LICHT (n. n.)

CLARTÉ (fra.) · KAARSLICHT (nld.) · LICHT (nld.) · LICHTJE (nld.) · LIGHT (eng.) · LUMIÈRE (fra.)
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CLAIR (fra.) · DAG (nld.) · ÉCLAT (fra.) · JOUR (fra.) · LICHT (nld.) · LUMIÈRE (fra.) · REHAUT (fra.) · TON (fra.)
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LUMEN (lat.) · LUX (lat.)
EBERT-SCHIFFERER, Sybille, « Blitz, Mond, Liecht-Kerze, Feuer: Sandrart als Maler von Nachtstücken », dans EBERT-SCHIFFERER, Sybille et MAZZETTI DI PIETRALATA, Cecilia (éd.), Joachim von Sandrart. Ein europäischer Künstler und Theoretiker zwischen Italien und Deutschland, Actes du colloque de Rome, München, Hirmer, 2009, p. 31-50.
HECK, Michèle-Caroline, Théorie et pratique de la peinture : Sandrart et la “Teutsche Academie”, Paris, Éd. de la Maison des sciences de l’homme, 2006.
HOCHMANN, Michel et JACQUART, Danielle (éd.), Lumière et vision dans les sciences et les arts de l’Antiquité au XVIIe siècle, Actes du colloque de Paris, Genève, Droz, 2010.
KERN, Ulrike, « LUMIÈRE », dans HECK, Michèle-Caroline (éd.), LexArt. Les mots de la peinture (France, Allemagne, Angleterre, Pays-Bas, 1600-1750) [édition anglaise, 2018], Montpellier, Presses Universitaires de la Méditerranée, 2018, p. 319-323.

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Quotation

IX. Von der Liecht und Schatten/ wie auch von den schicklichen Farben, p. 143-144
Darvon [Liechstrahlen] noch ein weniges zugedencken/ setze ich eine ausgeleschte Kertze oder Liecht und richte ein Messer oder ein Löffel auf: Nun will ich aus der Perspectiv bemercken/ wie weit und wie der Schatten triefen und fallen wird/ wann das Liecht angezündet ist.//
Man zieht nach dem Liechtpunct A. eine/ oder nach dem die Sache viel Ecke hat/ mehr Linien/ auf den Grund BD und so weit wird der Schatten treffen/ wann das Liecht angezündet ist/ daß also ABC. einen Driangel machet. Dergleichen ist zu beobachten bey EF. wie der Schatten von dem Leuchterschlüsselein sich auf dem Grund anweiset. 
Ist nun die Sache hinter die andere gestellet/ so fället ein Schatten über den andern/ und ist der doppelte Schatten so viel schwärtzer. Je weiter der Schatten von dem Liechtpunct/ je schwächer und bräuner ist er: je näher je schwärtzer. Der Beweiß ist bey jederm Liecht zu beobachten.

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CONCEPTION DE LA PEINTURE → lumière
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière

Quotation

Die reflexion oder der Widerschein/ welcher das zweyte Liecht ist/ hat diese Art und Eigenschaft. Gleichwie das erste Liecht von oben ab/ auf das Bild/ Figur/ oder einen andern Cörper/ niederwarts scheinet/ und dasselbe auf einer Seite beleuchtet/ wordurch hingegen gemeldter Cörper auf der andern Seite finster beschattet wird: also wird das allernächste Liecht alda/ welches ingemein von dem oben-einfallendem erst-besagten Liecht entstanden/ nach des Liechts habender quantitet/ den Schatten in etwas zurücke beleuchten. Hierbey ist nun zu beobachten/ daß alle reflexionen ganz contrari gegen das erste Liecht zurücke gehen oder leuchten. Wann nun diese allgemeine Regel in gerechter Maß observirt wird/ wie in allem billich seyn soll/ so erfolget dardurch die wahre Erhebung/ rundirung und Vertieffung/ allerdings nach art und eigenschaft deren Cörper/ als ob es an ihm selbst erhoben oder rund wäre: da hingegen/ wo solches nicht regulier in acht genommen wird/ alles platt und niederträchtig bleibet/ wordurch des Werkmeisters Schwachheit sich mehr als zuviel offenbaret.

