NATUR (n. f.)

AARD (nld.) · INBORST (nld.) · NATURE (eng.) · NATURE (fra.) · NATUUR (nld.)
TERM USED AS TRANSLATIONS IN QUOTATION
LEVEN (nld.) · NATURE (fra.) · NATUREL (fra.) · NATUUR (nld.)
TERM USED IN EARLY TRANSLATIONS
NATURA (lat.)
BÖHME, Hartmut, « Natürlich/Natur », Ästhetische Grundbegriffe: Historisches Wörterbuch in sieben Bänden, Stuttgart - Weimar, J. B. Metzler, 2002, 7 vol., vol. IV.
EBERT-SCHIFFERER, Sybille, « « Natürlichkeit und antiche Manier. Joachim von Sandrart als Antikenzeichner », in DANESI SQUARZINA, Silvia (dir.), Caravaggio in Preussen. Die Sammlung Giustiniani und die Berliner Gemäldegalerie, », dans DANESI SQUARZINA, Silvia (éd.), Caravaggio in Preussen. Die Sammlung Giustiniani und die Berliner Gemäldegalerie, cat. exp., Berlin, Altes Museum - Roma, Palazzo Giustiniani, 2001, Milano, Electa, 2001, p. 57-83.
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Quotation

II. Was das Gemähl seye, p. 128
Wegen der sichtbarlichen Abbildungen wird das Gemähl ein lieblicher Betrug der Augen genennet/ und ist der beste Mahler der beste und redlichste Betrüger besagten// fürnemsten Sinnes/ deß Gesichts. Sie ist ein zuläßiger und löblicher Betrug/ abgesehen von der Gleichheit der Natur; massen alle Künste ihre Herzwurzel gleichsam in deren natürlichen Wesen habe[n]/ von welchen sie herstammen/ und nachgehends/ als abgesonderte Zweige verpflanzet und neuen Safft und Kräfften erlanget haben.
Also hat Zeuxis die Vögel betrogen/ in dem er Weintrauben mit so natürlichen Farben gemahlt/ daß sie selbe herzugelocket/darvon zu picken/wie der Poet sagt : […
]

Conceptual field(s)

PEINTURE, TABLEAU, IMAGE → définition de la peinture
SPECTATEUR → perception et regard
CONCEPTS ESTHETIQUES → nature, imitation et vrai

Quotation

IX. Von der Liecht und Schatten/ wie auch von den schicklichen Farben, p. 143-144
Ein schlechter Mahler muß der seyn/ welcher einen Schatten ohne das Licht oder desselben Schein führet/ wieder die Fügung der Natur. [...]

Conceptual field(s)

L’ARTISTE → qualités
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière

Quotation

{Zwischen mahlen und wol-mahlen ist großer Unterschied.} Es ist/ zwischen dem mahlen und wolmahlen/ ein großer Unterschied/ gehört viel Mühe darzu/ diesen letzern Berg zu ersteigen: und sind die/ so aus Ungeschicklichkeit dahinten bleiben/ wie die Mucken/ welche das Liecht verlangen/ aber darinn ihre Flügel verbrennen/ auch Zeit und Unkosten verlieren. {Die Natur fähigt nicht alle zu allem.} Wann die Mutter Natur dem Jüngling nicht ihre Milch einflößet und ihn mit Verstand begabet/ so ist/ auch mit unendlicherArbeitsamkeit/ wenig zu schaffen.Die Natur machet nicht jeden Menschen zu allem/ sondern gemeinlich nur zu einer Sache/ recht tüchtig. Darum sollen vernünftige Eltern fleissig aufmerken/ um nicht zeit und Geld zu verspielen/ ob die Natur und Verstand der Kinder zu dieser Kunst/ mit nötigem Geist/ inclinire/ welches sich bald vermerken lässet. Wann/ mit Zunehmung der Jahre/ auch die Anmutung hierzu mit der Ubung erwächset/ alsdann hat man die Hoffnung zu machen/ daß sie zum Zweck hierinn gelangen mögen.

