellige Art gebrochen/ und gedämpfet/ oder mit Vernunft durch andere annehmliche und verträgliche temperirt wird. Dann diese frische ganze Farben/ wie von Kartenmahlern und Färbern/ auch wol von andern/ die in unserer Kunst etwas verstehen wollen/ gebraucht werden/ sind so wenig in einem vernünftigen Gemälde zu dulten/ als wenig gesund und angenehm ist/ das rohe Fleisch aus der Metzig ungekocht essen. {bis sie der Natur ähnlich kommen.} Diesem werden beyfallen alle so die Warheit lieben/ und erkennen/ daß etliche alte Teutsche/ {Nieder- und Holländer excelliren hierinn.} als Holbein/ Amberger/ Lucas von Leyden/ Sotte/ Cleef und andere/ uns mit diesem Liecht wol vorgegangen: welchen die Niederländer/ sonderlich zuletzt die Holländer/ lehrhaft gefolget/ und diese Kunst in den höchsten Grad erhoben/ wie man alle Farben mischen/ brechen/ und von ihrer crudezza reduciren möge/ bis daß in den Gemählen alles {In großen Werken/ mus die disminuirung beobachtet werden/} der Natur ähnlich kommen

Alte Deutsche (die)
AMBERGER, Christoph
HOLBEIN, Hans (the younger)
Holländer (die)
Niederländer (die)
VAN CLEVE, Joos
VAN LEYDEN, Lucas

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs

Quotation

{In großen Werken/ mus die disminuirung beobachtet werden/} In einem großen Altar/ oder auf einem andern Blat/ das vielerley Farben bedarf/ ist zu beobachten die disminuirung: daß man nach und nach/ in gerechter Maße/ sich verliere/ und die Colorit ungehintert/ nach der Perspectiv Regeln/ von einem Bild zum andern netto folge und ihr Ort bekomme: welches wir auf Niederländisch Hauding nennen. Diß ist eine sehr nötige Observanz, wird aber wenig erkennet. {von unserm Bambot und Rembrand/ hierum fürtrefflich.} Und hierinn haben wir zu lernen/ verwunderbaren Bambots, auch von andern/ insonderheit von dem laboriosen und dißfalls hochvernünftigen Rembrand: gleichsam Wunder gethan/ und die wahre Harmonie, ohn Hinternis einiger besondern Farbe/ nach den Regeln des Liechts/ durchgehends wol beobachtet.

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → qualité des couleurs
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière

Quotation

{Zweyerley Farben natürliche und die durch Kunst erstandene.} Es sind aber ingemein zweyerley Farben. Die erste ist die natürliche/ so einem jeden Ding angeschaffen ist/ worbey man es von andern unterscheidet und kennet/ wie insonderheit bey den Metallen geschihet. Die andere/ ist die jenige/ so durch Verstand und Kunst der Menschen/ durch Mischung der andern/ erfunden wird.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

{Vorzeiten hat man/ nur vier Farben/ gezehlet und gebrauchet.} Vorzeiten hat man/ nach der Elementen Anzahl/ nur vier Farben gezehlet: maßen Aristoteles allein Weiß/ Schwarz/ Gelb und Roht benennet. Also hat man auch anfangs bey den Griechen/ wie Euphranor und andere melden/ nur mit vier Farben gemahlet: woraus fast zu vermuhten/ weil sie ja das Blau am Himmel und das Grüne an Laub und Gras gesehen/ und daher diese beyde nicht können ausgeschlossen haben/ sie müßen Schwarz und Weiß/ als Liecht und Schatten/ nicht hierunter/ sondern allein die vier bunte Farben/ als Roht/ Gelb/ Blau und Grün/ damit verstanden haben.Dann wie solten sie allein mit zweyen von diesen letzern/ alles haben mahlen und ausbilden können? Es erscheinet aber nicht/ wie man/ besagte vier Farben Aristotelis, mit den Elementen vergleichen könne: weil zwar Roht und Schwarz dem Feuer und der Erde zu zueignen sind/ aber Weiß und Gelb keine Gleichheit mit Luft und Wasser haben.

ARISTOTELES
EUPHRANOR
Grecs (les)

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

Es dienet zur Mahlerey/ daß man wisse/ worauf jede Farbe in der Sitten-Lehre deute: damit der Künstler den Figuren/ nach Innhalt der Historie/ und nach den Gemüts-regungen/ ihre Colorit und Gestalt geben könne.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur
L’HISTOIRE ET LA FIGURE → figure et corps
L’HISTOIRE ET LA FIGURE → expression des passions

Quotation

Gleiche Meinung {Auch die Temperamenten/ und Gemühts-Wirckungen/ Passionen und Affecten zu beobachten.} hat es auch mit Erkennung und Erlernung der viererley Complexionen des Menschen/ mit den Wirckungen des Gemüts/ der Angesichter/ Farben/ und Ursachen der Veränderungen; vorab mit den Gestalten der Zornigen Abscheulichkeit/ der Furcht/ oder Schreckbarkeit/ der Schamhafftigkeit/ Angst/ Misgunst/ Neides und Leides/ der Traurigkeit und Verzweifflung: als wodurch alle des Menschen Gestalt/ Angesichter/ Geberden und Farben verändert werden.

