OCULUS (n. m.)
TERM USED AS TRANSLATIONS IN QUOTATION
AUGE (deu.)AUGE
{Von Verkürzung der Bilder/ was sie sey?}Unsere Vorfahren/ haben allezeit ein wachendes Aug gehabt/ auf die Verkürzung der Figuren: dadurch sie/ dem Gesicht nach/ einen mehrern Schein/ als sie an sich selbst haben/ in die Länge und Höhe bekommen; welches die Dicke der Umriß-Schatten und Liechtes also scheinen machet. In dieser Kunst/ zumal in einfachen Bildern/ hat über andere alle excelliret/ oft-gedachter Michaël Angelo der dann hierzu/ den Nachfolgern zur Lehre/ aus Erde/ Läm/ Gyps oder Wachs/ solche Modellen gemacht/ welche viel standhafter sind/ als die bewegliche lebhafte Bilder. Wann man nun ein verlangtes Model also zu werk gebracht/ setzet man dasselbige/ in gebührlicher Höhe und Distanz, über den Horizont: wornach dann/ desto sicherer/ die Bilder gemacht werden. Die Unwissenheit dieses Handgriffs/ verursachet viel Müh und Arbeit: welche ihrer viele nicht gern auf sich nehmen/ die etwan auch nicht soviel Verstands haben/ dieses Meisterstuck auszusinnen. Es haben aber die Liebhabere dieser Kunst immer mehrers sich beflissen/ mit aufhebung aller Difficulteten/ den bästen Weg zu finden/ wie die Proportion verkürzbar zu machen/ und der rechte Schatten zu erhalten sey/ damit der verlangte effect erfolge. Sie haben auch nicht nachgelassen/ bis man zu unsern Zeiten dessen meisterliche Wissenschaft überkommen.
Es sind deren viele/ welche die Arbeit der Verkürzung verachten und gering schätzen: es sind aber nur die jenige/ so dessen geringe Wissenschaft haben/ und denen die Nuß gar zuhart aufzubeissen fället. Solches ist daraus abzunehmen/ daß sie/ wann man ihnen dergleichen künstliche Stucke vorhält/ und doch gerühmet. Wie dann von dieser Gattung etliche schwere Stucke zu unsern Zeiten verfärtigt worden/ so das Menschliche Gesicht und Augen mächtig geblendet. Es wird aber diese Arbeit/ von unsern Kunstmeistern/ al di sotto in su, das ist/ von der Erden in die Höhe anzusehen/ genennet/ und/ wie gedacht/ von Modellen/ Bildnisen oder lebhaften Personen abgesehen/ die sie erhöhen/ alsdann die Spielung des Schattens in acht nehmen/ und sich bemühen/ solche in ihr Bild zu bringen. Wann nun das Menschliche Auge gegen einem solchen Bild/ so gemeinlich auf etwas empor stehet/ sich wendet/ da zeigen sich ihme erstlich die Fussolen/ Kniehe oder Schenkel/ und dann erst die übrigen Theile des Leibes: daher die Kunst billig diesen Namen bekommen.
{Die Natur lehret die Farben austheilen.} WAnn wir rechte Schüler der Natur-Kunst seyn wollen/ so geziemet uns/ die Austheilung und Vereinigung der Farben/ die zusammen sich vereinigen/ wohl stehen und sortiren/ (jedoch daß jede absonderlich bleibe) und den Augen/ rechten Wolstand vorzustehen. Dieses hat den kunstreichen Pausias dahin bewogen/ daß er zur Jungfrauen Glycerio von Sicyon welche die Blumen verkauffte/ und solche im Kränzbinden artigst zusammen zu sortiren wuste/ daß er zu ihr Lust gewunnen/ sie geheuratet/ und von ihrer Blumen-Arbeit von denen er Blumen zu mahlen gelernet. soviel abgesehen und erlernet/ daß er im gebrauch der Farben überaus kunstreich worden/ und endlich der Blumen Contrafäte mit höchstem Fleiß/ auf einen Rock/ wie sie damals zu tragen pflegten/ sehr vernünftig/ und zu Verwunderung männiglichs/ gemahlet: welcher Rock davon sehr berühmt/ und Stephanoplocos genannt/ worden [.…]
Das XIII Capitel. VonAustheilung und Vereinigung der Farben, p. 84Doch mus allezeit die Historie das Hauptwerk seyn/ und in Mitte des Stucks/ mit der fürnehmsten Zierde/ vor allen andern sichtbar/ herfür scheinen. Wiewol auch alles/ was Kunst vermag/ in ein Historien-Gemähl gehöret/ soll es doch mit Arbeit nicht überladen seyn/ sondern die erforderte Wahrnehmung der Kleidungen/ Physiognomie, Gebäude und Landschaften/ nach jedes Landes Art/ erkantlich in die Augen fallen
Das X Capitel.Vom Historien-Mahlen, p. 8025. [ndr: Regel] Obschon unterweilen etliche geringe und unachtbare Fehler mit unterlauffen/ so soll doch/ wegen anderer Vortrefflichkeit/ das Werk ungetadlet bleiben: gleichwie man die Künstlichkeit eines weitberühmten Lautenschlagers/ wegen eines einigen falschen Säiten-griffs/ nicht beschämet: auch ein guter Bogenschütz unbillich verworffen wird/ wann er einmal des Schwarzen verfehlet. Die bäste und herrlichste Gemälde mißfallen oft anfangs den Augen/ bis daß man den Intento und Zweck des Künstlers erreichet. Darum soll man die Gemälde in das Gemüte und den Verstand langsam/ wie die Hüner das Wasser durch Schnabel und Schlund/ hinablassen; und alsdann erst sein Urtheil darüber ergehen lassen.
