DILIGENTIA (n. f.)
TERM USED AS TRANSLATIONS IN QUOTATION
FLEIß (deu.)FLEIß
{Was für eine Hand zum Zeichnen erfordert werde}. Es ist aber zu der Zeichnung vonnöten/ daß die Hand mit sonderbarem Fleiß und durch langwürige Ubung sich expedit, färtig und hurtig mache/ alles mit der Feder/ Griffel/ Kreide oder Kohle/ abzuzeichnen oder wol nachzubilden/ was die Natur hervor gebracht. Dann wann der Verstand seine wol-ausgesonnene Concepte heraus lässet/ und die Hand/ durch vieler Jahre langen Fleiß in zeichnen geübet/ solche nach der Vernunft zu Papier bringet/ so wird die vollkommene Vortrefflichkeit so wol des Meisters/ als der Kunst/ verspüret.
Das I. Capitel.Von Der Erfindung und Zeichnung, p. 60Solche Dinge/ die der Natur zum ähnlichsten/ können dem durch langen Fleiß abgematteten Künstler/ seine Mühwaltung/ mit Ehre und Gewinn wieder vergelten/ als wordurch Hand und Verstand zu einer sonderbaren gratia, Lebhaftigkeit und Leichte angewöhnet wird. Man glaube sicherlich/ daß diese practic, welche man durch viel Jahre mit sonderbarem Fleiß erworben/ sey das wahre Liecht zur Zeichnung/ und das Mittel eines Künstlers/ sich berühmt und ansehnlich zu machen.
Das I. Capitel.Von Der Erfindung und Zeichnung, p. 61
{Zweyerley Process im Mahlen: mit freyer Hand}/ Es gibt wackere Geister/ welche/ als wol experimentirt und erfahren/ ihnen eine Ideam von jeder Sache gleich einbilden/ und dieselbe/ ohne fernere Mittel/ ausmachen können. Solches aber ist nicht eines jeden Thun/ sondern eine absonderliche Gabevon meisterhaftem Verstand mag auch nur geschehen bey kleinen Werken von wenig Bildern oder stillstehenden Sachen/ daran nicht viel gelegen ist.
{und nach dem Vor-Riß} Andere sind/ die mit viel Arbeit und Bemühung sich setzen/ und ihre Meinung/ was sie in Gedanken gefasset/ mit Kreide oder Bleyweiß auf Papier zeichnen/ hernach auf ein mit einer ölichten Farb gegründtes Tuch/ den Umriß/ samt aller Zugehör/ auftragen/ folgends wol betrachten/ und mit todten Farben (welches man Untermahlen nennet) die noch-befindliche Fehler ausbässern/ heissen/ und endlich/ wann es wol trucken/ mit Fleiß übermahlen und ausmachen.
12. [ndr: Regel] Wir erkennen/ daß das Gesicht eine von den allergeschwindesten Wirkungen der ganzen Welt ist/ als welches augenblicklich unendliche Gestalten durchgehet und überschauet. Nichts desto minder kan es nicht alles/ augenblicklich und in particular erkennen oder distinguiren. Ein Beyspiel dessen/ ist diese ganz mit Druck-Buchstaben von der Presse überschriebene Blatseite: da man unverzüglich erstes anblicks urtheilet/ daß viel darauf geschrieben sey; was es aber für Wörter seyen/ und was sie sagen und bedeuten/ das kan niemand im ersten anblick sagen/ sondern er muß erstlich die Zeilen von Wort zu Wort durchgehen/ und ihren Innhalt erlernen. Eben also/ wann man ein hohes Gebäu oder Thurn besteigen will/ so ist natürlich/ daß man von Staffel zu Staffel hinauf gelange. Auf gleichen Schlag/ wann der angehende Mahler/ deme die Natur eine Fähigkeit zu solcher Weltberühmten himmlischen Kunst eingeflösset/ eine gründliche Wissenschaft unterschiedlicher Formen und Gestalten zu überkommen verlanget/ so ist nötig/ daß er solche von Glied zu Glied betrachte/ und nicht zu dem zweyten schreite/ ehe und bevor er das erste wol in die Gedächtniß gedrucket/ und einem Habito oder Gewonheit dieses zu machen überkommen habe. Dann wann es anderst geschiehet/ so wird entweder die köstliche Zeit verschleudert/ oder zum wenigsten das studium und die Ergreiffung der Kunst mächtig verzögert und prolongiret. Hat also der Lehrjünger mehr auf den Fleiß/ als auf die Geschwindigkeit/ sich zu verlegen.
23. [ndr: Regel] Der Mahler soll allezeit/ mehr nach der Ehre als nach Nutzen/ trachten/ und nichtes dahin eilen: wie sich viele praecipitiren/ dadurch eine böse Gewonheit annehmen/ und zu grund gehen; da hingegen durch viel und beständiges studiren/ bey mehrung des Fleißes/ der Verstand sich ergänzet/ auch das Lob und die Ehre von sich selbst den Nutzen mit sich bringet.
NAARSTIGHEID
JUNIUS, Franciscus, The Painting of the Ancients, in Three Bookes : declaring by Historicall Observations and Examples, the Beginning, Progresse, and Consummation of that most Noble Art. And how those Ancient Artificers attained to their still so much admired Excellencie. Written first in latine by Franciscus Junius, F. F. And now by him englished, with some Additions and Alterations, trad. par JUNIUS, Franciscus, London, Richard Hodgkinsonne, 1638.
[...] soo en kan 't niet schaeden dat men tot de bevalligheydt van Apelles toe voeght de gheluckighe stoudt-moedigheydt van Zeuxis, d'onvermoeyde naersticheydt van Protogenes, de kloecke diepsinnigheydt van Timanthes, als oock de hooghstaetelicke grootsheydt van Nicophanes.
Het Eerste Boek, Capittel III.7, p. 30SAUBERKEIT
{Vom Nähe und Ferne-Mahlen} Sonsten ist vorhin bewust/ daß. diß/ was klein und in der Nähe ist/ mehr Sauberkeit erfordere: hingegen was weit aus dem Gesicht stehen soll/ etwas rauher/ groß/ mit vielen Farben und mehrerm Geist kan gestaltet werden. {Die Schärfe ist zu vermeiden.} Wann die Seiten oder Ecken der Bilder mit scharffen Liechtern beschnitten/ stehet es hart und rundet sich nicht: […]
Das VII Capitel.Vom Wohl-Mahlen, p. 72