Conceptual field(s)

L’HISTOIRE ET LA FIGURE → expression des passions

Quotation

Die Farben haben allesamt von der Natur ihre eigene Art/ von welcher dieselbige/ vemittelst Kunstreicher Hand und Erfahrenheit/ müssen also gebrochen und vermischt werden/ daß sie tüchtig seyn/des Menschen Leib/auch die Haare und Gewanter/und alles anders/ was nur zu ersinnen ist/gar eigentlich und lebhafft auszubilden. Deswegen in einer grossen Historie iederzeit und absonderlich die fürnehmste Bilder voranzustellen/ mit den allerreichsten/ schönsten Farben (iedoch nach Stands gebühr.) zu bezieren und die hinweichende ie länger ie mehr mit gebrochenen Farben anzulegen/ und verschiessen zulassen. {Den Fürnehmsten die reichste Farben und folgens Ordnung halten:} Wordurch die Erhebung und Entweichung der Figuren von sich selbst/ nach gebührender Ordnung/ erfolgen werden.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

Des Menschen nackender Leib/ auch Angesicht und Hände/ sollen iederzeit/ im Werck das Meiste/ in Schönheit der Farbe/ und Liechte/ behalten; alles Andere aber/ nach Erforderung der Sachen/ minder seyn: und auch deren Gewanter/ oder Bekleidungen etwas/ in der Zier nachgeben. { Der Farben Ordnung} Mit dieser observation, können die Nackete neben ihnen wol leiden die Gewante/ so gelblich/ rötlich/ Veil-Farb/ und Purpur. Grün/ blau und gelb stehen auch iederzeit wol beysammen/ {Wolstand. Harmonie. } welche Austheilung der Künstler gleich anfangs vernünfftig zu überlegen hat/ damit er nicht dergestalt irre/ daß zuletzt unmüglich fällt/ zu helffen/ und er gar aus der Harmonie gerahte/ und aus allen Geschick verfalle. Welche Unart und Unform alldann alle gehabte Mühe schändet und übern Hauffen wirfft.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

Diese Abwechßlung und Brechung der Farben-Art besteht hierinn/ daß sie von ihrer harten Eigenschafft fech gemacht werde/ durch die Vermischung und deren behöriger Application, Krafft welcher/ für einen ein grosser Irrthum zu erkennen wäre [...]

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

{Wie man die wol gefasste Zeichen-Kunst/ mit den Farben secundiren müsse}
Von dem rechten Gebrauch und Erneurung guter Mahlerey steht ferner zu melden/ daß gleichwie/ vorangedeuteter Massen/ der Zeichenkunst Vollkommenheit iedesmal den Vorzug haben solle: also hernach/ durch die Farben/ selbe todte Risse/ lebendig gemacht werden müssen/ wann diese beede Theile fein wol aufeinander treffen/durch vernünftigen Gebrauch und Annehmung guter Manier/ welche bey dem nachcopiren andrer vortreflicher Wercke/ ihren Anfang nehmen muß/ besonderlich in grossen Bildern: so macht sich der Verstand beqvem/ und in allen Dingen fähig: zumal wann also die gute Manier/ Geist und Tapfferkeit zusammen kommen: Welche aus nachcopiren der besten Hand zuerlangen. Alsdann soll man zu dem Leben selbsten schreiten/ um solche modellen, mit vorgefaster Warnehmung/ zu folgen.

Conceptual field(s)

PEINTURE, TABLEAU, IMAGE → définition de la peinture

Quotation

Die zwo Haupt-farben seyn weis und schwartz/ oder licht und finster. { Erste Farben weis und schwartz/ vermögen das meiste.} Dann durch diese beyde vermag des Meisters Verstand alle Dinge/ ohne Behueff anderer Farben/ das Liecht und Schatten/ hervor zu bringen; wann er die Vertieff- und Erhöhung beobachtet/ sein Vorhaben wol rundiret/ erhebt/und/ nach gebührender Maß/ herzukommend oder von sich abweichend machet.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur
MATERIALITE DE L’ŒUVRE → couleurs

