HARSDÖRFFER, Georg Philipp, Kunstverständiger Discurs, von der Edlen Mahlerey, Nürnberg, Paul Fürst, 1652, p. 127.
Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658) est poète, homme de lettres, auteur de nombreux écrits (Frauenzimmer Gesprächspielen). Après des voyages qui l'ont mené en Italie, en France et Angleterre et aux Pays-Bas, il a joué un rôle fondamental dans la vie littéraire de Nuremberg et dans la création de la société littéraire la Fruchtbringende Gesellschaft.
Le Kunstverständiger Discurz. Von der edlen Mahlerey est un des premiers écrits sur l'art publié en Allemagne après ceux de Dürer et avant la Teutsche Academie de Sandrart. Certes le texte de Harsdörffer est fondé sur la compilation de nombreuses sources tant anciennes (reprises d'après les auteurs modernes) que contemporaines. Il cite le Schilder-Boeck de Karel van Mander (1604), mais fait également souvent référence à Etienne Binet ( Essai des merveilles de nature, et des plus nobles artifices, Rouen, 1612), ou à Junius (De pictura veterum, 1637). Cependant, sa composition et surtout sa structure en douze parties s'articulent, comme l'a bien montré Michael Thimann (2008, p. 98), selon trois thématiques reprises d'Alberti dont Harsdröffer connaissait sans doute le traité d'après la traduction faite par Walter Ryff (1547) :
1. Définition et histoire de la peinture (I-V) : son origine (ethymologie du terme et fondements antiques), les genres, la comparaison avec les différents arts et en particulier la poésie, avec de nombreuses références.
2. Le tableau (VI-X) : l'invention, la composition, la perspective, la proportion, la lumière et l'ombre, la convenance
3. Le peintre (XI-XII) : l'accent est mis surle rôle de la raison, la connaissance et le jugement du peintre. Le dernier chapitre rassemble des anecdotes qui visent à valoriser le peintre et la peinture en en montrant la noblesse.
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Michèle-Caroline Heck
HARSDÖRFFER, Georg Philipp, Kunstverständiger Discurs, von der Edlen Mahlerey, Nürnberg, 1652, THIMANN, Michael (éd.), Heidelberg, Manutius Verlag, 2008.
HERZ, Andreas, « Der Hase des Zeuxis: Von Sandrart über Birken bis Harsdörffer. Harsdödffer unbekannter Discurs Von der edlen Mahlerey », Daphnis, 25, 1996, p. 387-422.
GERSTL, Doris (éd.), Georg Philipp Harsdörffer und die Künste, Georg Philopp Harsdörffer und die Künste, Nürnberg, Carl, 2005, 10.
HARSDÖRFFER, Georg Philipp, Kunstverständiger Discurs, von der Edlen Mahlerey, Nürnberg, 1652, THIMANN, Michael (éd.), Heidelberg, Manutius Verlag, 2008.
THIMANN, Michael (éd.), Georg Philipp Harsdorffer Kunstverständiger Discurse,, Georg Philipp Harsdorffer Kunstverständiger Discurse, Heidelberg, Manutius Verlag, 2009.
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QUOTATIONS
I. Discurs von der edlen Mahlerey. Von dem Wort Gemähl, p. 127
Das Wort Gemähl/ mahlen/ Mahlerey/ stammet her von dem Grundwort mahl (pinge) und ist mahlen so viel als ein gewisses Zeichen machen/ oder ein Gemerck eines Dinges stellen; daher sagen wir ein Denckmahl/ein Merckmahl/ das Abendmahl/ die Mahlzeit/ ec. weil nemlich bey den Alten zu gewisser und gleichsam bezeichneter Zeite zu essen gebräuchlich gewesen.[….]
Bey den Niederteutschen ist Schilderen so viel als mahlen/ weil nemlich die Schilde der Alten Teutschen gemahlet und mit allerhand Bildern unterschieden gewesen/ darbey man die Ritter in der Turnieren erkennet […..].