Schatten

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CONCEPTION DE LA PEINTURE → lumière

Quotation

{Die vördere und hintere Gründe/ müßen wol aufeinander ordiniret werden.} Die Gründe/ weisen in dieser Mahlerey des Meisters Verstand/ wann solche wol-ordinirt an einander gehänget und gleichsam gebunden werden/ mit Anzeigung des hin- und herkommens: also daß die vordere die andern (welches auch sonst in allem zu beobachten) zuruck nach dem Horizont oder Gesicht Ende treiben/ sich selbsten aber immer mehr herfür thun, Es sollen auch die Gründe nicht zu hart gegen des Liechts Ecken abgestochen/ sondern/wegen empfangenen Widerscheins mit halben Farben abgelindert/ auch nicht mit alzuviel Luft/Bergen/ Gebäuden oder Häusern übersetzet /sondern vielmehr mit großen schönen Bäumen und Gekräuter gezieret werden.
In dergleichen großen schönen Stucken der Landschaft-Mahlerey/ sind unter den alten Italiänern/ (die sich sonst wenig darauf beflissen) insonderheit darunter Muzian und der lobwürdige Titian, sehr verwunderbar gewesen: wie theils Holzschnitte des letzern bezeugen/ denen er einen guten Horizont gegeben/ mit festen Gründen/ darauf jedesmal vornher etwas großes stehet/ und alles andere hintan weichet; dergleichen auch des berühmten Breugels Gemälde und Kupferstücke/ in Abbildung der Tyrolischen Gebirge/ vor Augen stellen.

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EFFET PICTURAL → qualité des couleurs
GENRES PICTURAUX → paysage
EFFET PICTURAL → qualité de la composition
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière

Quotation

{Das Gemähl soll wol beBildert seyn.} Er mus auch das Stuck nicht dünn beseen/ sondern/wo das fürnehmste der Geschicht zu stehen kommet viel Figuren und ganze Klumpen Bilder dahin stellen/ die alle ihr Amt verrichten: aus welche er auch das beste Liecht zuleiten soll/ um die meiste Annehmung des Gesichtes zu befördern. {Welche hierinn excelliret?} Hierinn hatten Titian, Tintoret, und der meisterhafte Paulus Veronez bessere und gründlichere Manier/ als Michaël Angelo : dessen Lob mehr in Bildhauen einer einigen herrlichen Figur/ als in Mahlen und coloriren bestehet.

Conceptual field(s)

GENRES PICTURAUX → peinture d’histoire
CONCEPTION DE LA PEINTURE → lumière
CONCEPTION DE LA PEINTURE → composition

Quotation

WAnn man von der reflexion und dem Liecht zum Mahlen reden so mus der Anfang von der Sonne gemacht werden: welche/ als die Seele der Welt […] Hierdurch bekommen Luft/ Meer und Erde/ die Wolken/ Berge/ Felder/ Gebäude/ Menschen und Thiere/ alle Geschöpfe/ ihre natürliche Farbe/ die zuvor in der Finstere alle  schwarz erschienen. {Diß thut auch der Blitz/ bey finsterm Gewölke}/ und bey Nacht der bleiche Mond/ ingleichen die Liecht-Kerze und das Feuer/ mit ihrem blaulichten/ bleichen und rohten Liecht. Und solches wird/ die reflexion oder der Widerschein/ dergleichen Arbeit aber Nacht-Stücke/ genennet.

