Ich versehe mich auch/ sie werden/ gleichwie die Römer/ wann ihre Hauptleute/ vor dem Treffen/ sie zur Dapferkeit vermahnet/ mit schwingen der Picken-spitzen ihre prontezza und Willfärtigkeit bezeuget/ mich auch ihren frischen und freudigen Muht ersehen lassen/ wann ich ihnen [ndr: Der Kunstliebenden Jugend] zuspreche/ daß sie ohn Verzug herzutretten/ und im ersten Angriff den besondersten Theil der Kunst/ nämlich die Stellung des Menschen/ und folgends auch alle andere Stucke/ fassen und erlernen sollen/ {Wer zur perfection in allem unfähig/ der suche sie in einem oder anderem Stuck} oder doch/ weil öfters die Natur und der Geist nicht gleich in alles einwilliget und darzu disponirt ist/ nur in einem und anderm sich zu perfectioniren und vollkommen zu machen trachten sollen.
Die Zeichnung soll und mus mit sonderbarer Vernunft/ rarer invention, abtheilung und stellung/ als an welcher allermeist gelegen/ gemacht seyn: damit alle Theile/ zu vergnügung eines vernünftigen Auges/ wol übereinstimmen/ und nicht hier alles/ dort wenig oder gar nichts/ ohne Urtheil oder Verstand/ herfür komme. Solche schöne Ordnung oder häßliche Unordnung/ entspringet von wol- oder übel-gefasster Zeichen-Kunst/ entweder nach denen gehabten Modellen/ oder nach den vorgenommenen lebendigen Bildnusen: und kan die Zeichen-Kunst keinen guten Anfang haben/ wann sich der Scholar nicht eifrig beflissen/ natürliche und lebhafte Dinge abzuzeichnen/ und nach gut-gemahlten Stucken von belobten Meistern/ oder nach antichen Statuen und erhobnen Bildern/ wie schon oft gesagt worden/ zu formiren.