Das XVI Capitel.Von Der Chineser Mahlerey/...., p.103GESICHT
{Vom Nähe und Ferne-Mahlen} Sonsten ist vorhin bewust/ daß. diß/ was klein und in der Nähe ist/ mehr Sauberkeit erfordere: hingegen was weit aus dem Gesicht stehen soll/ etwas rauher/ groß/ mit vielen Farben und mehrerm Geist kan gestaltet werden. {Die Schärfe ist zu vermeiden.} Wann die Seiten oder Ecken der Bilder mit scharffen Liechtern beschnitten/ stehet es hart und rundet sich nicht: […]
Das VII Capitel.Vom Wohl-Mahlen, p. 72{Das Gemähl soll wol beBildert seyn.} Er mus auch das Stuck nicht dünn beseen/ sondern/wo das fürnehmste der Geschicht zu stehen kommet viel Figuren und ganze Klumpen Bilder dahin stellen/ die alle ihr Amt verrichten: aus welche er auch das beste Liecht zuleiten soll/ um die meiste Annehmung des Gesichtes zu befördern. {Welche hierinn excelliret?} Hierinn hatten Titian, Tintoret, und der meisterhafte Paulus Veronez bessere und gründlichere Manier/ als Michaël Angelo : dessen Lob mehr in Bildhauen einer einigen herrlichen Figur/ als in Mahlen und coloriren bestehet.
Das X. Capitel. Vom Historien-Mahlen, p. 79OOG
Beneffens dese voornoemde Imitatie der naturelicker lichaemen door welcke de Konstenaers aengeleyd worden om allerley sienelicke dingen nae 't leven uyt te drucken, so staet ons alhier noch een andere soorte van Imitatie aen te mercken, door welcke den Konstenaer sich verstoutet oock soodaenighe dinghen af te beelden die van 's menschen ghesicht verde sijn afgescheyden. Ende al hoewel de voornaemste kracht van dese imitatie in de fantasije bestaet, soo is het nochtans dat wy d'eerste beginselen deser imaginatie onsen ooghen moeten danck weten; want d'inwendighe verbeeldinghen die in onse ghedachten spelen, konnen daer in noyt ghefatsoenert worden 't en sy dat wy eerst de ghedaente der dinghen ergens in 't rouwe met onse ooghen hebben aenschouwet, of ten minsten met d'een of d'ander onser vijf sinnen hebben ghevoelt.
Het Eerste Boek, Capittel II.1, p.14-15Daer is dan eenen sekeren slag van oogen die men met Aelianus {var. Hist. Lib. XIV. Cap. 47.} konstighe of Konst-gheleerde ooghen mag noemen. So en is het oock niet genoegh dat wy ooghen in ons hoofdt heben als andere menschen, maer het is voorder van noode dat wy sulcke oogen sochten te bekomen die nae de maniere van spreken by Cicero {parad. 5} gebruckt eruditi oculi, dat is geleerde ooghen verdienden te worden ghenaemt.
Het Eerste Boek, Capittel V.3, p. 60Apelles wist sich uytnemende wel te maetighen in alle het ghene de Konst aengaet: Dies hield hy het mede ongheraedsaem, d’ooghen der aenschouwers, door de vroolickheyd van aenporrende heldere Coleuren al te seer te verwecken; maer hy plaght sijne volwrochte stucken door eenen onnaevolghelicken treck met sulcken dunnen inckt over te vernissen, dat d’al te groote gloeyenheyd der verwen daer door verdooft wierd, dat sijne stucken door dit middel van stof en vuyligheyd beschermt waeren, en datmen t’overstrijcksel des selvighen inckts maer allen van naeby konde beseffen. Hy heeft reden ghenoegh daer toe ghehadt, seght Plinius {Lib. xxxv Cap. 10.}, want hy den luster sijner glimmender Coleuren een weynigh socht te versmooren en te verdonckeren, wel wetende dat den glants der selvigher d’ooghen der aenschouwers soo lichtelick niet en konde verveelen, wanneer sy de klaer glinsterende verwen maer alleen van verde als door een spieghel-steen besichtighden.
Het Derde Boeck, Capittel III.12, p.275Staet noch voorder aen te mercken dat de Konst-kenners door dese ghewoonte haerer ooghen niet alleen d’oorspronckelicke taferelen van de naemaelsels vaerdighlick leeren onderkennen; maer datse daer door met eenen oock d’oude wercken van de nieuwe sekerlick weten t’onderscheyden. Men vindt in d’oude stucken een sekere onnaevolghelicke authoriteyt ofte achtbaerheyd der Konste, seght Quintilianus {Lib. viii. Cap. 3.}, die de Schilderijen een sonderlicke aengenaemheyd plaght toe te brenghen.
Het Derde Boeck, Capittel VII.11, p.345