PERFECTIO (n. f.)
TERM USED AS TRANSLATIONS IN QUOTATION
PERFEKTION (deu.)PERFEKTION
Ich versehe mich auch/ sie werden/ gleichwie die Römer/ wann ihre Hauptleute/ vor dem Treffen/ sie zur Dapferkeit vermahnet/ mit schwingen der Picken-spitzen ihre prontezza und Willfärtigkeit bezeuget/ mich auch ihren frischen und freudigen Muht ersehen lassen/ wann ich ihnen [ndr: Der Kunstliebenden Jugend] zuspreche/ daß sie ohn Verzug herzutretten/ und im ersten Angriff den besondersten Theil der Kunst/ nämlich die Stellung des Menschen/ und folgends auch alle andere Stucke/ fassen und erlernen sollen/ {Wer zur perfection in allem unfähig/ der suche sie in einem oder anderem Stuck} oder doch/ weil öfters die Natur und der Geist nicht gleich in alles einwilliget und darzu disponirt ist/ nur in einem und anderm sich zu perfectioniren und vollkommen zu machen trachten sollen.
An die Kunstliebende Jugend, p. 57{Durch Abcopiren und Nachahmen/ gelanget man zur Vollkommenheit.} Endlich durch Abcopirung der bästen modernen Gemälde/ worinn sich alle diese Dinge erzeigen/ kan man die bäste Manier/ und einen wolfliessenden Pensel ergreiffen: ist also die imitation und Nachahmung/ der sicherste Weg/ in diesen (gleichwie auch in andern) Studien zur perfection zu gelangen.
Das VII Capitel.Vom Wohl-Mahlen, p. 73Gute Beyfügungen/ zieren diese Gemälde/ wie auch allerhand Stellungen der Bilder. Zur perfection derselben sind auch behülflich/ gute Beyfügungen/und der Materie anständige fremde Ersinnungen/wolstehende Bilder/ schickliche Stellungen und Affecten/ welche alle das Gemälde reichlich hervorbringen. Nicht minder zieren dasselbe/ theils vorsich halbe in Profil, theils hintersich stehende/ sitzende/ ligende und kniehende/ halb- oder ganz gekleidte/ und unter einander gemengte Bilder.
Das X. Capitel. Vom Historien-Mahlen, p. 80VOLLKOMMEN
{Gute Mahlerey mus mühsam seyn/ und nicht also scheinen} Und diß ist die wahre und beste Manier/ ein vollkommenes Werk zu machen/ wann alles mit großer Mühe vollbracht wird/ und es gleichwol also in die Augen fället/ als ob es ohne Bemühung geschehen wäre: dann solche Stucke sind gemeinlich geistreich/ und lebendig.
Das VII Capitel.Vom Wohl-Mahlen, p. 72VOLLKOMMENHEIT
Die liebe Jugend wird hiemit nochmals vermahnet/ in diesen Studien ämsig zu verharren/ und zu ergreiffen/ was die Natur meist selber anbietet. {Man lerne/ wo nicht alles/ doch etwas.} Kan man nicht die Vollkommenheit/ wie schon gesagt/ in allem/ sonderlich in grossen Historien und fürnehmen Bildern/ ergreiffen/ so sey es in Thieren/ Küchen-Früchten/ Blumen/ Landschaften/ Gebäuen/ Perspectiven/ Comportimenten/ Nächten/ Brünsten/ Contrafäten/ Schiffen/ Seen/ Fischen und anderer Mahlerey. Sie sollen aber eifrig trachten/ zur höchsten Erfahrenheit zu gelangen/ welches ohne Gefahr/ Krieg und Blutvergiessen geschehen kan/ wann nur der milden Natur ernstlich nachgegangen wird.
An die Kunstliebende Jugend, p. 58Wann der Mahler eine gute Erfahrung und practica erlanget/ und seine Hand etwas ringfärtig und geschickt gemacht/ alsdann soll er dieselbe an natürliche Dinge legen/ und sich aufs höchste befleißen/ damit obigs jedes zum genauesten beobachtet werde/ und alles mit der Natur völlig einstimme. Dann die Natürlichkeit/ macht den Künstler groß/ excellent, ruhmreich und gepriesen. Es ist nicht fast mühsam/ nur eine schöne Adelich-herrliche Bildnis entwerfen. Aber einen wilden abscheulichen und furchtsamen Faunum und Satyrum, oder anders dergleichen plumpes/ also natürlich nachmahlen/ daß man leben und mahlen nicht wol unterscheiden kan/ das macht lobwürdig/ und zeuget von der Vollkommenheit. Also ist nun die Kunst zu zeichnen/ die man auf solche Weise durch vieljährige Ubung erlanget/ der unfehlbare Weg/ große progressen in dieser Kunst zu machen
Das I. Capitel.Von Der Erfindung und Zeichnung, p.61Es sollen aber/ in aller Kunst und Fleiß/ der Verstand und die Hand des Künstlers/ glücklich und klüglich zusammen spielen/ und die Lieblichkeit/ sich also zur Vollkommenheit gesellen/ daß die Spectatores, nicht zur Furcht und Unlust/ sondern vielmehr zu herzlicher Freude über der perfection und Glücklichkeit des Meisters/ beweget werden. Es soll auch ein vollkommenes Werk/ mehr lebendig/ als gemahlet/ scheinen.
Das I. Capitel.Von Der Erfindung und Zeichnung, p. 62{Durch Abcopiren und Nachahmen/ gelanget man zur Vollkommenheit.} Endlich durch Abcopirung der bästen modernen Gemälde/ worinn sich alle diese Dinge erzeigen/ kan man die bäste Manier/ und einen wolfliessenden Pensel ergreiffen: ist also die imitation und Nachahmung/ der sicherste Weg/ in diesen (gleichwie auch in andern) Studien zur perfection zu gelangen.
Das VII Capitel.Vom Wohl-Mahlen, p. 73
2. [ndr: Regel] Die Vollkommenheit eines Werkes hierinnen/wird/ nicht durch das aussprechen hochtrabender Worte/ oder Red-Zierlichkeit ohne Erfahrung/ sondern durch rechte Wissenschaft und deren vollziehung/ erlanget.
24. [ndr: Regel] Es hat gar wol gesagt/ daß alsdann ein Werk zu seiner Vollkommenheit gelanget sey/ wann es dem Besitzer eine Freude/ und dem Verfärtiger den verhofften Nutzen und Frommen erwerbe.