Conceptual field(s)

GENRES PICTURAUX → nocturne

Quotation

{Unachtsamkeit der Alten/ in erwehlung kleiner Mahl-Stüblein: wodurch sie ihnen selbst/ die Weitturft und das nötige Liecht/ entzogen.}
Es haben viel unserer Vorfahren/ auch meist die allerberühmteste Teutsche Kunst-Mahlere/ gefehlet/ indem sie/ all zu kleiner auch überall mit Liecht und Sonnenschein erfüllter Mahl Stüblein/ zu ihrer Arbeit sich bedienet: wordurch ihnen/ der Platz und die nötige Distanz, um von ihrem Modell oder Tafel weit genug ab und zuruck zu treten/ auch ihre Arbeit von weitem zu besichtigen und darüber zu urtheilen/ so wol auch des gerechten hohen einfälligen Liechts Stärke zum rundiren/ folgbar die natürliche Kräften aller Farben/ verkürzt und benommen worden: Und wurden sie/ wann sie in einem anständigen Mahlzimmer gewesen wären/ ihren trefflichen Werken viel mehr Leben/ Kraft und Warheit gegeben haben. {Des Mahlzimmers rechte Breite und Länge}/ So ist dann vonnöten/ daß ein schickliches Zimmer/ absonderlich zum Bild-Mahlen in Lebens-Größe/ auch zum Historien-Mahlen/ und dergleichen/ erwehlet werde. Dasselbe mus nun wol hoch und groß seyn/ und in der Länge zum wenigsten 30 Schuh/ und in der Breite fast eben soviel haben/ auch das Liecht/ welches recht mitten und zu oberst des Zimmers anfangen mus/ 5 oder 6 Schuh in der Vierung haben/ wiewol die Rundung besser anstünde. {auch groß und kleines Liecht} Gleich unterhalb dieses Liechts/ soll noch eines jenem gleichförmig seyn/ welches bedeckt kan werden: damit/ wann Historien zu praesentiren sind/ so in frey-offenem Feld im Sonnenschein bey vielem Liecht geschehen/ man zu dem obern auch etwas vom untern eröffnen könne. Dieses Liecht/ soll von Nord oder Septentrion, weil von dannen der Sonnen-Glanz am wenigsten bescheinet/ genommen werden. Ein gerechtes Zimmer zu unserer Kunst ist/ wann darinn alles/ was von Modellen hinein kommt/ auch die Gemälde selbst/ ein vollkommen-schönes Liecht haben/ und jedem Ding den Wolstand/ Schatten und Widerschein geben kan.

Anciens (les)

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → lumière
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière

Quotation

{Process mit den Nacht Stucken/ bey Feuer und Liecht} Wann man eine Historie bey Nacht vorstellen will/ so mache man ein großes hell-brennendes Feuer/ dessen Schein weit um sich leuchte/ und sehe von denen umstehenden Sachen ab/ wie sie natürlich von der Feuerfarbe/ je näher je röhter/ participiren und sich gestalten. {Farbe des Feuers.} Dann das Feuer ist ganz rötlich/ als von Liecht-BleyGelb/ Weiß und Mennig gemischet: und also müßen auch die Dinge/ die dasselbe beleuchtet/ entbildet werden. Je weiter aber die Sachen von dem Feuer sich entfernen/ je mehr müßen sie von dessen Schein/ und nach und nach sich in schwarz- und finsterer Nacht-Farbe verlieren.
{Wie den Nacht-Figuren/ die Farbe} Die Figuren/ so vor dem Feuer stehen/ sollen dunkel und schwarz aus dessen Liechte herfür spielen: weil sie vom Dunkel der Nacht/ und nicht vom Feuer/ ihren Ursprung bekommen. Die Bilder aber/ so zur Seiten stehen/ sollen halb dunkel und halb feurig oder rötlich seyn. Welche aber von dem Feuer gesehen werden/ die müßen ganz rötlich/von der Flammen reflexion oder Gegenspielung/ auf einem braunen dunklen Feld/ erleuchtet stehen.
{und action oder Gebärden/ zu geben}. Was aber ihre [ndr.der Figuren] actiones, Gestalt und Stellung betrifft/ so können die/ so in der Nähe beym Feuer sind/ also vorgestellet werden/ daß sie die Mäntel vorschlagen/ die Hände vor das Angesicht halten/ oder solche abwenden/ als wann sie die Hitze des Feuers vermeiden wolten. Die aber in der Ferne stehen/ können ihre Augen mit den Händen reiben/ als ob ihnen der Rauch oder Flammen-Schein überlästig wäre. Andere mehr Stellungen/ wird dem vernünftigen Mahler die Natur und das Leben an die hand geben.