I. Discurs von der edlen Mahlerey. Von dem Wort Gemähl, p. 127
Das Wort Gemähl/ mahlen/ Mahlerey/ stammet her von dem Grundwort mahl (pinge) und ist mahlen so viel als ein gewisses Zeichen machen/ oder ein Gemerck eines Dinges stellen; daher sagen wir ein Denckmahl/ein Merckmahl/ das Abendmahl/ die Mahlzeit/ ec. weil nemlich bey den Alten zu gewisser und gleichsam bezeichneter Zeite zu essen gebräuchlich gewesen.[….]
Bey den Niederteutschen ist Schilderen so viel als mahlen/ weil nemlich die Schilde der Alten Teutschen gemahlet und mit allerhand Bildern unterschieden gewesen/ darbey man die Ritter in der Turnieren erkennet […..].
II. Was das Gemähl seye, p. 128
Das Gemähl ist eine Gleichheit dessen/ das man sehen kan/ sagt Socrates bey Xenoph.I.3. Solche Gleichheit erfreut das Gesicht mit ihrer Schönheit/ schärpfet den Verstand mit ihrer Artigkeit/ erfrischet das Gedächtniß mit gemercksamen Bildern/ erquicket das Gemüth mit allerhand seltnen Erfindunge[n]/ entzündet die Begierden zu vielen Heldentugenden/ ist bei Fürsten angenehm/ bey den Gelehrten wehrt/ von der Jungend geliebt und vo[n] jedermann gelobet. Hat auch in Kriegswesen einen grossen Nutzten/ das Abwesende/ als Gegenwärtig fürzustellen.
Xénophon est cité d'après l'édition française de François Charpentier (1620-1702) : Les Choses Mémorables De Socrate/ ouvrage de Xenophon/ traduit de Grec en François..., Paris, Camusat, 1650.
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Xénophon est cité d'après l'édition française de François Charpentier (1620-1702) : Les Choses Mémorables De Socrate/ ouvrage de Xenophon/ traduit de Grec en François..., Paris, Camusat, 1650.
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Xénophon est cité d'après l'édition française de François Charpentier (1620-1702) : Les Choses Mémorables De Socrate/ ouvrage de Xenophon/ traduit de Grec en François..., Paris, Camusat, 1650.
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Xénophon est cité d'après l'édition française de François Charpentier (1620-1702) : Les Choses Mémorables De Socrate/ ouvrage de Xenophon/ traduit de Grec en François..., Paris, Camusat, 1650.
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Xénophon est cité d'après l'édition française de François Charpentier (1620-1702) : Les Choses Mémorables De Socrate/ ouvrage de Xenophon/ traduit de Grec en François..., Paris, Camusat, 1650.
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Xénophon est cité d'après l'édition française de François Charpentier (1620-1702) : Les Choses Mémorables De Socrate/ ouvrage de Xenophon/ traduit de Grec en François..., Paris, Camusat, 1650.
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Xénophon est cité d'après l'édition française de François Charpentier (1620-1702) : Les Choses Mémorables De Socrate/ ouvrage de Xenophon/ traduit de Grec en François..., Paris, Camusat, 1650.
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II. Was das Gemähl seye, p. 128
Ist also die Mahlerey eine schöne Kunst/ welche die Gestalt aller sichtbarlich=und auch unsichtbarlichen Dinge fürstellet/ und gleichsam eine Sprache ist/die alle Menschen (die Blinden ausgenommen,) verstehen.
II. Was das Gemähl seye, p. 128
Wegen der sichtbarlichen Abbildungen wird das Gemähl ein lieblicher Betrug der Augen genennet/ und ist der beste Mahler der beste und redlichste Betrüger besagten// fürnemsten Sinnes/ deß Gesichts. Sie ist ein zuläßiger und löblicher Betrug/ abgesehen von der Gleichheit der Natur; massen alle Künste ihre Herzwurzel gleichsam in deren natürlichen Wesen habe[n]/ von welchen sie herstammen/ und nachgehends/ als abgesonderte Zweige verpflanzet und neuen Safft und Kräfften erlanget haben.