Quotation

Man hat/vor Alters/in der Natur/sieben haupt Farben erfunden/…
Welche Farben zu Oelfarben dienen […]
Schülbweiss […]
gelben Ocker […]
Terrverda/Braunrot […]
Das schönste Grün zu machen […]
Braun oder Gülische Erde […]
Lack eine flüchtige Farbe […]
Also auch Schitgelb […]
Ombra ist von Erden genommen […]
Beinschwartz/Schwartz von Kohlen gebrantes Rebenholtz […]
Ultro marien ist beständig/ Bergblau unbeständig […].
Zinnober […]

Conceptual field(s)

Quotation

So muß auch der Künstler vorhero die Historien offt/ und aus unterschiedlichen Authoren lesen/ seine Gedancken zu mehren sich befleissen/ das beste daraus erwählen/ {Aus unterschiedlichen Entwurff ein Modell zeichnen} in seinem Verstande wol begreiffen/ und fest stellen/ alsdann in geistreicher Ordnung/ durch etliche Entwürffe auf Papier/ das Beste heraus ziehen und vermehren/ ein Carton oder Model machen. Solches ist der gemeine Gebrauch. Ich habe aber besser gefunden/ daß ich iedesmal alles zusammen auf ein Tuch/ einen oder zween Schuch hoch/ die Ordnung und colorit zusammen gebracht/ mit Farben gemahlt/ alsdann alles beysammen sehend/ welches in allen Theilen das Beste wäre/ geurtheilet: damit/ was wenigst an ständig/ im grossen Haupt-Wercke vernünfftig geändert werden möchte.

Colorit

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → composition
CONCEPTION DE LA PEINTURE → dessin
CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

Und weil auch/ nach Gelegenheit der Historien/ Nachtstücke vorzustellen nöthig seyn will: So ist darinnen ein grosser Vortheil zuergreiffen/ dann dieses gantz einer anderen Art und Orts zu mahlen bedarff: { Die Nacht hat ein ander Colorit Mittel zu folgen} weil allhier nur das irrdische Liecht/ es sey von Feuer/ oder Liecht/ nach Art dessen Farbe/ woher das Liecht entsteht/ colorirt werden muß/ und zwar je näher bey dem Liecht (als Ursacher) je lebendiger/ nach dessen Eigenschafft/ ie mehrer aber davon es sich nach und nach verlieren thut/ bis endlich alles schwartz und unsichtbar bleibet/ was am allernächsten bey dem Liecht oder Feuer stehet/ ja/ das Feuer selbst/ oder die Helle der Kertzen/ colorirt sich best/ wann das liechte bleygelb/ auch etwas Mennig mit unter dem Weis vermischt ist: Diese letzte ist zwar etwas unbeständig/ und darum/ so viel müglich/ zu meiden; { Welche Farben dienen} gibt aber rechte Nacht-Colorit und also folgends/ nach Art des Liechts/ in der Ferne/ die Farben abweichend/ gebrochen. Hierinn ist eine gerechte Maaß/ und in einem Zimmer nur ein finster Ort verbaut/ zu halten{Bestes Mittel.}/ darinnen eine grosse brennende Lampe/ und das Model in nöthiger action gestellt wird. Ich selbst aber bliebe mit den Farben draussen in dem Zimmer/ wo ich vermittels des Tagliechts arbeiten/ und meine Farben erkennen/ also durch die behaltende öffnung in die Nacht/ sehen/ und dem natürlichen affect des Nachtliechts/ auswendig/ nach Belieben/ folgen könte. Auf solche Weise kan man der Nacht Natürlichkeit best vorstellen: massen dieses das einige Mittel dazu: weil/ bey Nacht selbst/ die Farben andere Gestalt annehmen.

Conceptual field(s)

GENRES PICTURAUX → nocturne
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs

Quotation

Die Farben also zierlich austheilen/ wie sie sich best zusammen schicken/ oder einander lieben/ auch einen Wol-oder Ubelstand geben/ ist in Warheit eine nöthige Lehr. { Fernere Ordnung der Farben. Die Blumen Vögel/ Meermuscheln auch Regenbogen lernen colorire} Solche Wissenschafft zeigen uns die Blumen im Felde/ die Vögel/ unter dem Himmel/ die Meer-Muscheln/ und der Regenbogen. Ja die Natur selbst liebt eine mehr/ als die andere; {Unterschiedliche grüne Farben stehen wol beysammen.} Unter den grünen Farben/ die doch meist alle angenehm sind/ mögen wol etliche leicht-grüne/ gelbgrün/ bey einander leiden. Auch Roht/ Blau/ Purpur und bleiche Milch-Farben. Weiß/ und grün/ lieben einander über die Massen. […] auch Blau und gelb lieben einander sehr. […] Also wol steht iederzeit blau und gelb. Auch rot und grün. Purpur/ gelb und weis. beysammen. Mit diesen Farben in den Gewantern/ vereinigen sich auch rot und grün. Purpur steht wol bey gelb. Weiß zieret alle Farben/ […] { Die nackete leiber werden verfinstert durch die Lichte harte krehke Farben} Bey den nacketen Leibern/ sind zu meiden alle gar zu liecht rohte Farben/ oder Zinnober/ Liechtgelb/ und andere allzu Krehl liechte Farben/ die das nackete Fleisch erschrecken. Die höchst-angelegene schöne Carnationen lieben mehr die Gesellschafft des Grünen/ Blauen/ und Purpurs.