Sybille EBERT-SCHIFFERER "Blitz, Mond, Liecht-Kerze, Feuer": Sandrart als Maler von Nachtstücken", In: Sybille Ebert-Schifferer/Cecilia Mazzetti di Pietralata (Hrsgg.): Joachim von Sandrart. Ein europäischer Künstler und Theoretiker zwischen Italien und Deutschland (Römische Studien der Bibliotheca Hertziana, Bd. 25), München 2009, S. 31–50.

Conceptual field(s)

GENRES PICTURAUX → nocturne
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière

Quotation

{In großen Werken/ mus die disminuirung beobachtet werden/} In einem großen Altar/ oder auf einem andern Blat/ das vielerley Farben bedarf/ ist zu beobachten die disminuirung: daß man nach und nach/ in gerechter Maße/ sich verliere/ und die Colorit ungehintert/ nach der Perspectiv Regeln/ von einem Bild zum andern netto folge und ihr Ort bekomme: welches wir auf Niederländisch Hauding nennen. Diß ist eine sehr nötige Observanz, wird aber wenig erkennet. {von unserm Bambot und Rembrand/ hierum fürtrefflich.} Und hierinn haben wir zu lernen/ verwunderbaren Bambots, auch von andern/ insonderheit von dem laboriosen und dißfalls hochvernünftigen Rembrand: gleichsam Wunder gethan/ und die wahre Harmonie, ohn Hinternis einiger besondern Farbe/ nach den Regeln des Liechts/ durchgehends wol beobachtet.

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → qualité des couleurs
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière

Quotation

Des Menschen nackender Leib/ auch Angesicht und Hände/ sollen iederzeit/ im Werck das Meiste/ in Schönheit der Farbe/ und Liechte/ behalten; alles Andere aber/ nach Erforderung der Sachen/ minder seyn: und auch deren Gewanter/ oder Bekleidungen etwas/ in der Zier nachgeben. { Der Farben Ordnung} Mit dieser observation, können die Nackete neben ihnen wol leiden die Gewante/ so gelblich/ rötlich/ Veil-Farb/ und Purpur. Grün/ blau und gelb stehen auch iederzeit wol beysammen/ {Wolstand. Harmonie. } welche Austheilung der Künstler gleich anfangs vernünfftig zu überlegen hat/ damit er nicht dergestalt irre/ daß zuletzt unmüglich fällt/ zu helffen/ und er gar aus der Harmonie gerahte/ und aus allen Geschick verfalle. Welche Unart und Unform alldann alle gehabte Mühe schändet und übern Hauffen wirfft.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur
CONCEPTION DE LA PEINTURE → lumière

Quotation

Bey solcher Ausmahlung des Hauptwercks/ ist zuvorderst iedesmal eine Durchsicht offen zulassen/ zu Erkennung der Horizonts-Höhe. Darnach soll man seine Bilder vernünfftig eintheilen/ nicht zu dünn besäen; sondern/ wo das Hauptwerck hintrifft/ wol ins Gesicht bringen/ viel Figuren/ ja/ wol gantze Grupen oder Hauffen beysammen dahin stellen/ und iedwedes sein Amt also verrichten/ daß dahin auch das schönste Liecht gehalten/und der beste Gewalt des Wercks gesehen werde. Wie dessen/ in ihren Wercken alle fürnehme Meister/ als Titian und Tintoret, sonderlich der meisterhaffte Paul Verones erfahren/ gewesen/ und ihre Kunst-Wercke zu Exempeln hinterlassen. {Des Wohlstands} Man soll sich an kein besonder Bild binden; sondern allezeit meist Achtung geben/ auf daß/ was die gantze Historie erfordert; mit Beyfügung einiger der Materi/ wol anständiger fremder Ersinnung/ wolstehender Bilder/ guter Stellung und Affecten. Welche alle/ durch ihre Geberden zu erkennen geben/ was iedes Amt sagen will.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → composition
CONCEPTION DE LA PEINTURE → lumière