Also hat Zeuxis die Vögel betrogen/ in dem er Weintrauben mit so natürlichen Farben gemahlt/ daß sie selbe herzugelocket/darvon zu picken/wie der Poet sagt : […]
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II. Was das Gemähl seye, p. 128
Wegen der sichtbarlichen Abbildungen wird das Gemähl ein lieblicher Betrug der Augen genennet/ und ist der beste Mahler der beste und redlichste Betrüger besagten// fürnemsten Sinnes/ deß Gesichts. Sie ist ein zuläßiger und löblicher Betrug/ abgesehen von der Gleichheit der Natur; massen alle Künste ihre Herzwurzel gleichsam in deren natürlichen Wesen habe[n]/ von welchen sie herstammen/ und nachgehends/ als abgesonderte Zweige verpflanzet und neuen Safft und Kräfften erlanget haben.
Also hat Zeuxis die Vögel betrogen/ in dem er Weintrauben mit so natürlichen Farben gemahlt/ daß sie selbe herzugelocket/darvon zu picken/wie der Poet sagt : […
II. Was das Gemähl seye, p. 128
Wegen der sichtbarlichen Abbildungen wird das Gemähl ein lieblicher Betrug der Augen genennet/ und ist der beste Mahler der beste und redlichste Betrüger besagten// fürnemsten Sinnes/ deß Gesichts. Sie ist ein zuläßiger und löblicher Betrug/ abgesehen von der Gleichheit der Natur; massen alle Künste ihre Herzwurzel gleichsam in deren natürlichen Wesen habe[n]/ von welchen sie herstammen/ und nachgehends/ als abgesonderte Zweige verpflanzet und neuen Safft und Kräfften erlanget haben.
Also hat Zeuxis die Vögel betrogen/ in dem er Weintrauben mit so natürlichen Farben gemahlt/ daß sie selbe herzugelocket/darvon zu picken/wie der Poet sagt : […]
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II. Was das Gemähl seye, p. 128
Die unsichtbaren Sachen/ als da sind Tugenden und Laster/welche keine wesentliche Selbstständigkeit haben/ werden durch schickliche Gleichheit außgebildet/ und zwar auf zweierley Weise. Gleich wie die Wort in ihren eigentlichen/ oder figurierten und Verblümten Verstand gebrauchet werden; also sind auch die Bilder zweierley: I. Wann ich eine Sache mahle/ wie sie zu Gesicht kommet/ als einen Menschen/ eine Landschaft/ eine Geschichte/ ec… II. Wann das Gemähl einen heimlichen Verstand hat und deßwegen gennenet wird ein Sinnbild/ das ist/ ein solches Bild / das eine verborgene und durch die Beyschrift angedeute Bedeutung verstellet/ […]
II. Was das Gemähl seye, p. 130
Wie sich nun etliche Reden finden/ die ihren eigentlichen Wortverstand haben/ und doch (sensu anagogico) auf eine Vernennung oder Gleichheit zugleich gezogen worden : also ist zwischen beeden/ die Bildkunst / Iconologia, da die Bilder alle menschliche Gestalt haben/ wie in den Gemählen und zugleich mit ihren Geberden (welche gleichsam ihre Sprache) ihren beyhabenden Thieren und andern Geretschafften/ die Tugenden und Laster/ Traurigkeit/ Frölichkeit/ Tag/ Nacht ec. anbilden : Wie gleichfals aus den alten Müntzen/ Caesare Ripa und andern […]. Also hat A. Bosse auf sein hiervor gesetztes Werck die Etzkunst gebildet mit einer Tafel/ oder Kupferplatten/ deutend auf den Krug/ das Oelglas und andre Gertetschafft/ so zu dieser Arbeit gehörig ist.