Conceptual field(s)

MATERIALITE DE L’ŒUVRE → couleurs
CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs

Quotation

In dem Verschiessen/oder Abweichen mag man wol rot bey rot/ auch gelb bey gelb/ etwas veränderlich zusammen spielen lassen/ und andere Farben mehr: Also/ daß sie sich nach und nach verlieren/ auch/ wann sie alle zusammen gebracht/ von ihrer ersten natürlichen Härtigkeit temperirt, und dergestalt vermischt werden/ daß/ in einem gantz grossen Werck/ alle Farben eine völlige/ iedoch fröliche Harmonia zeigen/ und einander zieren helffen.

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → qualité des couleurs
CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

Im übrigen sind die Farben nur Dienerinnen des Meisters/ und seinem Urtheil unterworffen:angemerckt/ er iedesmal hierinne die wahre Richtschnur/ in Beobachtung der Harmonie, suchen muß; um sein Werck/ nach Art der Natur/ und nicht eben nach der Färberey/ einzurichten.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

Rede bey Examinirung eines Kunst-Gemäldes, p. 26
Das Wort Colorit begreifft nicht allein die Wissenschaft oder Erkäntnis der Farben/ sondern auch die geistreiche Mittheilung des Lichtes und des Schattens/ zum Vortheil der Farben und des gantzen Wercks. 

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur
CONCEPTION DE LA PEINTURE → lumière
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière

Quotation

Rede bey Examinirung eines Kunst-Gemäldes, p. 26
Die Perspectiv ist diejenige welche alle durch die Invention componirte Cörper also placiret/ daß sie in ihrem
Centro gravitatis nach behör an ihrem Ort stehen/ sie giebet ihnen allen ihre gebührende Grösse/ verändert die Geometrische Formen oder Gestalten aller Cörper in Optische Figuren/ lehret die Verkürtzungen in denen Gliedern der Gebährden wohl in acht zu nehmen ; und wie die Farben zusampt dem Lichte/ nach ihrer Entfernung oder Herannahung/ gebrochen oder gantz gelassen müssen werden.

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → perspective
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs

Quotation

Rede bey Examinirung eines Kunst-Gemäldes, p. 33
Da ich von diesem Theil der Kunst / nehmlich der Colorit einen besonderen
Discours zu halten mit […] mir vorgenommen habe ; Indessen melde [ndr.: ich] nur sagen das Vornehmste/nemlich daß die Haupt-Person [Christus] durch einen grossen Tag erleuchtet/ die anderen aber nur mit einem streiffenden Licht beschienen werden/ […] daß allezeit in den Theilen des Gesichtes/ eine dunckele Farbe einer lichten und dann eine lichte einer dunckelen Farbe zum Grunde dienen müssen ; 

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs

Quotation

Rede bey Examinirung eines Kunst-Gemäldes, p. 33-34
Ja ob er gleich an die Farben der Kleider Christi und seiner Jünger gebunden war / so hat er dennoch durch Hülffe des fünfften Theils/ nemlich der
Perspective, sie also zu brechen wissen/ daß eine jedere ihren behörigen Ort behält/ und nicht mehr vorkomt oder wegweicht als sie sol. Alle insgesambt aber machen eine schöne Harmonie, und vermehret je eine des anderen schöne.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

Rede bey Examinirung eines Kunst-Gemäldes, p. 34
[ndr.: Vom Vierten Theil, nehmlich der Colorit] Wie starck glänzet nicht die auf den Horizont untergehehende Sonne ? und gibt doch denen auf dem Vorgrunde sich befindenden Tagen keinen Verdruß, wer wundert sich nicht/ daß die sonst starck schreiende Farben/ worinnen dieser gekleidet ist/ und die an dem Rande des Gemähldes gestellet seyn/ dennoch das Auge des Anschauers denen gelinden Farben des Kleides Christi nicht entziehen ?