Conceptual field(s)

L’ARTISTE → qualités

Quotation

{Der Mahler soll mehr bey der Natur/ als bey andern/ zur Schul gehen.} Ein Mahler/ der mit Verstand und Sinnreichtum versehen ist/ mus sich nicht eben an eines andern Manier binden/ demselben allerdings nachzufolgen: dann also würde er/ nicht ein Sohn/ sondern ein Enkel oder Vetter der Natur seyn. Da er den großen Schauplatz der Natur vor sich hat/ warum wolte andern in die Winkel nachlaufen/ die auch allein von ihr gelernet? Man schöpfet das Wasser reiner und bässer aus den Quellbrunnen/ als aus Bächen oder Cisternen/ die von dannen geronnen sind. Es hat ein jeder die Freyheit/ in der Natur zu studiren.

Conceptual field(s)

L’ARTISTE → qualités
CONCEPTS ESTHETIQUES → nature, imitation et vrai

Quotation

Also müßen/ Natur und Kunst/ immerzu zusammen gesellet/ nach Gelegenheit erforderender Ursachen/ die hülfreiche Hände einander bieten: damit die Proportion, in gerechter Consonanz, sowol in des Menschen Bild/ als auch in der Bau-Kunst/ herfür gebracht werde. Weßwegen dann/ bey der Perspectiv-Kunst/ wie solches in den Colonnen und andern correct nach den Regeln geschehen kan […]

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → perspective

Quotation

In den übrigen ist iederzeit die Mutter der Natur/ für eine wahre Schul/ zu halten/ darinnen man mit Verstande immer nachzuforschen und zu lernen hat/ wie den Bildern die sittliche Action, und Arbeitsamkeit/ zu geben sey/ also das Hand und Finger wolständig wircken/ angreiffen/ nach vorhabendem Beruff/ und Arbeit/ als im tragen/ lauffen/ springen/ ihre schickmässige Geberde erweisen/ und zwar iedesmal auf die Art der Person/ oder des Amts/ oder Alters/ so wol als auf alle andre Umständigkeit gemercket/ und solches mit nöthiger Zier in den Wercken zu Nutzen gebracht werde. {Auch die Temperamenten/ und Gemühts-Wirckungen/ Passionen und Affecten zu beobachten} Gleiche Meinung {Auch die Temperamenten/ und Gemühts-Wirckungen/ Passionen und Affecten zu beobachten.} hat es auch mit Erkennung und Erlernung der viererley Complexionen des Menschen/ mit den Wirckungen des Gemüts/ der Angesichter/ Farben/ und Ursachen der Veränderungen; vorab mit den Gestalten der Zornigen Abscheulichkeit/ der Furcht/ oder Schreckbarkeit/ der Schamhafftigkeit/ Angst/ Misgunst/ Neides und Leides/ der Traurigkeit und Verzweifflung: als wodurch alle des Menschen Gestalt/ Angesichter/ Geberden und Farben verändert werden.

Conceptual field(s)

CONCEPTS ESTHETIQUES → nature, imitation et vrai

Quotation

{Man soll nicht seinen/ sondern mehr Anderen Urtheil trauen.}
Jedoch muß Einer Ihme selbsten nicht zuviel vertrauen noch liebkosen. Dann nichts mehr betrigt/ als des Menschen Urtheil in seinem eigenem Werck. Das beste Urtheil soll von Andern (auch von den Feinden selbst) und zwar eines Jeden seines angenommen/ und alle erfahrne Fehler gantz willig verbessern werden/ der mit gnugsamen Verstande versehene Mahler hat sich nicht eben völlig zubinden an Manier/ oder Gebrauch eines andern. { Auch mehr bey der Natur/ als bey Anderen zur Schul gehen.} Dann also wird er nicht ein Sohn/ sondern nur ein Enckel/ oder Vetter der Natur seyn/ indem er die gantze Welt vor sich hat. Worum wolte er andern in den Wincklen nachlauffen/ die doch auch allein von ihr gelernet? Man schöpffet das Wasser besser und klärer aus den Qvellbrunnen/ als aus den Bächlein Gräben und Weyern/ die von dannen geronnen seyn. Viel und oftermals begünstigt die Natur einem mehrer zuerlernen/ weder sein Meister selbst gewust. Dahero muß man ihm die Freyheit/ in der Natur selbsten zu studiren/ stets vorbehalten/ und mit beharrendem Fleiß beeyfern.