III. Von dem Ursprung der edlen Mahlerey, p. 130
Der Adel soll von dem Alter seinen Namen haben/ un [d] deßwegen wurde die Mahlerey mit Fug edel genennt werden.
Daß die Mahlerey sehr alt seye / ist nicht zu zweiffeln [...]
IV. Von der Mahlerey Unterschied , p. 132
Das Gemähl wird I. unterschieden nach dem Inhalt/ und begeben sich etliche Mahler auf die Conterfait, etliche auf die Bilder allein/ etliche auf die Landschaffte[n]/ etlicher auf die Perspectiv/ etliche auf die Schiff=und Meer=Sachen/ etliche nur auf kleine=andre nur auf grosse Hauptgemähle/ ec.
II. Wird die Mahlerey unterschieden nach ihrer Form: und sind etliche/ welche nur stellen/ reissen/ deren Riß man nachgehend in Kupffer / [...] Etliche duschen mit schwartz/ blaulicht/ rötlicht ec.. Etliche arbeiten mit trocknen Färblein/ etliche mit Milchfarben/ mit Leimfarben/ mit Oelfarben/ welches letzte das beständigste ist.
III. Werden die Mahler unterschieden/ daß etliche Meister sind gut im Inventiren, etliche gut in dem copiren, etliche wissen andrer Erfindungen// abzusehen/ und sich derselben zu bedienen/ wie die Schneider/ die aus ein Mantel ein Kleid machen.
Das Gemähl wird I. unterschieden nach dem Inhalt/ und begeben sich etliche Mahler auf die Conterfait, etliche auf die Bilder allein/ etliche auf die Landschaffte[n]/ etlicher auf die Perspectiv/ etliche auf die Schiff=und Meer=Sachen/ etliche nur auf kleine=andre nur auf grosse Hauptgemähle/ ec.
V. Von der Mahlerey Verwandschafft mit andern Künsten, p. 133-137
Der Erfindung nach/ ist die Mahlerey befreundet mit de Poeterey/ daher Ovidius saget :
Der Mahler und Poet hat gleiche Macht zu dichten.
Ein schönes Kunstgemähl wird durch ein liebliches Gedicht gleichsam beseelet/ und die stummen Bilder deß Mahlers/ machet der Poet reden; ja beede machen etwas aus dem/nichts ist.
Wie nun die Studia deß Menschen Verstand ins gemein zu möglichster Vollkommenheit fördern; also dienen sie auch absonderlich einen Mahler/ und machen ihn in den Erfindungen sinnreich und verständig. Was die äusserliche Gestalt belanget/ ist sein Buch die Natur/ welcher Gleicheit ersuchet und nachahmet: Was aber Antiquiteten, alte Historien/ Kunstrichtige Ausbildungen/ Neue und Frembde Aufzüge/ Ausländische Trachten und dergleichen betrifft/ das muß er von den Poeten lernen/ oder selbsten ein Poet seyn. [....]
Hieraus ist nicht zu schliessen/ daß eine verständiger Mahler für sich nichts stellen und zu Wercke sollte bringen können: Nein/ sondern er wird viel Sachen/ welche die Natur für Augn stellet/ meisterlich abbilden/ und deß Poeten vonnöthen haben/ es lauffe dann eine Sache in Icologiam oder artem Emblematicam, da er deß Poeten Einrathen oder Erklärung nicht verachten wird. Was die äusserliche Gestalt belanget/ sind mit der befreundet die Wachspossiererey/ Bildhauerey/ Baukunst/ welcher Sprache ist das Gemähl oder der Abriß/ als der Mahl=Kunst Abc.
Viel Sachen lassen sich sagen und nicht mahlen: viel lassen sich mahlen / und nicht sagen [...]