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → qualité des couleurs
CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

Der dritte Discours von der Mahlerey. Das II. Capitel, p. 66-67 
[Worauf in allen Gemählden insgemein zu sehen ist/ um davon
judicieren zu können]
4. Kommet bey Gemählden vor die COLORIT, das ist die Farben wohl zu betrachten. Es sind vornemlich zweyerley Haupt-Arten zu coloriren, entweder mit einerley Farbe durch und durch/ welche Art man
â Camayeux Claro scuro, oder Grau in Grau nennet/ ob schon die Farbe grün/ gelb/ roth oder sonst immermehr seyn mag ; oder mit vielerley Farben recht nach der Natur ; wobey darauf zu sehen/ ob die Farben so gebrochen sind/ daß sie das Auge als natürlich betriegen ; hernach ob die Farben sich gelinde von einander absondern/ ob solche Farben zusammen gestellet sind/ die einander in ihrem Glantz helffen/ als Roth und Grün/ Gelb und Blau und so weiter. Man muß sich auch bey den berühmtesten Wercken die Art der Colorit wohl imprimiren, weil darinnen die Meister sehr von einander unterschieden sind/ und dahero eben dadurch offtmahls können in den Gemählden erkannt werden.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs

Quotation

Der dritte Discours von der Mahlerey. Das IV. Capitel. Was bey Landschafften und bey Contrefaits besonders zu beobachten, p. 69 
[...]
4. Die Bilder in Landschafften müssen nicht mit schönern oder hellern Farben gemahlet werden/ als die Landschafften selbst/ sondern mit schlechtern.

Conceptual field(s)

GENRES PICTURAUX → paysage

Quotation

Der Andere Anhang worinnen was einem galant-homme von dem Kupferstechen zu verstehen nützlich ja fast nöthig ist/ kurtz und deutlich abgehandelt wird. II. Was bey Kupfferstücken in Obacht zu nehmen/ um wohl darinnen zu wählen, p. 176 
5. Wenn in Kupfferstücken gleichsam die Farben sind in Acht genommen worden/ also daß man daraus unterscheiden kan/ wenn das Kupffer nach einem Gemählde copiret worden/ welche Personen eine schwärtzere welche eine weissere Haut/ welche Zeuge der Gewänder von dunckeln/ welche von hellen Farben gemahlet worden/ it. was Tuch-Gewand seyn soll/ wenn man auch die weisse Leinwand vor andern Stoffen aus dem Stich selbst erkennet/ so hat man an der vollkommenden Geschicklichkeit des Meisters nicht zu zweiffeln.

Conceptual field(s)

PEINTURE, TABLEAU, IMAGE → définition de la gravure
MATERIALITE DE L’ŒUVRE → technique de la gravure

Quotation

Der Andere Anhang worinnen was einem galant-homme von dem Kupferstechen zu verstehen nützlich ja fast nöthig ist/ kurtz und deutlich abgehandelt wird. VI. Vom Kupfferdrucken, p.186
Das Abdrucken der Kupffer-Platen erfordert grossen Fleiß und geschiehet folgender Gestalt : 
Die Farbe ist meistentheils schwartz/ welche von gebraunter Weinbeer-Trebern gemachet / und zu Frankfurt am Mäyn am besten erkauffet wird.In Holland geben sie dieser Farbe bißweilen einen Zusatz/ daß sie angenehm braun oder gelblicht wird/  dergleichen bey verschiedenen Wercken in schwartzer Kunst von Schenck zu sehen. Sie haben auch daselbst eine besondere Kunst mit vielerley bunten Farben durch einander zudrucken/ welche noch zur Zeit sehr secretiret wird. 
 Es wird die Farbe mit gesottenenen Nuß=oder Lein-Oel wohl abgerieben / mit Buchdreucker=Ballen über eier gelinder Glut auf die Kupffer=Platten getragen/ mit Lumpen wohl eingerieben / und hernach mit der Hand fleißig abgewichet / und solchergestalt unter die Presse gebracht. 

SCHENK, Peter de Alte

Conceptual field(s)

MATERIALITE DE L’ŒUVRE → technique de la gravure

Quotation

Das 3. Capitel. Von Farben.
Die Vereinigung der Mahlerey ist die Uneinigkeit und Zweyspalt mannigfaltiger Farben, welche durch die Kunst und Wissenschaft des Mahlers vermischt tauglich sind unterschiedliche Teile des Menschlichen Leibes, der Haare, der Gewändter, und alles andern lebhaft aus zu bilden. Hierbey ist nun zu beobachten, daß man die Farben nicht gleich oben hin auf die Taffel streichen, wie von etlichen geschieht, sondern mit großer Vernunft dieselben anwenden solle, damit die rechte Erhebung erfolge.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs

Quotation

Das 3. Capitel. Von Farben.
Man muß dieselben nach Erforderung rechtmäßig mischen, und also anlagen, daß das Vornehmste in den ganzen Wercke oder Gemälde vor allen zum reichesten, lichtesten, und schönsten hervor komme
. Es müssen auch ihre Kleidungen am lebhaftesten gehalten und mit den Bildern ihre Fleisch-Farbe, in die Weite mit allen andern gebrochenen Farben sich verlieren. Man hat die gemeinen und dienstmäßige Personen der Figur mit schlechten und gebrochenen Farben bey zu bringen, als wodurch die fürnehmeren Personen ein mehreres Ansehen gewinnen.
Es ist auch nöthig, daß der Grund, wogegen solche Bilder stehen etwas heller, als andere hervor spiele, damit diese samt den Farben davon unterscheiden, und gleichsam abgesondert erscheinen, und die erste Bildniß helle, die andere aber nach und nach verdunckeltere und vermischetere Farben haben. 
Der Künstler hat sich dessen jederzeit zu befleißigen, das die principal Personen mit denen stärckesten und annehmlichsten Farben coloriret, und am lichtesten Ort zu stehen kommen, allezeit, und nicht mit halben oder viertel Leibe exprimiret werden, und nicht schönere Kleidungen, als sie selbst sind, bekommen. Hingegen sind die gemeinen und dunckelen Farben eigentlich und am besten dienlich zu den gemeinen Personen, und so abseits an einem dunckelen Ort der in einer Ecke oder Winckel stehen. 

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → qualité des couleurs
SPECTATEUR → perception et regard
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière
EFFET PICTURAL → qualité de la composition

Quotation

Das 3. Capitel. Von Farben.
Der nackende Mensch muß also bekleidet werden, daß man die Farben der Kleidung von Haut und Fleisch mercklich unterscheiden könne. Die Kleidungen sollen zwar sichtbarer und zierlich seyn, doch also, daß deren grosse Falten nicht über quer den Leib oder die Arme durchschneiden, denn hieraus würde grosse Unordnung wegen der damit bedeckten Glieder entstehen: Demnach sollen die Falten jederzeit mit Bescheidenheit natürlich geleitet werden, daß man die Gliedmassen darunter sichtbar und erkenntlich mit gewisser Eintheilung wahrnehmen möge. 
Es ist auch wohl zu mercken, daß bey den nackenden Leibern die Gewänder, so gelblicht, röthlicht, vielfarbicht, und von Purpur mit finstern oder grünen Grund auf blau und gelb nicht übel stehen; Wenn man sie nur etwas dunckeler hält, als gemeldete Fleisch-Farbe, und diejenigen Bilder so näher unter das Gesichte kommen, sichtbahrer und klärer von Farben sind als die andern. 

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → qualité des couleurs
L’HISTOIRE ET LA FIGURE → vêtements et plis

Quotation

Das 3. Capitel. Von Farben.
Der Mahler muß gleich Anfangs in seinen Verstande die Austheilung der Farben beachten, damit er nicht plötzlich von einen Extremo in das andere falle, nemlich die höchste und niedrigste, oder die lichteste und finsterste Farbe just neben einander setze, denn dieses würde eine unartige, und wiederwärtige Härtigkeit auswircken. Desgleichen geschieht aber nicht durch den dunckelen Schatten in gleicher Figur, so gleich auf die andere zurück schläget, dessen Dunckelheit vielmehr andere Farben nur annehmlicher und belebter herfürbringet. 
Es muß aber dieser Schatten mit seinen Cörper vereinigt seyn, damit beydes nicht mehr einen scheckichten und gesprengten Teppich, als was sie bilden sollen, vorstelle. Dann gleich wie ein einiger falscher Thon oder Klang eine ganz herrliche Music verstellet, und unlieblich zu hören macht; Also kan auch ein einig Gliedmaß, oder zu harte Farbe ein völlig Gemälde vernichten, und verwerfflich machen.
Das gar zu hohe weiß oder Feuerrothe beleidigt daß Gesichte, und daß allzu bleiche oder dunckele machte die Kunst-Stücke veraltet und verlegen, will also das Mittel mit Verstand, und guten Urtheil getroffen seyn, in welchen Stücke aber noch viel Künstler jetziger Zeit zu thun finden. 

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

Das 3. Capitel. Von Farben.
Man muß den Alten nicht ein licht, rothes, friches, und den jungen Menschen hingegen ein gelb-braunes, langweiliger, träger Angesicht zueignen. Wenn aber den alten in einen Winckel mit einen gelb-braunen, oder von der Sonne und Staub verschwärtzten, und vernebelten Angesicht vorstellet, gegen über aber einen jungen Verliebten mit feiner Dame ganz schöne, lichte, feurig und brennend, balb weiß, bald röthlich machete, so wird solche stritige Uneinigkeit bald eine leibliche Einigkeit auf den Kunst-Blatte gebähren, und die niedere, bleiche und dunckele Farbe erst ein Preiß volles Ansehen, und folgbahre Ehre dem Künstler erwerben. Dessen allen haben sich unter den alten berühmten Kunst-Mahlern Raphael Urbini, Corregio, Titian, und viel andere mehr auf Mauren in Oel-Farben, mit sonderbahren, erleuchteren Urtheil und Verstand zu ihren immerwehrenden Lob und Ruhm bey aller Nach-Welt sehr künstlich bedienet, wie den nicht andere neben ihnen auch unsere alte Teutsche als Albrecht Dürer, Hans Hollpein, und andere mehr nach und nach die Verbesserung des Coloritz und des natürlichen Wesen erfunden. 

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → qualité des couleurs

Quotation

Eine Landschaft soll nicht mit ganz braunen, oder ganz hellen, aber wohl mit lichten und gebrochenen Farben gemahlet seyn. Die Gründe in der Landschaft-Mahlerey weissen den Verstand des Mahlers, wann solche wohl eingerichtet, an einander gehänget, und gleichsam gebunden werden. So sollen auch die Landschaften nicht mit allzuvieler Luft, Bergen, Gebäuden, oder Häufen übersetzt, sondern vielmehr mit grossen schönen Bäumen, und Kräutern gezieret werden. Den Horizont mit festen Gründen, darauf jedesmahl vorne her etwas grosses stehet, und alles andere hintan weichet. Die Bilder und das Vieh in den Landschaften sollen nicht sonderes Licht, Schönheit, und Farben bekommen, damit sie nur als ein Beysatz der Landschaften sich untergehen. 
Es soll auch ein Landschaft-Mahler die frühe Tages-Röthe wohl in acht nehmen, mit einem Kunst-liebenden Gefährten seine Augen in die Felder, Bäume, Bächlein, Berge, Thäler, Wiesen, und Auen wenden, und solche zu seiner Lehre anwenden, auch die vordern und hintern Gründe wohl aufeinander zu ordnen wissen. Derohalben ist es rahtsam, daß er alle seine Landschafften nach den Leben mahle.  

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → qualité des couleurs
GENRES PICTURAUX → paysage

Quotation

Das 8. Capitel. Vom Gebrauch der Farben in einem Gemählde oder Schilderey.
Es sollen allezeit die Farben in ihrer Qualität den Schatten, wie ihn das Licht vorstellet, vereinbaren. Man muß auch wohl unterscheiden die alten Personen, die Farben des Angesichts und der Leiber, und der Hände an Alten und Jungen. Die Mannes-Bilder müssen härter gebildet werden ; als die zärteren Weibes-Bilder und Kinder; [….] 

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → qualité des couleurs

Quotation

Das 13. Capitel. Von der Beschaffenheit des Zimmers/ so zum Mahlen erfordert wird.
Will man eine Historie bey Nacht fürstellen, so mache man ein halb brennendes Feuer, dessen Schein weit um sich leuchte, und sehe von den umstehenden Sachen ab, wie sie natürlich von der Feuer-Farbe je näher je röther sich präsentieren. Denn das Feuer ist gantz röthlich, als von Licht gelbe weiß und Mennige vermischt, also müssen alle Dinge, die dasselbe beleuchtet, eingebildet werden: Je weiter aber die Sachen vom Feuer sich entfernen, je mehr müssen sie von dessen Schein nach und nach sich die schwartze und finstere Nacht-Farbe verlieren. Die Figuren, so vom Feuer stehen, sollen dunckel und schwartz aus dessen Lichte herfür spielen. 

Conceptual field(s)

GENRES PICTURAUX → nocturne
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière

Quotation

Das 19. Capitel. Von Poletten/ wie selbe sollen gemacht/ und die Farben darauf gelegt und gemischt werden. 
Die Farben aber auf das Polet zu legen, so wird solche Ordnung gehalten, daß man erstlich die weise in die Mitten lege und zwar in einer grössern Menge als die andern, weil solche sehr öfters gebraucht wird, hernach leget man die anderen Farben, so man vonnöthe hat, und des Bildes Beschaffenheit erfordert, um selbe doch etwas weit von einander herum. 
[…]

Conceptual field(s)