Quotation

Zu solcher grosser/ wie auch kleiner Wercke Verrichtung wird erfordert/ daß der Mahler seine Arbeit verrichte/ in einem grossen/ weiten/ und hohen Mahlzimmer/ mit einem hoch-abfallenden Nordliechte/ ohne Sonnen-schein. {Das hochfallende Liecht. Gerechten Tag auch Schatten und Reflexion. Distanz.} Alsdann alles/ was er darinnen/ an Modeln/ vor sich stehen hat/ ihm vortreflich/ starck/ mit einem grossen Vortheil nach zufolgen/ Gelegenheit gibt/ indem es ein reines Liecht und mithin regulirten Gegenschein der Reflexion-Ordnung/ verursache. Aus welchem die vollkommene Ordnung zum rundiren besteht. Diese grosse Zimmer geben den Raum/ daß die Modelle/ in gebührender distantz, nemlich in so grosser/ oder etwas grösserer/ als die Person ist/ Mahler abstehen können: { Von der Universal-Haltung] wodurch die wahre Proportion, in dem Universal, durch die Augen besser zu begreiffen/ als wann das Model gleich an unserem Gesicht stehet.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → lumière
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière

Quotation

Und weil auch/ nach Gelegenheit der Historien/ Nachtstücke vorzustellen nöthig seyn will: So ist darinnen ein grosser Vortheil zuergreiffen/ dann dieses gantz einer anderen Art und Orts zu mahlen bedarff: { Die Nacht hat ein ander Colorit Mittel zu folgen} weil allhier nur das irrdische Liecht/ es sey von Feuer/ oder Liecht/ nach Art dessen Farbe/ woher das Liecht entsteht/ colorirt werden muß/ und zwar je näher bey dem Liecht (als Ursacher) je lebendiger/ nach dessen Eigenschafft/ ie mehrer aber davon es sich nach und nach verlieren thut/ bis endlich alles schwartz und unsichtbar bleibet/ was am allernächsten bey dem Liecht oder Feuer stehet/ ja/ das Feuer selbst/ oder die Helle der Kertzen/ colorirt sich best/ wann das liechte bleygelb/ auch etwas Mennig mit unter dem Weis vermischt ist: Diese letzte ist zwar etwas unbeständig/ und darum/ so viel müglich/ zu meiden; { Welche Farben dienen} gibt aber rechte Nacht-Colorit und also folgends/ nach Art des Liechts/ in der Ferne/ die Farben abweichend/ gebrochen. Hierinn ist eine gerechte Maaß/ und in einem Zimmer nur ein finster Ort verbaut/ zu halten{Bestes Mittel.}/ darinnen eine grosse brennende Lampe/ und das Model in nöthiger action gestellt wird. Ich selbst aber bliebe mit den Farben draussen in dem Zimmer/ wo ich vermittels des Tagliechts arbeiten/ und meine Farben erkennen/ also durch die behaltende öffnung in die Nacht/ sehen/ und dem natürlichen affect des Nachtliechts/ auswendig/ nach Belieben/ folgen könte. Auf solche Weise kan man der Nacht Natürlichkeit best vorstellen: massen dieses das einige Mittel dazu: weil/ bey Nacht selbst/ die Farben andere Gestalt annehmen.

Conceptual field(s)

GENRES PICTURAUX → nocturne
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière

Quotation

Rede bey Stellung des Modells, p. 11
[Was ein Jüngling bereits wissen müsse nach dem Modell zu zeichnen] Damit ihme auch die verkürtzende Glieder keine Schwürigkeiten verursachen/ So wird sechstens unumgänglich nöthig sein/ daß er die Perspectiv erlernet/ und ihme dieselbe sehr bekant gemacht habe ; Dann durch deren Hülffe wird der Nachzeichner beym erster Anblick der Action, die vorfallende Verkürzungen des Sceletons accurat wissen anzudeuten/ und die/ dasselbeverkürzende Glied des Sceletons herum-gestochtene Musculos, mit mehrer Gewißheit beobachten können. Es giebt auch die Perspective in gewisses Urtheil/ von der degradation des Lichtes und des Schattens/ vom Wierderschein/ und vielen andern im Leben zu beobachtenden Dingen.
Dieses, […] seynd die Dinge welche einem Jüngling zu wissen höchstnöthig seyn/ bevor er mit Nutzen in der Lebens-Classe nach dem Modell zu zeichnen den Anfang machen könne ; Und aus eben diese Insicht/ seynd bey dieser Königl. Academie die Classen wolbedächtiglich also rangiret/ wie in der/ vor dieser Lebens-Classe befindlichen Gallerie zu sehen ist/ auf daß sie der Jugend durch ordentliche Erlernung der darin gelehrten Wissenschafften/ eine Steige bahneten/ auf derer Staffeln sie den rechten Eingang zu dieser Leben-Classe finden könnte: […]