[....] Zu deme hat die Mahlerey ihren Nutzen in Aufmunterung unserer Gedancken/ Erweckung der Andacht/ Erhaltung der hinfallendeb Gestalten/ Ehrengedächtnis der Verstorbenen/ und wie vorgedacht/ notwendig ist zu vor belobter Baukunste.
VI. Was zu einem volkommenen Gemähl erfordert werde, p. 138
Zu einem volkommenen Kunstgemähl/werden V. Stücke erfordert
I. Die schickliche Erfindung. II. Die Proportion oder Ebenmaß der Bilder. III. Liecht und Schatten/ benebens der schicklichen Farben. IV. Die eigentlichen Bewegungen des Gemühtes/ so viel solche in den Geberden und dem Angesichts erhellen. V. Die richtige und kunstverständige Ordnung des Gemähls.
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VII. Von der Mahlerische Erfindung, p. 139
Gleich wie der jenige/ welcher einen Brief schreiben will/ desselben Inhalt zuvor besinnen/ und in die Gedancken gleichsam angeordnet und gefasset haben muß ; also muß der Mahler die Gestalten dessen/ was er mahlen will zuvor bedencken/ bey sich selbsten überlegen/ und als wenn es auß seinem Gehirn in den Pinsel/ oder in die Feder fließen sollten / vorbilden ; ob es sich gleich zuweilen unter den Händen ändert/ und schicklicher zur Wercke kommet/ als es nicht bedacht worden/ daher sagt man/ daß die Poeten ihre Entzückung in dem Haubt/ die Mahler in den Händen haben.
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VII. Von der Mahlerische Erfindung, p. 139
Hier bey ist nun dreyerlei zu betrachten: I. Wann man eines andern Erfindung nachahmet/ und eben dasselbe/ jedoch mit andrer Stellung/ aufreißt oder mahlet/ welches nun besser oder auch wol schlechter seyn//[140] kann. Zum Exempel: Ich sehe das Bild der Gerechtigkeit kunstartig gestellt. Ich mache daraus ein Fridensbild; behalte die Stellung/ gib ihm aber in die rechte Hand eine Taube mit dem Oelblat / an statt der Waage; und ein Olivenzweig an statt des Schwertes.
II. Wann ich dergleichen Erfindung/ als ich bey andern gesehen aussinne. Zum Exempel: Es hat einer die vier Jahreszeiten mit einsichtigen Bildern/ unter der Gestalt des Morgens/ Mittages/ Abends und er Mitternacht gemache: Diese Erfindung beliebt mir/ und ich mache vier andre Bilder in Französicher Tracht/ veränderte Landschafft/ und behalte doch edn Morgen, Mittag/ Abend und Mittrnacht/ als den Tag deß gantzen Jahres/ oder deß vollendeten Sonnen Lauffs.
III. Wann ich gantz eigner Erfindung/ohne Beyhülff andrer Meisterproben oder Kunststücke/ mahle/ was meines Wissens kein andrer gemachet. So viel seltner nun solche Erfindung/ so viel höher sind sie geachtet/ wann sie von guter Hande herkommen/ und wolständig geschildert sind.
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VIII. Von der Ebenmaß und Stellung der Bilder, p.140-141
Der Mahler muß den Cirkel in den Augen haben/ und alle Risse in gleichrichtigem Ebenmaß mit // [141] kühner Feder oder Pinsel zuvollführen wissen. Von der Proportion der Glieder menschlichen Leibes hat niemand besser geschrieben/als der kunstberühmte Albrecht Dürer/ […]. Dieses kann/ sondern natürliche Neigung/ so wenig zu Wercke gebracht werden; so wenig die Poeterey ohne sondere Fähigkeit auszuwürcken. Solches ist an der Lehrlustigen Jugend leichtlich abzumercken.