Conceptual field(s)

L’ARTISTE → qualités
L’ARTISTE → apprentissage

Quotation

Im übrigen sind die Farben nur Dienerinnen des Meisters/ und seinem Urtheil unterworffen:angemerckt/ er iedesmal hierinne die wahre Richtschnur/ in Beobachtung der Harmonie, suchen muß; um sein Werck/ nach Art der Natur/ und nicht eben nach der Färberey/ einzurichten.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

Rede bey Stellung des Modells, p. 14-15
[…] diejenigen Zeichners/ welche Liebhaber der Anatomie seyn/ sich vorzusehen haben/ daß sie nicht ohne Unterscheid alle Glieder gleiche starck oder deutlich musculiren/ als ob die Zeichnung eine Anatomische Lection seyn sollte: Es haben zu dem Ende alle berühmt Italiänische/ Französischen und Teutsche Meisters ja selbst die Academien beyder erstbenannten Nationen, vor nöthig geurtheilet/ daß man im Nachzeichnen des lebendiges Modells, nemlich : Was die menge der Musculen/ die breite der Glieder/ und die Degadation des Lichtes und des Schattens beträffe/ dasselbige genau folgen solle. Und wenn ja in denen Dingen etwas an dem Modell zu corrigiren/ oder zu verbesseren wäre/ […] Dann selbige Zeichnung als ein aufrichtiger Zeuge der Nature dienen würde.

Deutsche (die)
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Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → dessin
L’HISTOIRE ET LA FIGURE → figure et corps

Quotation

Der dritte Discours von der Mahlerey. Das II. Capitel, p. 65-66 
Daß man hievon leichtlich judiciren lerne/ ist nichts bessers als fleißig in der Natur selbst darauf zu sehen/ wie die Schatten von der Sonnen fallen. Insgemein aber gilt diese Regul/ daß wer von Gemählden will judiciren lernen/ sich gewöhnen muß/ alles was er ansiehet/ fleißig und eigentlich durch und durch zu betrachten/und sich also die Natur in das Gedächtniß zu drücken.

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → qualité de la lumière
SPECTATEUR → jugement

Quotation

Der dritte Discours von der Mahlerey. Das IV. Capitel. Was bey Landschafften und bey Contrefaits besonders zu beobachten, p. 69 
[...]
3. Die Gründe müssen also ordiniret werden/ daß sie würcklich in der Natur also hinter einander liegen könten. Solchergestalt muß man die Flüsse machen/ daß sie nicht Berg-an/ oder an einen Ort fliessen/ da sie nicht mehr fort können. 

Conceptual field(s)

GENRES PICTURAUX → paysage
CONCEPTION DE LA PEINTURE → composition

Quotation

Das 8. Capitel. Vom Gebrauch der Farben in einem Gemählde oder Schilderey
Es soll aber ein Mahler, der mit Verstande und Klugheit versehen ist, sich nicht eben an eines andern Manier allzuhart binden, daß er derselben in allen Stücken folge, sondern er soll mehr bey der Natur, als bey andern in die Schule gehen. Es gehöret aber darzu eine große Mühe, und wird die Vollkommenheit durch abcopiren und Nachahmung anderer guten Gemälde endlich erlanget. 

Conceptual field(s)

L’ARTISTE → qualités
CONCEPTS ESTHETIQUES → nature, imitation et vrai

Quotation

Schatten und Licht machen gleichsam das Leben aus von einer Zeichnung, und diese bekommt durch jene seine mögliche Vollkommenheit. Je besser diese ausgeführet wird ; je näher kommt deine Zeichnung der Nature.

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → qualité du dessin
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière
CONCEPTS ESTHETIQUES → nature, imitation et vrai