PICTURA TOPOGRAPHICA (expr.)
TERM USED AS TRANSLATIONS IN QUOTATION
LANDSCHAFT (deu.)LANDSCHAFT
{Die Mahlerey-Lehrlinge sollen/ über den Bildern ermüdet/ ihre Erfrischung suchen} WAnn der junge Mahler/ durch langes sitzen über den Bildereyen/ starsichtig und / müde worden/ so sollen sie davon etwas aussetzen/ und das Gemüte wieder erfrischen: weil auch ein starker Bogen/ wann er stäts gespannet ist/ zu zerspringen pfleget. Demnach/ wann er von weitem sihet/ daß Hesperus dem Träume-Vatter Morpheo den schwarzen Mantel umleget/ kan er seine Augen zur Stunde mit Lethes naß besprengen/ und sein Abendmal in den Blumen Reichen des kurz nächtigen Sommers mäßiglich einnehmen: damit er/ nach sanftem Schlaf/ bey aufgehender Morgenröte/ sich frisch und aufgeraumt befinde. {in Beschauung der Länderey} Alsdann wann er die Vögel in der Luft den Morgen ansingen höret/: soll er mit einem oder mehr kunstliebenden Gefärten/ bey Eröffnung der Stadt-Thore/ sich ausmachen/ in den Schauplatz der Natur spaziren und/ zu Erleuchtung des Geistes/ seine Augen in den Feldern/ Bäumen und Bächlein/ in Bergen und Thälern/ in den Wiesen und Auen/ weiden und zur Lehre senden.{daraus sie lernen/ Landschaften nachmahlen.}Alda nun wird er finden viel schöne Vorstellungen/ sich daraus zu künstlicher Ausbildung der Landschaften zu unterrichten.[…]
Das VI Capitel vom Landschaft-Mahlen, p. 70{Bäume/ sind der Landschaft Musculen/ und mus darinn wol studiret werden} Und weil aller Arten der Bäume/ deren Blätter/ Farben und Stämme/ gleichwie anderweit auch der Menschen Haar und Kleidung-Falten/ zu erlernen schwer fällt: als ist hierbey desto mehr Mühe und Fleiß anzuwenden/ daß man zur perfection gelangen möge/ und angewöhne eine natürliche angenehme Manier/ Schlag und Gebrauch. {Bilder/ in Landschaften nur ein Beysatz.} Die Bilder und das Vieh in den Landschaften/ sollen nicht sonders Liecht/ Schönheit und Farben bekommen: damit sie/ als nur ein Beysatz/ der Landschaft sich untergeben.
Das VI Capitel vom Landschaft-Mahlen, p. 71LANDSCHAFT-GEMÄHL
Da soll nun das Gemähl [Landschaftsgemälde] hinten nicht mit braunen oder ganzen/ aber wol mit liechten gebrochnen/ Farben colorirt/ folgends Berge und Gebäude herfür gebracht/ aber unter der blauen Luft herein je länger je bräuner gehalten/ und nach Maß und Ordnung/ die Farben/ welche die weitsten/ am meisten/ die nächsten aber am wenigsten/ von ihrer frechen Art gebrochen werden.
Das VI Capitel vom Landschaft-Mahlen, p. 70LANDSCHAFT-MALEREI
{Die vördere und hintere Gründe/ müßen wol aufeinander ordiniret werden.} Die Gründe/ weisen in dieser Mahlerey des Meisters Verstand/ wann solche wol-ordinirt an einander gehänget und gleichsam gebunden werden/ mit Anzeigung des hin- und herkommens: also daß die vordere die andern (welches auch sonst in allem zu beobachten) zuruck nach dem Horizont oder Gesicht Ende treiben/ sich selbsten aber immer mehr herfür thun, Es sollen auch die Gründe nicht zu hart gegen des Liechts Ecken abgestochen/ sondern/wegen empfangenen Widerscheins mit halben Farben abgelindert/ auch nicht mit alzuviel Luft/Bergen/ Gebäuden oder Häusern übersetzet /sondern vielmehr mit großen schönen Bäumen und Gekräuter gezieret werden.
In dergleichen großen schönen Stucken der Landschaft-Mahlerey/ sind unter den alten Italiänern/ (die sich sonst wenig darauf beflissen) insonderheit darunter Muzian und der lobwürdige Titian, sehr verwunderbar gewesen: wie theils Holzschnitte des letzern bezeugen/ denen er einen guten Horizont gegeben/ mit festen Gründen/ darauf jedesmal vornher etwas großes stehet/ und alles andere hintan weichet; dergleichen auch des berühmten Breugels Gemälde und Kupferstücke/ in Abbildung der Tyrolischen Gebirge/ vor Augen stellen.