Der Mensch ist 8.Haubter lang/ sein Angesicht ist drey Nasen lang/ sein Fuß ist 1/6 von seiner Länge/ sein Nabel ist der Miterlpunct/ die Frauen Glieder sind ronder/ als deß Mannes Glieder. Die Kinder haben größere Köpfe als ihre Proportion erfordert/ und sind in 3. Jahren so lang/ als sie werden sollen. C. von Mander in seinem Schilerbuch. f.5.
Dieses Ebenmaß muß aus dem Grund der Perpectiv erlernet worden/ sonder welchen, kein Mahler zu verlangter Vollkommenheit gelangen wird.
VIII. Von der Ebenmaß und Stellung der Bilder, p.140-141
Eine jede Verwendung und Entfernung hat seine Perspektivische Richtigkeit/ die vielgewisser aus der Kunste / als aus dem betrügliche Aug zu erfahren ist.
Wann ich die Höhe deß Bildes auf dem ersten Grund weiß/ so kann ich der andern/ dritten/ vierdten und fünftten Grund auch leichtlich finden. Dieser Kunst Leitstern ist d[a]s Lebe[n] welchem/ so viel möglich/ nachzuahmen. Die Perspectiv lehret mich die Nature deß/ [142] Auges/ die Horizontal-oder Gesicht=endente Linie finde[n]/ den Aug= und Fernepunct / den Liechtpunct/ die Grundlinie setzen/ und ohne solche Wissenschaft muß der aller fleißigste Mahler ein Stümpler bleiblen /und einer/ der auch sonsten die Hand nicht anleget/ kan aus der Perspectiv mit verstand von einem Gemähl reden und urtheilen/ weil sie die Grammatica oder richtigste Kunstlehre ist.
Es ist zu verwundern/ wie die Meister dieser Kunst mit gantz unfehlarer Gewißheit weisen/ daß alle Strallinien von einem Puncte zu einem Puncte streichen/ wie die Schatten trieffen/ sich vertieffen/ schwärtzen/ bräunen/ verlieren : Wie das Liecht sich erhöhet/ fället/ schwächet/ ec. Ich rede aber von der Geometrischen und nicht von der Mahlerischen Perspectiv/ welche viel schlechter ist /als jene.
VIII. Von der Ebenmaß und Stellung der Bilder, p. 142
Die geistlichen Bilder sollen keine verwendete Häubter haben/ und sind zuviel Verkürzungen nicht rühmlich. Beede Arme und beede Beine sollen nicht enerley Stand hben/ daß eines dem andern gleiche Wendung habe/ weil solches dem Wolstand zu wider laufft. Die Grösse der Bilder muß sich nach der Grösse der Tafel richten: Die Kleider und Trachten nach der Standsart der Geschichte.
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IX. Von der Liecht und Schatten/ wie auch von den schicklichen Farben, p. 143-144
Ein schlechter Mahler muß der seyn/ welcher einen Schatten ohne das Licht oder desselben Schein führet/ wieder die Fügung der Natur. [...]
IX. Von der Liecht und Schatten/ wie auch von den schicklichen Farben, p. 143-144
Darvon [Liechstrahlen] noch ein weniges zugedencken/ setze ich eine ausgeleschte Kertze oder Liecht und richte ein Messer oder ein Löffel auf: Nun will ich aus der Perspectiv bemercken/ wie weit und wie der Schatten triefen und fallen wird/ wann das Liecht angezündet ist.//
Man zieht nach dem Liechtpunct A. eine/ oder nach dem die Sache viel Ecke hat/ mehr Linien/ auf den Grund BD und so weit wird der Schatten treffen/ wann das Liecht angezündet ist/ daß also ABC. einen Driangel machet. Dergleichen ist zu beobachten bey EF. wie der Schatten von dem Leuchterschlüsselein sich auf dem Grund anweiset.
