DIAGRAPHICUM (n. n.)
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UMRIß (deu.)UMRIß
{Anweisung zu dieser Mahlerey in großen Sachen} Wer eine fürnehme Historie auf frischen Kalch zu mahlen gewillt ist/ der durchsinne und bedencke erstlich die Historie wol/ darnach setze er seine Gedanken mit der Feder oder Kreide auf Papier. {Umriß und Carton} Wann ihm nun solcher Abriß beliebig/ so mache er die Bilder der vorhabenden Historie auf ein ganze Tafel/ von Erde oder Wachs/ (auch bekleidet/ nach Notturft mit fein genetzter Leinwat oder dünn seidenem Zeug) ein oder zwey Spannen hoch. Wann also das Modell vollbracht ist/ so setze er dasselbige so hoch und weit von sich/ wie es sein Horizont, das Liecht und die Distanz erforderet/ und die Historie-Ordnung mit sich bringt: alsdann wird sich erzeigen der Figuren Proportion, Ordnung/ Liecht und Schatten/ halbe und beyde Theile/ völlig nach der Natur Schlag und Brauch. Nach solchem nimmet der Mahler ein darzu zusammgepaptes Papier der rechten Größe/ wie er vorhabens ist das ganze Werk zu machen/ zeichnet darauf/ mit etwas Behelf der fürnehmsten Theile des Lebens/ die ganze Historie wol ausgeführet: und dieses wird alsdann eine Carton genennet. Wann dieses fertig ist/ so schneidet man ein Stuck oder Figur ab/ just soviel/ als man selbigen Tag zu verrichten ihm vorgenommen/ und leget solches auf den Platz des angeworffenen nassen Kalchs/ und fähret alsdann mit einem spitzigen Pfriem oder Eisen säuberlich über den Umriß des Papiers. {Dieser wird auf dem nassen Kalch stückweis/} Wann solches geschehen ist/ so findet der Mahler darunter den Umriß seines fürnehmens durchgezogen/ weil der frische Kalch gehorsam ist: und hierauf wird mit Farben nach dem Riß gemahlet. Des andern Tags/ wird wieder also ein Stuck von dem Carton abgeschnitten/ und damit/ wie gemeldt/ verfahren/ und also alle Tage fortgesetzet/ bis das Werk vollbracht ist. Man kan also nicht fehlen/ weil jedesmal/ bey auflegung des neuen abgeschnittenen Bilds/ auf der Mauer/ des vorigen Ende erscheinet. Wann man aber/ auf eine Tafel oder Tuch/ aber sonsten ganz/ durchgezogen. nach dem Modell oder Carton von Papier/ mahlen will; alsdann ist das verschneiden unnötig/ sondern man überfährt solchen Modell hinten mit trucken-geschabter Kohle wolschwarz/ leget es also auf die Tafel fest nieder/ und zeichnet den Umriß mit dem vorgemeldten Stefft oder Eisen überall ab/ oder durchpauscht solches: alsdann findet man denselben ganz auf der Tafel/ und ist hierauf mit Oelfarben darüber zu mahlen. Dieses ist der Process und Gebrauch bey den meisten Italiänern/ sonderlich bey den Florentinern. Aber andere/ sonderlich die das meiste nach dem Leben mahlen/ bedienen sich allein der natürlichen Modellen: nach welchen sie ihr fürnehmen/ mit gutem Urtheil/ durch Verhülf der Kreiden/ auf ihre Tafel zeichnen/ und also/ ohne fernere Mittel/ das Werk fortsetzen.
Das III Capitel. Vom Fresco-mahlen, p. 64