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → perspective

Quotation

Rede bey Stellung des Modells, p. 12
[Was ein Jüngling im Nachzeichnen des Lebendiges Modells beobachten müsse.] (4) Entferne er sich nicht allzuweit vom Licht/ damit er aus Mangel behöriges Lichtes/ seine Zeichnung nicht unausgemachet lassen müssen.

Conceptual field(s)

L’ARTISTE → apprentissage

Quotation

Rede bey Stellung des Modells, p. 15
Ferner/ so wird es sich allezeit im Leben finden/ daß in dem gantzen Modell nur ein Tag ist/ der da hersche über alle andere Tage/ und ob zwar in einem jedern Glied ein Licht ist/ welches über die andere Lichter desselben Gliedes praedominiret/ so seynd sie doc halle dem höchsten Lichte der Figure unterworffen/ und eben dieses ist auch vom Schatten zu verstehen. Letzlich/ so hüte man sich/ daß man nicht in phantastische Manieren des Ausarbeitens falle / zum Exempel : Es finden sich etliche/ welche an stat des gantzen Lichts der Figur/ nur den Grund des Papieres lassen/ und hin und wieder einen weissen hellen Blick setzen/ als ob das Fleisch eines lebenden Menschen ein hellgläntzendes Metall wäre. Andere arbeiten den Tag so mühsam oder geblasen aus/ daß die Zeichnung ihres nacktes eher einem ausgestopffetem Woll-Sack/ als einem activen Menschen ähnlich sieht.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → dessin
CONCEPTION DE LA PEINTURE → lumière

Quotation

Rede bey Examinirung eines Kunst-Gemäldes, p. 33
Da ich von diesem Theil der Kunst / nehmlich der Colorit einen besonderen
Discours zu halten mit […] mir vorgenommen habe ; Indessen melde [ndr.: ich] nur sagen das Vornehmste/nemlich daß die Haupt-Person [Christus] durch einen grossen Tag erleuchtet/ die anderen aber nur mit einem streiffenden Licht beschienen werden/ […] daß allezeit in den Theilen des Gesichtes/ eine dunckele Farbe einer lichten und dann eine lichte einer dunckelen Farbe zum Grunde dienen müssen ; 

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → qualité des couleurs
CONCEPTION DE LA PEINTURE → lumière
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière

Quotation

Der dritte Discours von der Mahlerey. Das II. Capitel, p. 65-66 
[Worauf in allen Gemählden insgemein zu sehen ist/ um davon
judicieren zu können]
3. Muß Licht und Schatten untersuchet werden. Das Licht nehmen die Mahler in ihren
Originalien, welche von einem Ort zu dem andern gebracht werden können/ allezeit/ als wenn es von der lincken gegen die rechte Hand hinein fiele. In Gemählden an den Wänden richten sie sich so viel möglich nach den Fenstern des Gemaches. In der freyen Lufft nach dem Lauff der Sonnen selbst.
Der Schatten ist zweyerley : Der rundirende und der geworffene Schatten. Jener ist/ welcher an einem Bild auf derjenigen Seite nothwendig sich zeiget/ die von dem Bild auf dem Boden oder auf die dahinterstehende Dinge geworffen wird/ und ungefehr des Bildes-Gestalt hat. Endlich ist auch dabey zu sehen auf das
reflectirte Licht/ welches gantz schwach ist/ und auf alle Dinge/ da der gröste Schatten ist/ fället/ wenn nemlich die Strahlen der Sonnen von einem dahinterstehenden Cörper zurücke prallen. 