MATERIALITE DE L’ŒUVRE → couleurs

Quotation

Das 20. Capitel. Von allerley Geschirren/ darinnen man sowohl die Oel- als auch Wasser-Farben behalten und aufheben soll.
Wenn nun die Farben temperiret, und gerieben sind, so haben die Mahler sonderliche Geschirre, worinn sie die wohl zugerichteten Farben verwahren. Es sind aber dieselbe entweder irdene oder töpfferne Geschirre nach jedes Belieben formiret, und wohl glassuret; diese Geschirre […] sind die besten. 
[…] Gebrauchen sie solche aber nicht allsofort, so giessen sie kein Wasser darauf, sondern lassen sie also stehen, so bekommen sie, wenn sie eine Zeit gestanden, eine dünne Haut, so sie denn, wenn sie die Farben gebrauchen wollen, mit einem Schiefflein oder Messerspitzen fein subtil abnehmen, und hüten sich, daß nichts von solcher Haut auf der Farben bleibe, oder unter forthane komme, denn selbe unter den Mahlen hinderlich, sich an den Pinsel hängt, und so sie in den Farben bleibt, die Mahlerey ungestalt machet, und dem Mahler in der Arbeit hinderlich ist. Etliche Mahler, wenn sie über Feld oder auf den Lande mit ihrer Mahlerey zu tun haben, so legen sie die wohl geriebene und zugerichteten Farben in ein mit Lein-Oel wohlgetränktes Pappier, und legen dasselbe, gleich wie die Apothecker ihre Pappiere, darinne sie ihre Pulver weggeben, zusammen. Etliche aber, so etwas curieuser sind, nehmen zu jeder Farbe ein besonderes Stücke Schweins-oder Ochsen-Blase, weichen solches ein wenig in Wasser ein, wischen es hernach rein ab, daß es trocken bleibe, und streichen dasselbe auf der Seiten, wo sie die Farbe hinlegen wollen, mit ein wenig Lein-Oel an […]

Conceptual field(s)

MATERIALITE DE L’ŒUVRE → couleurs

Quotation

Das 20. Capitel. Von allerley Geschirren/ darinnen man sowohl die Oel- als auch Wasser-Farben behalten und aufheben soll.
Trockene Farben zu verwahren, so machet man von Pappier allerley Büchsen, und zwar also: […]

Conceptual field(s)

MATERIALITE DE L’ŒUVRE → couleurs

Quotation

Das 21. Capitel. Von der Staffeley/ wie auf solcher gemahlet/ und die Bilder darauf befestiget werden.
NB. 3. Es ist am allerbesten, daß man alle Farben, man mag viel oder wenig auf einmal zu reiben haben, […] so nimmt man von der Farbe so viel als man vonnöthen hat, leget sie auf ein Polet, und thut noch etwas Fürnis oder von trockenen Oel darzu und mischet sie wohl mit dem Messer unter einander.

Conceptual field(s)

MATERIALITE DE L’ŒUVRE → technique de la peinture

Quotation

Das 22. Capitel. Von den trockenen Oelen und Fürnissen, womit die Farben angemacht und werden solen/ desgleichen wie dans Lein-Oel zu läutern.
Was nun die trocken Oele und Fürnisse anlanget, so werden selbe folgender Gestalt verfertiget.
Das trocken Oel. […]
Ein schöner Glantz-Fürnis. […]
Ein guter Spick-Oel-Fürnis. […]
Ein anderer Fürnis. […]
Ein Gold-Fürnis auf allerley metalle in England gebräuchlich. […]
Ein anderer guter Spick-Oel-Fürnis. […]
Ein schöner gelber Lein-oder Nuß-Oel-Fürnis. […]
Ein schöner Glantz-Fürnis. […]
Fürnis zu Leder und Pergament. […]
Ein schöner Fürnis, Zinn damit zu vergülden, als wenn es Goldwäre. […]
Ein hübscher weiser Fürnis. […]
Ein guter Bern-oder Agtstein Fürnis. […] 
Hier folgen nun etliche Anmerckungen, so bey dem Fürnis-kochen zu beobacchten sind. […]

Conceptual field(s)

MATERIALITE DE L’ŒUVRE → technique de la peinture

Quotation

Das 35. Capitel. Allerley Manieren die Schattier-und Erhöhungen zu lernen, ingleichen wie man mit Röthelstein/ Sinesischer Dinte/ blauem Indig und andern Farben tuschiren soll.
Das tuschen mit trocknen Farben geschiht also: Man nimmt Röthelstein oder rothe Kreide in ein Holtz oder einen Feder-Kiel eingefasst, mahlet oder zeichnet damit was man will, und vertreibt es mit einem Pinsel […]
Etliche tuschen auch mit allerhand trocknen bundten Farben, […]
Man färbet auch Papier schwartz und erhöhet alleine Bleyweis darauf, oder auch auf blau Papier, solches erhöht man auch mit Bleyweis, und vertiefet es mit Kienrauch […]
Etliche tuschen auch auf gelbes oder Leim-farbnes Papier, und wenn sie ihren Ris auf dasselbe gemacht, so vertiefen sie solchen mit Kienrauch und erhöhen ihn mit Bleyweis.
Auf weis Pergament läst sich auf folgende Manier artlich tuschen: […]
Es findet sich noch eine andere schöne Art mit trocknen Farben zu tuschen: […]

Conceptual field(s)

MATERIALITE DE L’ŒUVRE → technique du dessin
MATERIALITE DE L’ŒUVRE → technique de la peinture