Ist nun die Sache hinter die andere gestellet/ so fället ein Schatten über den andern/ und ist der doppelte Schatten so viel schwärtzer. Je weiter der Schatten von dem Liechtpunct/ je schwächer und bräuner ist er: je näher je schwärtzer. Der Beweiß ist bey jederm Liecht zu beobachten.
Darvon [Liechstrahlen] noch ein weniges zugedencken/ setze ich eine ausgeleschte Kertze oder Liecht und richte ein Messer oder ein Löffel auf: Nun will ich aus der Perspectiv bemercken/ wie weit und wie der Schatten triefen und fallen wird/ wann das Liecht angezündet ist.//
Man zieht nach dem Liechtpunct A. eine/ oder nach dem die Sache viel Ecke hat/ mehr Linien/ auf den Grund BD und so weit wird der Schatten treffen/ wann das Liecht angezündet ist/ daß also ABC. einen Driangel machet. Dergleichen ist zu beobachten bey EF. wie der Schatten von dem Leuchterschlüsselein sich auf dem Grund anweiset.
Ist nun die Sache hinter die andere gestellet/ so fället ein Schatten über den andern/ und ist der doppelte Schatten so viel schwärtzer. Je weiter der Schatten von dem Liechtpunct/ je schwächer und bräuner ist er: je näher je schwärtzer. Der Beweiß ist bey jederm Liecht zu beobachten.
IX. Von der Liecht und Schatten/ wie auch von den schicklichen Farben, p. 144
Hier viel zu melden von den Farben/ ihrer Freundschaft/ Feindschaft/ Zubereitung/ Vermischung und was sonsten dergleichen bessere vey verständiger mahlern und aus der Erfahrung als aus dem Discurs zu erlernen ist.
IX. Von der Liecht und Schatten/ wie auch von den schicklichen Farben, p. 144
Also pflegen die Mahler ein wolgepoßiertes Bild zu nehmen/ solches für/ oder hinter eine Lampe zu setzen/ Welche steter brennet und der Schatten weniger verändert/ als das nach und nach abnehmende Liecht/ und mahlen das Bild mit befindlicher Schattierungen nach/ aller massen auch solches nach lebendiger Menschen Posturen in der Mahler Academien durch gantz Italien gebrauchlich ist.
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IX. Von der Liecht und Schatten/ wie auch von den schicklichen Farben, p. 144
Also pflegen die Mahler ein wolgepoßiertes Bild zu nehmen/ solches für/ oder hinter eine Lampe zu setzen/ Welche steter brennet und der Schatten weniger verändert/ als das nach und nach abnehmende Liecht/ und mahlen das Bild mit befindlicher Schattierungen nach/ aller massen auch solches nach lebendiger Menschen Posturen in der Mahler Academien durch gantz Italien gebrauchlich ist.
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IX. Von der Liecht und Schatten/ wie auch von den schicklichen Farben, p. 146
Wann man ein Gemähl bey der Nacht sehen will/ nimmet man ein Liecht in die Hand/ und hält die Hände hinter das Liecht/ also daß desselben völliger Glantz auf das Gemähl stralet/ und die Augen darvon nicht gehindert werden […].
X. Von den Bewegungen deß Gemüts und der Ordnung in den Gemählen, p. 146
Daß Momus ein Fenesterlein in der Brust deß Menschen haben wollen/ desselben Gemüths Neigung zu erkennen/ ist aus überwitziger Tadelsucht hergerühret: Seine Augen sind die Spiegel seines Hertzen/ seine Geberden sind die Fenster seines Gemühtes/ seine Rede ist der Dolmetscher seiner Gedancken. Ob nun wol kein gemahltes Bild reden kann/ so weiden doch die Geberden und Augen desselben/ in was Begebenheit es vorgestellt worden/ und solches gehöret eigentlich zur der Deutkunst (arte de’cenni) von Ciovanni Bonifacio geschrieben […].
X. Von den Bewegungen deß Gemüts und der Ordnung in den Gemählen, p. 147
Der Mahler beobachtet alle Gebärden der Menschen wie sie mit freundlichen Angesicht lachen/ mit düstren erstaunen/mit zörnigen Händen ergrimmen/ mit lachendem Munde erfreuend/ und mit weinenden Augen sich traurig und schmerzhafft erweisen. Diese und dergleichen Geberden/ so das Gemüt entdecken/ können wol erkennet und von dem Mahler gebildet werden.
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X. Von den Bewegungen deß Gemüts und der Ordnung in den Gemählen, p. 147
Ist eine gute und wolständige Ordnung/ nicht der geringste Antheil eines vollkommenen Gemähls/ deß nemlich ein jedes an sein gehöriges Ort gestellet werde / und hierinne[n]/ wie in allen andern Sachen/ hat zu dieser unsrer Zeit das höchste Lob erlangt/ ec.
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Mahler Eigenschaften, p. 148
Die Poeten dichten/ daß die Musen/ nach dem sie ihren Berg erstiegen/ einen Reyen=Dantz mit ineinander geschloßnen Händen/ beginnen/ nach deß Apollinis Leyren einstimmig singend: zu bedeuten/ daß alle Künste einander die Hände bieten/ und gleichsam mit einander verbunden sind/ daraus dann die erfreuliche Belustigung des Gemütes entstehe.
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Mahler Eigenschaften, p. 148
Dieses erhellet sonderlich in der Mahlerey/ welche erfordert einen guten Verstand/ der fähig ist alles ohne grosse Bemühung zu fassen und zu begreiffen/ die befindliche Fehler mit Schertzen zu entschuldigen/ die unverständigen Klügling mit Bescheidenheit zu rücke zu weisen/ massen eine anständige Rede das ersetzen kan/ was nicht gemahlet werden mag.
Mahler Eigenschaften, p. 148
Ein Mahler so wol schreiben/rechnen/ und feldmessen können/ viel gesehen/ viel copiert/ viel erfahren/ geraist/ und gewandert haben/ frölich/ freundlich/ höflich und bescheiden seyn/ wol wissend/ daß der bey Gott und den menschen verhaßte Stolz ein Merckmahl einer armseligen und verachteten Thorheit seye/ nach dem gemeinen Sprichwort : Sultus und Stolz/ wachsen auf einem Holz.
Mahler Eigenschaften, p. 149
Die Künste weren glückselig/ wann von denselben nur Kunstverständige urtheilen sollten/ sagt Quintilian: Weil aber die Mahlerey eine Sprache/ die ein jeder/ der Augen hat/ verstehen will/ so muß man sich an den Ignoranten Beurtheilung nicht kehre[n]/ und solches nicht anderst achten/ als ob einen ein Esel anschreyet. [...]
Mahler Eigenschaften, p. 149
Ein Mahler/ der ein unbehöriges Urtheil mit Bescheidenheit/ oder mit Gedult und Stillschweigen beantworten kann/ wird zuweilen einen grossen Unheil/ haß und Feindschafft entgehen; und gleich wie er von seiner Arbeit nicht gerne einen nachtheiligen Außspruch höret/ also soll er auch nicht hastig von andrer Kunststücken sich zu einem Straffrichter aufwerffen/ oder gewärtig seyn/ daß man ihm mit Maß misset/ mit welcherer andern gemessen hat.
Mahler Eigenschaften, p. 150
Wie man vor alters darzu schreiben müssen/ dieses ist ein Hirsch/ dieses ist ein Ochs/ ec. Also ist ast von nöthen man schreibe darzu : Dieses ist gemahlt/ damit man die Bilder nicht für erstorbene und an die tafel gezauberte Menschen anschauhet/ die ohne Leben leben. Also sagt gemelter Autor/ muß man von dem Gemähl reden/ als ob alles würcklich für Augen stünde/ und nicht nur sähe/ sondern auch höre/ was man nicht mahlen kann.