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → lumière

Quotation

Das 10. Capitel. Vom Historien-Mahlen.
Der Historien-Mahler Gehirn wird sich ja so weit erstrecken, daß er seinen Landschaften wird mit Wolcken oder Gebäuden selbst die Ansehen geben können. Es muß auch das Stück nicht zu dünne, wie man saget, besäet, sondern wo die führnehmste Geschichte zu stehen kommet, mit vielen Figuren, und ganzen Klumpen Bildern bestellet werden, die alle ihr Amt verrichten, auf welche er auch das beste Licht zuleiten soll, um die meiste Annehmligkeit der Gesichter zu befördern. 

Conceptual field(s)

GENRES PICTURAUX → peinture d’histoire

Quotation

Das 13. Capitel. Von der Beschaffenheit des Zimmers/ so zum Mahlen erfordert wird.
Was die Beschaffenheit des Zimmers, darinen man mahlen will, so muß es zu Bildern und Historien hoch und groß seyn und in er Länge zumwenigsten 30. Schuhe, in der Breite aber eben so viel haben, auch das Licht recht von oben des Zimmers empfahen. Ein Zimmer aber, worinnen ein Conterfaiter sein Werk verfertigen will,  muß ein helles Licht haben, daß ihm nicht das Licht von andern dabey stehenden Häusern oder Gebäuden benommen werde, doch daß auch die Sonne nicht den ganzen Tag auf der Stuben liege, so auch wegen allzustarcken Sonnen-Licht nicht passiren kan. Ein solch Gemach aber soll nur ein Fenster haben, den die vielfensterichen Gemächer fallen den Mahler hinderlich, sowohl in Unterscheidung der Schatten, als auch Erhöhung oder Lichter. Hat aber ein solches Gemach mehr als ein Fenster, so sollen dieselben mit Fürhängen wohl fest gemachet werden, und nur ein Fenster offen bleiben. Die Staffeley muß sodenn im Stehen also gestellt werden, daß das Licht allein von der lincken Hand auf das Gemählde falle, und nicht von der rechten oder von vorne. Derjenige aber, der nichts wichtiges zu mahlen hat, kan solches allwege thun, wenn es nur nicht ein staubichter Ort ist, ja auch unter freyen Himmel bey trockenen Wetter. Sonst erwehlen etliche Mahler wegen der Sonnen gerne eine Stube so frey Licht hat, und gegen Norden oder Mitternacht lieget, oder gar ein dunckel Gewölbe, da von oben das Licht durch ein rund Loch auf die Taffel, worauf man mahlen will, falle. Wie denn der berühmte Mahler Michael Angelonon Carravagio, damit er in seinen Gemälden eine vollkommene Rundirung und natürliche Erhebung desto besser hervorbringen könte, sich solcher dunckeln Gewölber, da durch ein kleines Loch das Licht auf seine Bilder fiel, und er also eine schöne Rundung heben möchte, bedienet hat. 

Conceptual field(s)

Quotation

Das 13. Capitel. Von der Beschaffenheit des Zimmers/ so zum Mahlen erfordert wird.
Will man eine Historie bey Nacht fürstellen, so mache man ein halb brennendes Feuer, dessen Schein weit um sich leuchte, und sehe von den umstehenden Sachen ab, wie sie natürlich von der Feuer-Farbe je näher je röther sich präsentieren. Denn das Feuer ist gantz röthlich, als von Licht gelbe weiß und Mennige vermischt, also müssen alle Dinge, die dasselbe beleuchtet, eingebildet werden: Je weiter aber die Sachen vom Feuer sich entfernen, je mehr müssen sie von dessen Schein nach und nach sich die schwartze und finstere Nacht-Farbe verlieren. Die Figuren, so vom Feuer stehen, sollen dunckel und schwartz aus dessen Lichte herfür spielen. 

Conceptual field(s)

GENRES PICTURAUX → nocturne
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière